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ERP-Lösungaus einer Hand

Erfassen, Auswerten und Steuern von Informations- und Warenflüssen
ERP-Lösungaus einer Hand

Fertigungssteuerung | Zur Qualitätssicherung bei der Produktion hochwertiger Teile reichen Tools wie Word, Excel und Access nicht aus. Daher hat Precitec für anspruchsvolle Anwendungen und Kunden eine ERP-Lösung von Gewatec eingeführt, die alle für die Branche erforderlichen Funktionalitäten abbildet.

Eduard RüsingFreier Fachjournalist in Karlsruhe

Der Dreh- und Frästeilespezialist Precitec kam aufgrund seines Wachstums mit einer Fertigungssteuerung auf Basis von Office-Tools nicht mehr zurecht. Heute steuert das Start-up mit der Branchen-Komplettlösung für Präzisionsteile von Gewatec die Fertigungsabläufe und die Qualität. Dabei wird betriebswirtschaftliches Denken mit großer Transparenz im gesamten Unternehmen gefördert. Der Produktionsdienstleister verarbeitet sowohl Werkstoffe wie etwa Titan, Tantal, Wolfram oder besondere Werkzeug- und Edelstähle als auch Kunststoffe wie Peek, PTFE oder POM.
In der Werkhalle stehen 20 CNC-Dreh-/Fräsautomaten, unter anderem von Traub und Star mit bis zu 13 CNC-Achsen und einem Drehdurchmesser von 1 bis maximal 66 mm beim neuesten CMZ-Dreh/Fräsautomat. „Den CMZ-Automat haben wir angeschafft, weil vor allem die Luftfahrtfirmen es nicht mehr akzeptierten, dass wir Teile mit großen Drehdurchmessern in der verlängerten Werkbank an Fremdfirmen vergaben“, erklärt Firmengründer und Geschäftsführer Dirk Schwichtenberg. „Wir standen damit vor der Entscheidung, dieses Produktspektrum abzulehnen oder selbst entsprechende Möglichkeiten zu schaffen. Wir haben uns für den Weg der Expansion entschieden.“ Gearbeitet wird in zwei Schichten, drei Schichten seien im Moment nicht möglich, da das dafür notwendige qualifizierte Personal nicht so einfach regional zu beschaffen sei. Deshalb werden seit 2008 Facharbeiter für den Eigenbedarf ausgebildet.
Lückenlose Rückverfolgbarkeit im Schadensfall lässt sich nur mit gutem ERP erfüllen
Als 2006 die Erfassung, Auswertung und Steuerung der vielfältigen Informations- und Warenflüsse mit den eingesetzten Office-Tools (Word, Excel-Listen, selbstprogrammierte Access-Datenbank) an ihre Grenzen stießen und zudem die Zertifizierungen für die Luft- und Raumfahrt- sowie die Medizintechnik anstanden, schauten sich die Verantwortlichen nach einer branchenspezifischen ERP/MES-Lösung um. „Die Zertifizierungen sind für uns wichtige Zugangsvoraussetzungen für diese Märkte“, betont Schwichtenberg, „und die Zertifizierungsanforderungen, zum Beispiel die lückenlose Rückverfolgbarkeit im Schadensfall, lassen sich nur mit einem guten ERP erfüllen.“ Die Vision des Geschäftsführers war integriertes ERP/MES-System aus einer Hand, das möglichst alle Funktionen abbildet. Damit habe man eine durchgehende Kommunikation auf einer einheitlichen Datenbasis, vermeide Zuständigkeitsdiskussionen bei Problemen zwischen verschiedenen Systemanbietern und müsse bei Updates keine kostenintensiven Schnittstellenanpassungen bewältigen.
Installiert wurden im ersten Schritt die Module Winkalk (Kalkulation), GPPS (PPS), Kapplan (Kapazitätsplanung/Leitstandsystem), Grips (CAQ), Dokumentenverwaltung, Produktionsmittel-Management (PMS), die CNC-Programmübertragung (DNC) und die Personalzeiterfassung (PZE). Das BDE/MDE-Modul Provis wurde später zusammen mit den von Gewatec selbst produzierten BDE/MDE-Funkterminals eingeführt. „Größere Systemanpassungen waren nicht notwendig, da die Branchenlösung von Gewatec einen für Zerspaner optimalen Funktionsmix bereithält“, erklärt der Qualitätsmanagement-Beauftragte Torsten Fizia. „Und wenn wir heute eine Erweiterung brauchen, wird sie von Gewatec in den Standard aufgenommen, sofern sie eine gewisse Allgemeingültigkeit für die Zerspanungsbranche hat.“ Das Entwerfen der eigenen Reports, Listen, Formulare oder Briefbögen wurde nach kurzer Einarbeitung von den Precitec-Administratoren selbst erledigt.
Dank Concurrent-Lizenzen bleiben Nutzungsgebühren im bezahlbaren Rahmen
