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Fehler abstellen, bevor sie richtig teuer werden

Transparente Fertigung spart aufwendige Rückrufaktionen
Fehler abstellen, bevor sie richtig teuer werden

Mit einem Online-Tracking-System kommt der Automobilzulieferer TRW am Standort Alfdorf Fehlerschwerpunkten in Echtzeit auf die Schliche. Mängel in der Frühschicht sind bereits in der Folgeschicht abgestellt.

Gerhard Schatz ist Mitarbeiter bei der Adicom GmbH in Balingen

Im europäischen Entwicklungszentrum des weltweit agierenden Automobilzulieferers TRW staunten die Verantwortlichen nicht schlecht, als die ersten Auswertungen des neu eingeführten OTS Online-Tracking-Systems auf dem Tisch lagen. In der Statistik des Software-Packets waren mehr Fehler in der Airbag-Fertigung dokumentiert, als bisher durch manuelle Mitschriebe bekannt waren. Offensichtlich wurden viele Fehler in der Vergangenheit erst gar nicht erfasst und somit auch nie abgestellt.
Doch TRW im schwäbischen Alfdorf (siehe Kasten) ist nicht das erste Unternehmen, das auf diese Weise überrascht wurde. In vielen Betrieben wird nach wie vor der kontinuierliche Verbesserungsprozess mit Methoden betrieben, die völlig veraltet sind und so gar nicht zu diesem modernen Begriff passen. Fehler, die in der Fertigung auftreten, werden Monat für Monat von Hand per Strichliste in Fehlersammelkarten eingetragen – für jede Maschine und Fertigungslinie, nach Hallen geordnet. Bei der Endkontrolle wiederholt sich das Ganze noch einmal. Die Sammelkarten sind in der Regel unvollständig, da zahlreiche Zwischenfälle erst gar nicht erfasst werden. Zudem lassen sich die gewonnenen Daten nicht verdichten und nur mit großem Aufwand auswerten.
Für die notwendigen Korrekturmaßnahmen kommt das gleiche Verfahren nochmals zum Einsatz. Es entstehen weitere Listen, jedoch ohne direkte Verbindung zu den Fehlersammelkarten. Manche Betriebe erfassen die Fehlerdaten immerhin in Excel-Tabellen. Doch das Ergebnis ist deshalb nicht besser. Die Folgen dieser antiquierten Vorgehensweise sind absehbar. Problempunkte und Fehlerquellen werden nur ungenügend und in aller Regel viel zu spät erkannt. Wirksame und kurzfristige Abstellmaßnahmen sind dann kaum mehr möglich. Aus diesem Dilemma gibt es nur einen Ausweg: Wenn Fehler oder Störungen in Fertigung und Montage effektiv abgestellt werden sollen, braucht das Fertigungscontrolling und -management ein Werkzeug, das aktuelle Daten liefert. Nur so sind schnelle und gezielte Korrekturen möglich.
IT-technisch werden an solche Lösungen keine exotischen Anforderungen gestellt. Zunächst muss die Maschinensteuerung Fehlercodes und Prozessparameter online liefern können. Systeme erfassen diese Daten automatisch, werten sie aus und bieten eine benutzerfreundliche Visualisierung. In der Regel werden diese Anforderungen beispielsweise von einer S7-Steuerungen von Siemens erfüllt. Die Auslegung der Hardware ist abhängig von der Zahl der Fertigungsanlagen und Linien, den Taktzyklen und dem Mengengerüst. Hier ist der Anwender mit einer Server-Plattform unter Unix oder Windows gut bedient.
Bei TRW am Standort Alfdorf wurden vor der Einführung des neuen Softwaresystems auftretende Fehler in der Fertigung manuell dokumentiert. Das Prozedere wiederholte sich an jeder Maschine und schließlich in der Endkontrolle. Die gesammelten Daten waren für den Zulieferer aber keine wirkliche Hilfe. Fehlerschwerpunkte ließen sich mit diesem Verfahren nicht zeitnah erkennen. Für die Alfdorfer war es an der Zeit, das Störungsaufkommen in den Griff zu bekommen und deutlich zu verringern. Darauf hin wurde mit der Entwicklung eines Ursachen- und Maßnahmensystems begonnen.
Nach eingehender Marktrecherche entschied sich der Automobilzulieferer für eine Zusammenarbeit mit der Adicom Informatik GmbH. Im Herbst 2003 installierte das Balinger Softwarehaus das OTS Online-Tracking-System bei TRW. Die Airbag-Fertigungslinien sind über S7-Steuerungen von Siemens online an das OTS-System angebunden. Das Software-Paket von Adicom ist eingebettet in das bereits seit Jahren bei TRW implementierte MES-System, das die Rückverfolgbarkeit von sicherheitsrelevanten Produkten gewährleistet.
Alle Fehlerdaten in Alfdorf werden heute automatisch von den Maschinensteuerungen oder den Linien-PC übernommen. Manuelle Eingaben sind nur noch für Fehler erforderlich, die steuerungstechnisch nicht erfasst werden können. Hierzu zählen zum Beispiel optische Mängel. Fehlerursachen und notwendige Korrekturmaßnahmen werden durch das Fertigungs-Controlling und die Meister festgelegt und eingegeben. Als Ergebnis werden alle Fehler- und Störungsdaten in unterschiedlichen Darstellungen und Verdichtungsgraden visualisiert. Das System dokumentiert auch, wie wirksam die eingeleiteten Korrekturmaßnahmen am Ende waren. Dank einer automatischen Datenverdichtung lassen sich Probleme jetzt einfacher lokalisieren. Die Lieferanten können frühzeitig und besser in die Prozesse eingebunden werden.
Das neue System sollte auf Wunsch von TRW möglichst einfach zu bedienen sein. So gestaltete Adicom die Benutzeroberfläche ähnlich der gewohnten MS-Office-Produkte. Einen manuellen Systempflegeaufwand müssen die Alfdorfer nicht betreiben. Die verdichteten Daten werden als Kennzahlen bereitgestellt. In einheitlichen Quality Charts, die automatisch generiert werden, sind alle Auswertungen übersichtlich zusammengefasst.
Die Airbagfertigung wurde mit einem Schlag transparent

