Chinas fast 8 Mio. Universitätsabsolventen sind für das Land nicht unbedingt ein Segen. Dass zudem 35 % der in China tätigen Unternehmen von einem Fachkräftemangel sprechen, hat Gründe. Vor allem ausländische Unternehmen suchen deshalb zunehmend außerhalb Chinas nach chinesischen Talenten.
Die Situation ist paradox – Millionen von chinesischen Absolventen finden keine fachlich adäquaten Positionen, während ausländische, aber auch chinesische Unternehmen zunehmend Probleme bei der Besetzung von Fach- und Führungspositionen melden. Experten schätzen, dass nur etwa 10 % der Absolventen chinesischer Hochschulen für eine Tätigkeit in Multi-Nationalen Unternehmen (MNC) geeignet sind. Die Ausbildung in den Hochschulen sei oftmals praxisfremd und nicht auf internationalem Niveau, heißt es. Ferner stellen ausländische Unternehmen hohe Anforderungen an Absolventen: Fremdsprachenkenntnisse, direkte Einsetzbarkeit ohne lange Einarbeitungszeiten sowie China-weite Mobilität.
Insgesamt hat China in den vergangenen zehn Jahren laut OECD die Zahl seiner Hochschulabsolventen verfünffacht und die Zahl seiner Hochschulen verdoppelt. 2020 sollen bereits 20 % aller Chinesen – und damit rund 200 Mio. Personen – einen Hochschulabschluss besitzen. Zum Vergleich: Damit wäre die Zahl der Akademiker aller Altersgruppen in China dann genauso groß wie die Gesamtwohnbevölkerung der USA im erwerbsfähigen Alter.
Mit dem Aufstieg der chinesischen Wirtschaft geht eine Änderung der Rekrutierungsprofile der Unternehmen einher. Im Fokus steht nicht mehr der ungelernte Wanderarbeiter für geringqualifizierte Tätigkeiten. Durch den Ausbau von anspruchsvollen Produktionsanlagen, lokalen Entwicklungsabteilungen sowie Marketing- und Vertriebsorganisationen werden Facharbeiter, Fachkräfte, Ingenieure sowie Marketing- und Vertriebsexperten gesucht. Zunehmend aber fragt die Industrie nach Fähigkeiten, die das Ausbildungssystem nicht vermittelt. Vor allem Kreativität und selbstständiges Denken werden kaum gefördert.
Kein Wunder, dass Unternehmen für die Besetzung offener Positionen zunehmend auf im Ausland ausgebildete Chinesen zurück. Die EU bietet ein Potential von 120 000 Chinesen, die an den Hochschulen der Mitgliedsländer eingeschrieben sind. 25 000 davon in Deutschland, die mit guter Ausbildung, Sprachkenntnissen, interkultureller Kompetenz und erster Berufserfahrung glänzen. Doch die Kontaktaufnahme mit den Wunschkandidaten ist beschwerlich. Jobmessen wie die SinoJobs Career Days haben sich daher auf diese Klientel spezialisiert und bilden eine Plattform für europäische Unternehmen mit offenen Positionen in China. „Seit den ersten SinoJobs Career Days in 2011 sehen wir ein zunehmendes Interesse auf Seiten europäischer Unternehmen, chinesische Talente im Rahmen unserer Recruiting-Events für sich zu gewinnen“ weiß Veranstalter Dirk Mussenbrock zu berichten. Das Unternehmen des Hamburgers, die Mussenbrock & Wang GmbH, hat sich mit dem Stellenportal Sino-Jobs und den SinoJobs Career Days darauf spezialisiert, europäische Unternehmen in diesem fokussierten Recruitingprozess zu begleiten.
So nehmen Konzerne wie Volkswagen und Daimler, aber auch zahlreiche mittelständische Unternehmen seit Jahren an den Recruiting-Events teil und rekrutieren einen Teil ihrer Fach- und Führungskräfte für chinesische Niederlassungen direkt in Deutschland. Die SinoJobs Career Days finden im jährlichen Rhythmus in Deutschland statt und haben in den vergangenen Jahren mehrere tausend chinesische Besucher angezogen. Mehr als 100 deutsche und europäische Unternehmen nahmen als Aussteller teil. Für die am 06. November in Düsseldorf und am 08. November in München geplanten Veranstaltungen haben sich bereits Unternehmen wie Volkswagen, Daimler, Linde, Schott sowie zahlreiche mittelständische Unternehmen registriert. Dk
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