Da das ERP nur wenige IT-Ressourcen belegt, wurde es auf Arbeitsstationen im ganzen Unternehmen installiert, zurzeit auf circa 25 PCs. Es bringe größeren Nutzen, wenn möglichst viele Mitarbeiter einfachen Zugang zum ERP haben. Die Regelung der Concurrent-Lizenzen sorgt dafür, dass die Lizenzgebühren nicht ausufern. Concurrent-Lizenz bedeutet, dass der Kunde nur die Anzahl anschaffen muss, die maximal gleichzeitig genutzt wird, beispielsweise sieben PPS-Lizenzen, auch wenn 15 installiert sind.
Eine besonders wichtige Komponente im Unternehmensaufbau ist das CAQ-System. Precitec nutzt nahezu die gesamte Bandbreite des CAQ-Moduls, von der Prüfplanung über Prüfmittelüberwachung und Erstmusterprüfung bis zu umfangreichen Auswertungen und Dokumentationen. Über das CAQ wird zudem das wichtige Reklamationsmanagement abgewickelt. Alle Messmittel sind direkt mit dem CAQ-Modul verbunden, inklusive der neuen 3D-Koordinatenmessmaschine von Zeiss. Sie ist so ausgelegt, dass sie auch als Dienstleistung für andere Firmen eingesetzt wird. Das CAQ wird auch zur Maßnahmenüberwachung der Zertifizierungen genutzt, wie bei der aktuell vorbereiteten Zertifizierung nach ISO/TS 16949. Sie soll ein weiteres großes Marktfeld öffnen: die Serienfertigung der Automobilindustrie. Die bei Zertifizierungen notwendige Zeichnungshistorie ist heute lückenlos belegbar.
Die aktuellen Daten der Fertigung finden dabei über die BDE/MDE-Terminals Eingang ins System, die zusammen mit der Gewatec-Prozessampel direkt an 18 der Maschinen installiert sind. Über die Kombination Terminal/Prozessampel werden Vorgänge wie die Aufforderung zur nächsten Messung beim aktuellen Auftrag (SPC) oder anstehende Wartungen gesteuert. Ebenso erhält der Werker wichtige Informationen über die Produktivität seiner Maschine, beispielsweise über den farblich dargestellten OEE-Wert sowie über die aktuelle Qualität, die über den CPK-Wert ermittelt wird. Mit dem BDE/MDE-Tool lassen sich je nach Bedarf die unterschiedlichsten Auswertungskennzahlen bezogen auf Maschine, Material oder Auftrag ermitteln.
Auswertungen werden ausschließlich für dasProduktionscontrolling verwendet
„Die Möglichkeit der Auswertungen hatte anfangs für eine gewisse Verunsicherung bei den Mitarbeitern gesorgt“, erklärt Fizia, „aber mittlerweile haben wir durch intensive Kommunikation und absolute Transparenz die Vorbehalte ausgeräumt.“ Heute sei jedem bewusst, dass es nicht um Mitarbeiterkontrolle, sondern um Produktionscontrolling gehe, um die Transparenz der Fertigungsprozesse und einen optimalen Fertigungsdurchlauf.
Schwichtenberg zeigt sich zufrieden: „Abgesehen davon, dass wir ohne ERP nicht mehr zurechtkämen, sind die versprochenen 15 % Produktivitätszuwachs sicher zu erreichen.“ Die Übersicht über die Fertigung sei Gold wert. Die nächsten ERP-Schritte werden eine noch intensivere Nutzung der vorhandenen Möglichkeiten der Software sein, wie die geplante komplette Einrichtung des Produktionsmittel-Managements. Denn der jetzige Nutzungsgrad über das Gesamtsystem gesehen, liege bei geschätzten 50 bis 60 %. „Da ist also noch viel Luft nach oben“, so der Geschäftsführer.
Mit 60 Mitarbeitern fertigt Precitec Präzisions-Dreh- und Frästeile, unter anderem für die Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt, den Industrie- und Maschinenbau sowie die Feinmechanik und Optik. Begonnen hatte Firmengründer Dirk Schwichtenberg 2002 mit einem Mitarbeiter und zwei Maschinen in einer 200 m2 großen Ecke einer Kunststoffspritzerei in Untermiete. Schritt für Schritt wurde die gesamte Halle belegt. 2006 erfolgte der Wechsel in eigene Produktionsräume, und als 2010 wieder alles aus den Nähten platzte, wurde schließlich das heutige Gebäude erworben.
Einer der Gründe für das rasante Wachstum war die Konzentration auf Qualitätsteile. Schwichtenberg: „Wir fertigen Teile aus fast jedem Werkstoff. Gerade im Luftfahrtbereich werden regelmäßig neue Werkstoffe für Teile entwickelt, die zwar immer leichter, gleichzeitig aber höher belastbar sind und die wir trotzdem mit hoher Genauigkeit fertigen müssen. Mit jedem neuen Werkstoff wachsen wir und sind anschließend in unserem Know-how ein Stück weiter.“
Industrieanzeiger
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