Der Anwender

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TRW Automotive ist einer der größten weltweit operierenden Automobilzulieferer, der seine Produkte und Dienstleistungen einem breit gestreuten Kundenkreis anbietet. Das Unternehmen beschäftigt 64 000 Mitarbeiter in 185 Niederlassungen in 23 Ländern.
Im schwäbsichen Alfdorf bei Schwäbisch Gmünd befindet sich das europäische Entwicklungszentrum für Insassenschutzsysteme von TRW. Am Standort werden neben Sicherheitsgurt-Komponenten für die Auslandswerke auch Airbagmodule für nahezu alle Automobilhersteller und namhafte Zulieferer gefertigt. Neben der Komponenten- und Airbagfertigung verfügt der Standort Alfdorf über ein Innovations- und Technologiezentrum mit drei Crashtestanlagen. Die neueste Anlage wurde im Mai 2003 eingeweiht. Damit wird sichergestellt, dass alle Neuentwicklungen bis ins kleinste Detail geprüft werden, bevor die Produkte in Serie gehen. Zu der technischen Ausstattung gehören unter anderem moderne Schlittentechnologie, innovative Lichttechniken und spezielle Digitalkameras für die Aufnahme von schnellen Abläufen.

Vorteile des Online-Tracking-System

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  • Durch die Datenverfügbarkeit in Echtzeit werden Fehlerschwerpunkte sofort erkannt. TRW kann dadurch umgehend mit der Ursachenanalyse beginnen und geeignete Abstellmaßnahmen einleiten – lange bevor die betroffenen Produkte weiterverbaut oder bereits ausgeliefert werden.
  • Aufwendige und teure Rückrufaktionen werden vermieden.
  • Fehler in der Frühschicht sind in der Folgeschicht bereits abgestellt.
  • Einmal erfasste Daten lassen sich mehrfach verwenden, beispielsweise für technische Analysen, kurzfristige Beurteilungen des aktuellen Fertigungsprozesses, langfristige Bewertungen von Abstellmaßnahmen oder Überwachung der Produktqualität.
  • Die Produktqualität kann gegenüber dem Kunden überzeugend dargestellt werden, was langfristig ein Wettbewerbsvorteil ist.
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