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Fazit unserer Leser: Kraftvoll, aber zu schwer

3-Gang-Akku-Bohrschrauber von Dewalt im Industrieanzeiger-Test
Fazit unserer Leser: Kraftvoll, aber zu schwer

Industrieanzeiger-Leser haben die neuen 3-Gang-Akku-Bohrschrauber von Dewalt getestet. Die Maschinen konnten mit netzbetriebenen Werkzeugen mithalten, waren aber den meisten zu schwer. Und mit den drei Gängen kam nicht jeder auf Anhieb zurecht.

Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Preuß – thomas.preuss@konradin.de

Ein solides Gerät, nur ein bisschen zu schwer“, lautet die Quintessenz unserer Leser, die im März und April einen Akku-Bohr- oder -Schlagbohrschrauber der Serie XRP3 von Dewalt aus Idstein auf die Probe gestellt haben. Für „ergonomisch in der Grifftechnik und für die Montage gut geeignet“ hält Roland Seide das Gerät. Er ist Technischer Leiter der Taunus-Elektro-Bau GmbH in Flörsheim bei Frankfurt/M.. Peter Treml, stellvertretender Fertigungsleiter des Unternehmens, der die Maschine im Schaltanlagenbau beim Schrauben und Bohren in Metall eingesetzt hat, bestätigt: „Die meisten anderen Maschinen machen nur 1000 bis 1200 Umdrehungen pro Minute. Mit den 1800 Umdrehungen des Testgerätes hatten wir die Schrauben viel schneller drin.“ Aber die Kraft der Bohrschrauber hat auch Nachteile: „Wenn man nicht aufpasst, dreht sich das Handgelenk schnell mit“, hat Roland Seide festgestellt.
Von Nachteil, sagt Peter Treml, ist das Gewicht. Mit Akku bringt die Maschine im Vergleich zu dem Würth-Schrauber, den er bislang im Einsatz hatte, gut 300 g mehr auf die Waage. „Wenn man damit den ganzen Tag arbeitet, geht das ganz schön in die Arme.“ Treml hatte eine 12-V-Maschine DW 980 K 2 im Test. Die hatte Dewalt für seine Zwecke ausgewählt. Die Serie umfasst sieben Typen von 12,0 bis 18,0 V, die Maschinen bohren und schrauben in Holz, Metall und Stein.
Drei Gänge stehen zur Verfügung, das bietet derzeit kein Wettbewerber. Die Robert Bosch GmbH, Leinfelden-Echterdingen, hatte sich Mitte der 90er Jahre an 3-Gang-Maschinen versucht, sie aber wieder eingestellt. Der Vorteil höherer Drehzahlen bei geringeren Durchmessern habe die Endverwender nicht überzeugen können, sagt Stephan Keller, zuständiger Abteilungsleiter im Geschäftsbereich Elektrowerkzeuge. Er glaubt nicht, dass sich die Kundschaft gewandelt hat, und würde deshalb heute keine 3-Gang-Bohrschrauber anbieten. „Die Anwender haben die Geschwindigkeit im Drücker und wollen nicht ständig den Gang wechseln.“ Das sei wie bei einem Auto mit sechs Gängen: „Da muss man nur mehr schalten.“
Alle Tester haben die drei Gänge genutzt. Matthias Greiner, Monteur bei Werkzeugbau Werner Bennewart in Donsieders, hat im 1. Gang gesenkt, entgratet und geschraubt, im 2. gebohrt und geschraubt und im 3. Gang gebohrt, jeweils in Metall, mit Bohrern von 2 bis 13 mm Durchmesser und einem 90°-Senker von 20 mm Durchmesser. 140 h Test hat das Gerät klaglos überstanden, berichtet Greiner.
Jochen Noak, Betriebsingenieur der Verzinkerei Radebeul GmbH in Radebeul, hat im 1. und 3. Gang in Stahl gebohrt und gesenkt, im 2. Gang in Holz geschraubt. Auch er wünscht sich, Dewalt möge das Gewicht reduzieren. „Außerdem hakt der Getriebeumschalter“, bemängelt Noak. Damit steht er nicht allein. Die gleiche Kritik kommt von Schaltschrank-Bauer Peter Treml, nach dessen Aussage sich das Haken selbst bei längerem Einsatz nicht gelegt hat. Da dieses Problem auch bei dem Testgerät auftritt, das dem Industrieanzeiger vorliegt, scheint es sich um einen systematischen Fehler zu handeln. Der Anwender muss oft zwischendurch Gas geben, ehe er den Schieber in einen anderen Gang drücken kann. Allerdings, das sei der Maschine zugute gehalten, arbeiten die meisten Monteure immer in einem konstanten Gang, so dass man über das Haken hinwegsehen könnte. Verzinker Noak empfiehlt den Konstrukteuren dennoch, „die Schaltnocken höher zu gestalten“.
