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Experten fordern Service und Systemkompetenz

Logistiklösungen der Zukunft
Experten fordern Service und Systemkompetenz

Die Potenziale in der Logistik sind noch lange nicht ausgeschöpft. Kenner sehen große Marktchancen für Servicedienstleister und Systemanbieter. Und das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) zeigt auf der Cemat verbesserte Lagerverwaltungs- und Steuerungsverfahren.

Service und Systemlösungen sind für Wolf-Michael Scheid entscheidende Kernkompetenzen im zukünftigen Logistikmarkt. Der Professor für Fabrikbetrieb und Leiter des Instituts für Rechnerunterstützte Produktion an der TU Ilmenau fordert generell mehr Phantasie im Service: „Sieben Tage und 24 Stunden Betriebszeit werden sicher schon heute in Einzelfällen erreicht. Da sich zugleich Bestandsreichweiten und Lieferzeiten weiter reduzieren, sollten sich Telediagnose und möglichst auch Telewartung zum Standard entwickeln.“ Aktuelle Aufgaben für Systemhersteller sieht der Wissenschaftler vor allem im Palettieren von Mischladungen, in der Kombination von Depalettieren und Sortieren sowie im automatischen Be- und Entladen von Fahrzeugen.

Darüber hinaus verweist Scheid noch auf ein ganz anderes Aufgabenfeld. Steigende Durchsatzforderungen durch kleinere Lose und häufigeres Bestellen und Beliefern führen zu einer wachsenden Datenflut, die an die Grenzen der Rechnerkapazität reicht. „Bei ersten Projekten musste bereits auf hybride Schnittstellen zurückgegriffen werden, so dass zeitkritische Daten parallel und andere seriell über Standard-Bussysteme übertragen werden“, moniert der Professor.
Neue Geschäftsbeziehungen durch intensivierten Service forciert auch Klaus Heptner, Mitglied des Vorstandes der Siepe AG und zugleich Vorsitzender der Geschäftsführung der Agiplan Fabrikplanung und Logistik GmbH in Mülheim an der Ruhr (Halle 19, Stand B02). Der 24-Stunden-7-Tage-Service umfasst für den Ingenieur eine vorbeugende Wartung, die elektronische Überwachung sowie die Online- Störungsbehebung.
Nach seiner Ansicht gehören die klassischen Planungsabläufe, bestehend aus System- und Feinplanung sowie Realisierung, längst der Vergangenheit an. „Nach der Konzeptstudie erfolgt heute direkt der Sprung in die Realisierungsphase. Um diese neue Vorgehensweise hinsichtlich Zeit und Qualität zu verwirklichen, sind neue Methoden und Tools sowie Simultaneous Engineering notwendig“, erläutert Heptner. „Zudem sollte heute das Anlagenlayout nahtlos simuliert werden.“
Marktchancen sieht Heptner auch in Bereichen, die in jüngerer Zeit aus dem Blickfeld geraten sind. Meist sollen im Bestandsmanagement sowie in der gesamten Logistikkette Volumina ebenso wie Kosten reduziert werden. Das Schlagwort heißt Supply Chain Management. „Überraschenderweise“, berichtet Heptner, „gibt es aber auch Branchen, die eine gegenläufige Politik betreiben.“ In manchen Sektoren sei eine Endbevorratung günstiger als das spätere Nachbeschaffen. Die dann wesentlich höheren Bestände bewirkten aber erhebliche Investitionen in Lagerkapazitäten. „Beispiele liefern namhafte Unternehmen aus der Automobilindustrie und dem Maschinenbau.“ Darüber hinaus entwickle sich der Markt laut Heptner in Richtung leistungsfähigerer Sortieranlagen und effizienterer Kommissioniertechniken, zum Beispiel Pick-by-Voice-Systemen, wie sie die Log-Control GmbH, Pforzheim, auf der Cemat in Halle 19, Stand D24, vorstellt.
Die Nachfrage nach Flexibilisierung hochautomatisierter Logistiksysteme wächst nach Einschätzung von Dr.-Ing. Volker Heidenblut, Geschäftsführender Gesellschafter der Dortmunder VES Planungsgesellschaft für Transport- und Lagersysteme mbH (Halle 27, Stand F08). Er geht nach der enttäuschenden „E-volution“ davon aus, dass sich die Branche jetzt auf Konzepte zum Re-Engineering und Tuning bestehender Logistikanlagen konzentriert.
Für Logistiklösungen der Zukunft entwickeln Wissenschaftler neue Verfahren, um die Kapazitäts- und Terminplanung für alle praktisch existierenden Mengen von Arbeitsvorgangsfolgen und Aufträgen zu optimieren. Prof. Dr.-Ing. Axel Kuhn, Inhaber des Lehrstuhls für Fabrikorganisation sowie Geschäftsführender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund, beschäftigt sich mit Enabling-Technologien, die Logistik-Netze mit einer neuen Qualität beherrschbar machen sollen. Dadurch entstehen zum Beispiel in der Automobilzulieferindustrie Monitoring-Systeme, die Kapazitäten und Servicegrade in vielstufigen Lieferketten überwachen. Die gewonnene Transparenz ermöglicht erhebliche Bestandsreduzierungen bei verbesserten Servicegraden. Am IML sei in Zusammenarbeit mit einem Zulieferer ein so genannter Order-to-Delivery-Simulator entstanden, der für einen Automobilkonzern den gesamten Auftragsdurchlauf vom Kunden bis zum Kunden, also von der Bestellung bis zur Auslieferung, für jedes Produkt abbildet. Er befähige das Management, fundierte Aussagen über Durchlaufzeiten, Bestände und Servicegrade bei schwankenden Produktionsprogrammen zu machen.
Das IML arbeitet an Enabler-Prototypen, die sich in drei Kategorien gliedern lassen. Das sind erstens Monitoring-Systeme, die eine bedarfsgerechte Zustandsüberwachung ermöglichen sollen. Zum zweiten beschäftigen sich die Mitarbeiter mit Assistenzsystemen, die Optimierungsverfahren sowie Simulationstechniken miteinander kombinieren und visualisieren, um mögliche Prozesszustände zu prognostizieren. Drittes Arbeitsgebiet sind netzweit wirksame Steuerungssysteme. Sie sollen Assistenz- und Planungssysteme verknüpfen, so dass sie optimierte Lösungen generieren und darüber informieren können.
Der Inhaber des Lehrstuhls für Förder- und Lagerwesen an der Universität Dortmund und Leiter des IML, Prof. Dr. Michael ten Hompel, stellt in der Software myWMS ein Open-Source-Lagerverwaltungssystem vor. Lagerverwaltungssysteme (LVS) für E-Logistik müssen nicht nur Bestände verwalten und Durchsatzanforderungen erfüllen, sondern auch verschiedene Schnittstellen bedienen und für den Transport Wege und Zeiten reduzieren. „Für diese Funktionen und Schnittstellen gibt es zwar Richtlinien“, erklärt ten Hompel, „aber keinen allgemein akzeptierten Standard.“ Mit der Open Source sollen Schnittstellen-Spezifikationen weiter entwickelt werden. Das myWMS-LVS hat zum Ziel, ein auf breiter Basis akzeptiertes LVS mit definierten Datenmodellen zu schaffen. „Es ist also ein eigener Standard“, betont der Fraunhofer-Experte. Das IML präsentiert sich auf der Cemat in Halle 19, Stand B06. sc
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