Nach Ansicht von Dr. Jürgen Kletti, Geschäftsführer des Softwarehauses MPDV, lassen sich mit MES-Systemen nicht nur Prozesse optimieren, sondern auch der Standort Deutschland sichern.
Herr Dr. Kletti, viele Unternehmen neigen dazu, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern, um Kosten zu sparen. Ist das der richtige Schritt?
In den Verlagerungsdiskussionen wird immer nur über Löhne gesprochen. Die seien in Deustchland fünfmal so hoch wie in Rumänien oder zwanzigmal so hoch wie in der chinesischen Provinz. Dabei wird übersehen, dass sich der Aufwand für ein Produkt aus mehreren Komponenten zusammensetzt, sprich Material, Löhne, Lohnnebenkosten und die eigentlichen Prozesskosten. Viele Unternehmen täten gut daran, ihr Prozesspotential auszuschöpfen, statt die Verlagerung der Produktion zu planen.
Das heißt, viele Unternehmen fertigen mit Prozessen, die durchaus optimiert werden könnten?
Allerdings. Es gibt viele Betriebe, die immer noch papiergeführt sind. Da werden Vorgänge erfasst, in das ERP-System eingegeben, geprüft und korrigiert. Diese Arbeiten dauert ein bis zwei Tage. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Wenn ich morgen sehe, dass ich heute in den Prozess hätte eingreifen sollen, habe ich bereits einen Haufen Schrott produziert.
Welche Technik empfehlen Sie diesen Betrieben?
In der Vergangenheit konnte man mit BDE, MDE, Leitstand oder CAQ schon einiges bewirken. Es hat sich aber gezeigt, dass diese Techniken nur dann einen wirklichen Nutzen bringen, wenn man sie integriert, in einem MES-System zusammenbringt. Die einzelnen Komponenten brauchen zuviel Zeit, um sich zu synchronisieren.
Ist der Nutzen von MES-Systemen so groß, dass damit der Standort Deutschland gefestigt werden könnte?
Ganz sicher. Mit optimierten Prozessen und flexiblen Arbeitszeiten ließen sich die Prozess- und Gemeinkosten locker um 20 Prozent reduzieren.
Warum optimieren so viele Firmen ihre Prozesse nicht mit MES?
Weil sie die Technik nicht kennen.Im Herbst erstellten wir eine Studie zusammen mit der Uni Potsdam. Wir befragten Geschäftsführer, IT-Leiter und Produktionsleiter von mittelständischen Betrieben bis 500 Mitarbeiter. Das Ergebnis war erschütternd: Nur die Hälfte der Befragten kannte überhaupt den Begriff MES. Und nur ein Viertel ordnete den Begriff so sein, wie wir ihn als Anbieter verstehen.
Wie lässt sich das ändern?
Anstellen von immer neuen Begriffen müssen die Funktionen und der Nutzen von MES in den Vordergrund gerückt werden. Nur so wird dieses wichtige Thema von den Anwendern wahrgenommen und realisiert. ub
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