Zu straff eingestellt ist für Noak die Rutschkupplung. Unterstützung erhält er von Willi Lötscher, Tester der schweizerischen Peter Lehmann AG in Bärau. Der Monteur hat Schwenk- und Drehtische verschraubt und gab der Rutschkupplung nur die Note vier: „Das hängt aber von der Drehzahl ab.“ Genutzt hat er die Kupplung beim Eindrehen von Holzschrauben und als Verletzungsschutz bei Arbeiten im 1. Gang. Peter Treml dagegen sagt, die Kupplung funktioniere „einwandfrei“.
Der 1. Gang stellt hohe Drehmomente zur Verfügung – für Anwendungen, bei denen es weniger auf Drehzahl als auf Kraft ankommt, wie schwere Schraub- oder Bohrarbeiten in Holz mit großen Durchmessern. Der 2. Gang eignet sich für alltägliche Schraub- und Bohraufgaben mit „ausgewogenem Verhältnis“ von Drehzahl und Drehmoment. Im 3. Gang wird gebohrt. Noak, der mit der verfügbaren Kraft sehr zufrieden war, hätte sich für hohe Drehmomente einen Zusatzgriff gewünscht. „Vor allem bei Selbstbohrschrauben wäre der eine Zentrierhilfe gewesen!“ Dem Manne könnte geholfen werden: Zwei Geräte der Serie, DW 988 und 989, sind damit ausgestattet.
Ein anderes Problem hatte Jörg Ehlebrecht. Der Mitinhaber der Berliner Merlitron Engineering musste sich erst an eine Eigenart der Dewalt-Maschinen gewöhnen: „Die Drehmomenteinstellung ist abhängig von der Getriebestufe, aber das steht nirgends drin.“ Der Punkt ist nicht unwesentlich, denn dadurch hat Ehlebrecht manche Schraube überdreht, und vielen Anwendern dürfte es ähnlich gehen. Ehlebrecht hat zunächst im 3. Gang geschraubt – und überdreht. „Mehr durch Zufall habe ich einen anderen Gang ausprobiert.“ Zudem habe die unterste Drehmomentstufe „zu viel Biss“. Die solle man empfindlicher auslegen.
Drehmoment schon auf kleinster Stufe zu hoch
Stephan Keller vom Marktbegleiter Bosch hält es auch für problematisch, „wenn im ersten Gang bei der geringsten Stufe schon ein Drehmoment vorliegt, wie es der restliche Wettbewerb bislang in der höchsten Stufe“ angeboten habe: „Wenn beispielsweise beim Schrauben in Kunststoff die Kupplung überrasten sollte, das aber nicht tut, hat der Anwender ein Problem.“ Im schlimmsten Falle kann er das Bauteil als Ausschuss betrachten.
Doch es gibt auch Lob für das Akkuwerkzeug, beispielsweise von Merlitron-Chef Jörg Ehlebrecht: Bei Bohrarbeiten in Blechen sei es „besser als die Bohrmaschine, die ich sonst benutze“. Und die ist schließlich ein Netzgerät. Damit gibt der Berliner Dewalt-Marketingleiter Ottmar Kandler Recht, der die Ansicht vertritt: „Wenn die Werkzeuge sich im Gewicht nicht allzu stark unterscheiden, gibt der Anwender dem Akkugerät den Vorzug.“ Man könnte ergänzen: Wenn das Akkuwerkzeug dazu noch kräftiger ist, erst recht. Alle Marktzahlen bestätigen diesen Trend: Seit Jahren ist Akku der einzige Bereich bei Elektrowerkzeugen, der Zuwachsraten aufweist. Alles andere ist, zumindest in Deutschland und Mitteleuropa, rückläufig.
Nur scheint sich bei den Anwendern noch nicht herumgesprochen zu haben, wie sie mit Akkus umgehen sollen. Fast alle Industrieanzeiger-Leser haben in der Betriebsanleitung ausführliche Hinweise vermisst. Peter Treml von Taunus-Elektro-Bau fragt sich beispielsweise, ob das Ladegerät so intelligent ist, halbvolle Akkus erst ganz zu entladen, bevor es sie wieder auflädt. Jörg Ehlebrecht, der mit der Maschine viele Stunden gewindeformende Schrauben in Aluminium eingedreht hat, was das Gerät „erheblich belastet, so dass Werkzeug und Akku warm werden“, war sich unsicher, ob er den Akku gleich ins Ladegerät stellen darf oder ihn erst abkühlen lassen muss. Und ob man sofort mit ihm arbeiten darf, wenn er erwärmt aus dem Ladegerät kommt (man darf beides!).
Alle Testmaschinen waren mit 2,0-V-NiCd-Akkus ausgestattet, wären aber auch mit 3,0-V-NiMH-Zellen erhältlich. Was besser ist, grenzt an ein Glaubensbekenntnis und wird in diesem Heft auf Seite 49 erörtert.
Ein letzter Punkt, der für Akkuwerkzeuge von Bedeutung ist: die Bruchfestigkeit. Wegen ihrer Mobilität werden Akkuwerkzeuge häufig auf Leitern eingesetzt – und könnten herunterfallen. Das ist (leider) keinem unserer Tester passiert. Ob die Gehäuse einen Sturz aus 2 oder 3 m überstehen, ist also nicht überliefert. Radio Eriwan würde wohl antworten: „Im Prinzip ja, aber wohl nur einmal.“
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