Fast doppelt so hohe Stahlpreise wie noch vor einem Jahr drücken auf die Erträge der WSM-Mitgliedsunternehmen. Die Deckung des Finanzierungsbedarfs stand deshalb im Mittelpunkt des WSM-Unternehmertags.
Jürgen R. Thumann ist ein Mann schneller Entschlüsse – als mittelständischer Geschäftsführer und als Präsident des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) e.V. Das haben auch die rund 270 Teilnehmer des WSM-Unternehmertages in Düsseldorf erfahren. Um die Gefahr von jenen 30 bis 40 % der 4400 WSM-Unternehmen abzuwenden, deren Existenz er durch Chinas Rohstoffhunger bedroht sieht, will Thumann als künftiger BDI-Chef im Februar nächsten Jahres einen Rohstoffkongress initiieren (siehe Industrieanzeiger Ausgabe 44/45).
Ebenso konsequent nimmt sich der WSM-Präsident den Problemen an, die kurzfristig aus der Rohstoffkrise entstehen. So steigt mit den Stahlpreisen auch der Finanzierungsbedarf für die Unternehmen. Umso mehr komme es in diesem Umfeld auf die Ausstattung mit Eigenmitteln an, betonte Thumann. Die „unerträgliche Neugestaltung des § 8a des Körperschaftssteuergesetzes zur Gesellschafterfremdfinanzierung und die Änderungen nach Basel II“ hätten die Rahmenbedingungen für den Mittelstand verschärft und die Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung zusätzlich nach oben getrieben.
Befragt zu ihrer Finanzierung, rechnen knapp 70 % der WSM-Mitgliedsunternehmen damit, dass sie sich schon bald mit alternativen Finanzierungsformen auseinander setzen müssen. Rund 43 % sehen diese Herausforderung bereits im nächsten Jahr auf sich zukommen. Aktuell ist fast jeder dritte Betrieb auf der Suche nach anderen Finanzierungsformen als dem Bankkredit. Auch die IKB Deutsche Industriebank AG, in deren Düsseldorfer Zentrale der WSM-Unternehmertag stattfand, sollte sich dieser Aufgabe stellen, reichte der Verbandspräsident den Ball an den Mittelstandsfinanzier weiter.
IKB-Vorstandssprecher Stefan Ortseifen bekräftigte, „jede Investition, die sich rechnet, auch künftig mit maßgeschneiderten Finanzierungslösungen zu begleiten“. Dies erfordere aber teilweise neue Spielregeln. Vorbei sieht er die Zeiten, in denen bei Investitionen das mangelnde Eigenkapital des Unternehmens durch Fremdkapital ersetzt wurde. Als größte Herausforderung sieht er das künftig obligatorische Unternehmensrating. Die Bonitätsprüfung bietet IKB als spezielles Mittelstandsrating an. Hinzu kommt, dass sich etwa große Investitionen oft nicht mehr adäquat rein per Kredit finanzieren lassen. Um in diesem Zusammenhang die Eigenkapitalbasis zu stärken, empfiehlt Ortseifen, Mezzanine-Kapital aufzunehmen, etwa in Form einer Stillen Beteiligung. Und wer als Automobilzulieferer Entwicklungs- und Herstellungskosten auftragsbezogen stemmen muss, den unterstützt das IKB-Partnerschaftsmodell mit einer Vorfinanzierung. dk
Teilen:
