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„Es ist deutlich zu spüren, dass ein Ruck durch das Unternehmen geht“

Hewlett-Packard-Chef R. Geissel zu den neuen Strukturen des IT-Riesen in Deutschland
„Es ist deutlich zu spüren, dass ein Ruck durch das Unternehmen geht“

„Es ist deutlich zu spüren, dass ein Ruck durch das Unternehmen geht“
Rainer Geissel, Vorsitzender der Hewlett-Packard-Geschäftsführung: „Der ständige Erfolg kann nicht durch eine einzige innovative Unternehmens- oder Produktidee erzielt werden, sondern nur durch ein ständiges Überdenken der Produktion, der Organisation und Unternehmensstrategie“.
Seit einem guten halben Jahr ist Rainer Geissel Geschäftsführer der Hewlett-Packard (HP) GmbH, Böblingen. Eine neue Organisationsstruktur soll die Marktführerschaft bringen.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Iris Frick

? Herr Geissel, Ihre Chefin Carly Fiorina lässt bei Hewlett-Packard keinen Stein auf dem anderen. Was hat sich bei HP Deutschland verändert?
!Zunächst haben wir uns um eine neue Strategie gekümmert. Im Mittelpunkt steht das Ziel, unsere Position als führendes Unternehmen im Internet auszubauen. Wir wollen nicht nur die Technik im Blick haben, sondern ebenso die Kundenbedürfnisse und unsere Mitarbeiter. „Shining soul“ heißt deshalb unser Motto. Wir wollen damit unterstreichen, dass auch im Internetzeitalter die Geschäfte nach wie vor zwischen Menschen gemacht werden. Natürlich hat sich das auf unsere Prozesse und Strukturen ausgewirkt. So haben wir jetzt beispielsweise im Industriesegment einen Verantwortlichen, der das gesamte HP-Spektrum anbieten kann. Sprich, wir bedienen unsere Kunden ganzheitlich. Von der Hard- über die Software bis hin zur Dienstleistung bekommt er alles aus einer Hand.
?Welche Auswirkungen haben die neuen Strukturen auf Ihre Aufgaben als Geschäftsführer?
! Die wichtigste Auswirkung ist die, dass wir in Verbindung mit unserer verstärkten Kundenorientierung gesagt haben, wir müssen auch näher am Kunden unternehmensstrategische Entscheidungen treffen. In welche Bereiche investieren wir, welche Lösungen brauchen die Kunden. Das wird in den lokalen Märkten entschieden. Deshalb wurde die Business-Verantwortung in die Länder verlagert, bei gleichzeitiger Zentralisierung der Systeme. Das kann man über das Internet wunderbar machen. Ich habe die operative Verantwortung für den gesamten Geschäftskundenbereich. Das beinhaltet die Gewinn-und Verlustverantwortung und somit auch die Investitionsentscheidungen, die wir in Deutschland treffen.
? Das HP-Geschäftsjahr hat zum 31. Oktober geendet. Hat sich die Neuausrichtung schon bemerkbar gemacht?
!Solche Veränderungen machen sich nicht schlagartig bemerkbar. Das wird im nächsten Geschäftsjahr sicher deutlicher zu spüren sein. Aber Sie sehen mich noch lächeln. Ich bin äußerst zuversichtlich. Insgesamt können wir sagen, es war ein starkes Wachstumsjahr. Ein Indiz dafür sind die gestiegenen Mitarbeiter- zahlen. Wir haben im vergangenen Geschäftsjahr 800 neue Mitarbeiter eingestellt. Darauf bin ich stolz. Nicht nur, dass wir sie eingestellt haben, sondern dass wir 800 qualifizierte Mitarbeiter gefunden haben. Das ist ja zur Zeit nicht einfach. Für 2001 planen wir 1200 Neueinstellungen. Vor allem Ingenieure im Dienstleistungsumfeld suchen wir.
?Mit welchen Geschäftsbereichen sind Sie schon zufrieden?
! Die Geschäftsentwicklung in den Bereichen Software, Dienstleistungsbereich und Hardware für Privat- und Geschäftskunden haben sich durch die Bank sehr positiv entwickelt. Es gibt keine Bereiche, in denen wir grundsätzlich etwas ändern müssten.
?Welche müssen noch auf Vordermann gebracht werden?
!Was in der Zukunft meines Erachtens sicher mehr zum Tragen kommen wird, ist die neue Art der Zusammenarbeit. Unsere neue Strategie beinhaltet ja, dass wir sowohl die Hardwarekomponenten als auch die Dienstleistungen und die Software als Gesamtlösungen im Internet zusammenführen. Daraus ergeben sich völlig neue Geschäftsfelder. Hier wird künftig ein sehr viel größerer Beitrag zum Umsatz kommen. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir, um eine Gesamtlösung anzubieten, sehr viel enger Partner einbinden als in der Vergangenheit.
?Eine der neuen Unternehmensleit-linien lautet: „HP ist jetzt Kunden- und Lösungs-, nicht mehr Produkt-orientiert“. Was bedeutet das genau?
!Wir sehen unsere Aufgabe darin, Geschäfts- und Privatkunden mit intelligenten Internet-Lösungen auszustatten. Dazu gehört, neue Möglichkeiten der Kommunikation und der Wertschöpfung zu schaffen. Mit unserem kunden- und lösungsorientierten Ansatz haben wir es innerhalb eines Jahres geschafft, dem Kunden ein wirkliches Total Customer Experience bieten zu können. Wie schon ansgesprochen, bekommt der Kunde jetzt alles aus einer Hand. Ganz gleich ob er Groß- oder Kleinkunde ist.
?Noch vor knapp zwei Jahren waren sich kritische Beobachter einig in der Einschätzung, HP habe das Internet verschlafen. Nun heißt es aus Ihrem Unternehmen, Hewlett-Packard gehöre zu den führenden Internet-Unternehmen. Wie kann das sein?
!Wir haben das Internet nicht verschlafen. Allerdings haben wir es bis vor noch nicht allzu langer Zeit nicht richtig verstanden, das, was wir tun, richtig zu kommunizieren. Das haben wir verändert. Außerdem ist die neue Strategie, uns auf die drei Bereiche E-Services, Infrastrutur und internetfähige Endgeräte zu konzentrieren, erfolgreich. An den Schnittstellen der einzelnen Bereiche haben wir unsere Kernkompetenz. Hier setzen wir unseren Lösungsansatz an, und die Komponenten kommen noch hinzu. Es gibt keine andere Firma, die das alles aus einer Hand anbieten kann.
„Wir haben unsere Internet-Kompetenz zu wenig kommuniziert“
?In drei Jahren soll sogar jede zweite Mark im Internet verdient werden, und 50 Prozent (zur Zeit sind es 15 Prozent) des Umsatzes sollen aus dem Netz kommen. Womit wollen Sie das Geld verdienen?
!Wir werden verstärkt Geräte und Produkte im Consumerbereich, die nicht so erklärungsbedürftig sind, über das Internet anbieten. Also Geräte, die nicht in eine Gesamtlösung integriert werden müssen. Doch der Löwenanteil wird sicherlich aus dem Bereich der Services kommen, die im Moment kräftig ausgebaut werden. Und natürlich werden wir intern das Internet nutzen, um unsere Prozesse effektiver abzuwickeln. Das wirkt sich durch ein Mehr an Schnelligkeit und Flexibiliät auch finanziell aus.
? Wie weit ist das Unternehmen mit seiner Positionierung als IT-Dienstleister? Konkret, wie weit sind die Verhandlungen zur Übernahme des Wirtschaftsprüfungshauses Pricewaterhouse Coopers (PWC) gediehen?
!Die Verhandlungen mit PWC wegen einer möglichen Übernahme des Consulting-Geschäfts sind eingestellt. Wir konnten zu keiner für beide Seiten akzeptablen Einigung gelangen. Trotzdem werden wir das Consulting-Business weiter offensiv vorantreiben.
?Welchen Stellenwert hat der deutsche Standort für die amerikanische Mutter?
! HP-Deutschland ist die größte Auslandstochter. Rund elf Prozent des Gesamtumsatzes wird in Deutschland erwirtschaftet, demgemäß ist Deutschland für HP ein ganz wichtiger Markt und Standort. Ich erhoffe mir, auch in Verbindung mit meiner neuen Verantwortung, einen zusätzlichen Schub, dass von mir mittelfristig wertschöpfende Investitionen getätigt werden können.
?Wie gehen die Mitarbeiter mit all den Neuerungen um?
!Es ist zu spüren, dass ein Ruck durch die Firma geht. Klar ist, jede Veränderung ist ein Prozess. Ein neues Organisationsdiagramm kann nur der Anfang sein. Hewlett-Packard hat sich immer verändert. Deshalb glaube ich, unsere Mitarbeiter können gut damit umgehen. Es macht ja auch mehr Spass, etwas Neues zu gestalten, als im Althergebrachten zu verharren.
? Wo soll HP bis in fünf Jahren stehen, was haben Sie sich für persönliche Ziele gesteckt?
!Ehrgeizige! Ich will HP Deutschland in unseren wesentlichen Geschäftsfeldern als Marktführer positionieren. Auch soll HP wieder das Unternehmen werden, in dem jeder Hochschulabgänger beschäftigt sein möchte und die Mitarbeiter stolz darauf sind, HP’ler zu sein.
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