Wer im nächsten Jahr zur Hannover Messe oder Cebit fährt, hat’s gut. Die Infrastruktur ist super, der Expo sei Dank. Bahnhof neu, sauber, übersichtlich. S-Bahnen vom Flughafen zur Messe. Billig, schnell, und derzeit pro Fahrgast ein Wagen. Wie im Paradies. Denn die Besucher bleiben aus. Bei der Expo wie bei der Bahn, die – geniales Marketing! – die Preise extra angehoben hat. Um potenzielle Fahrgäste abzuschrecken. Das Auto ist auch keine Alternative, weil die Expo-Parkplätze pro Tag 20 Mark kosten. Klar, bei drei Dutzend Parkwächtern pro Auto.
Wer nicht hinfährt, verpasst auch nichts. Weshalb bei Bertelsmanns „Planet m“ eine Stunde anstehen, nur um zu erfahren, dass die Welt nicht ohne Medien denkbar ist? Auch wer die abendliche Laser-Show ansieht, bereut. Als Dias von McDonald’s und Coca Cola eingeblendet werden, wird klar, worum es geht: um Werbung, Marketing, viel Geld. Sonst nichts.
Wo sind die Perspektiven, die der Themenpark versprach? Mensch, Natur, Technik? Im Themenpark Mensch gibt es launig aufgestellte Boxen, die natürlich etwas mit dem Menschen zu tun haben. Wie alles Kulturelle. Der „Reißer“ ist eine Röhren-Bahn der chemischen Industrie. Als während der Fahrt auf der Leinwand eine Frau niest, wird erklärt, dass in uns chemische Reaktionen ablaufen. Will die Branche nun ein Patent auf meine Frustgefühle bei der Rohrpost-Reise anmelden?
Letzter Versuch: Zukunft der Arbeit. Ein großzügiges Gerüst-Oval, das etwa ein Drittel der Halle 4 einnimmt, mit einem Dutzend Leinwänden. Für jeden Besucher eine. Auf allen läuft derselbe Film: Menschen, die durch eine Stadt hetzen. Sehr erhellend. Ich gehe noch mal zurück. „Micro/Nano“ steht noch auf der Tafel. Wo fand das statt? Wäre ja interessant für diese Zeitschrift. Die zuständige Expo-„Expertin“ gibt Auskunft: „Das sind wohl die Namen derjenigen, die diese Ausstellung entworfen haben.“
Bitte nicht lachen, es ist traurig genug.
Thomas Preuß
(E-Mail: Preuss@konradin.de)
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