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Firmen vernetzen ihre Maschinen

Industrie 4.0 in der deutschen Fertigungsbranche
Firmen vernetzen ihre Maschinen

Smarte Fabrik | Industrie 4.0 kommt im verarbeitenden Gewerbe langsam an, so eine Studie. Die Firmen erhoffen sich vor allem mehr Transparenz und Kontrolle über ihre Prozesse. Sicherheit ist eine der größten Herausforderungen.

Markus StrehlitzJournalist in Mannheim

Mehr als zwei Drittel der Fertigungsbetriebe haben sich mittlerweile mit Industrie 4.0 auseinandergesetzt. Das ist eines der Ergebnisse der Untersuchung des Marktforschungshauses IDC, für die 201 deutsche Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe mit mehr als 100 Mitarbeitern befragt wurden.
Dies ist laut IDC ein deutlicher Zuwachs um zwölf Prozentpunkte im Vergleich zur Studie, die im Vorjahr durchgeführt wurde. Nach Meinung der Analysten ist die große Präsenz von Industrie 4.0 in den Medien und auf Messen wie der HMI oder der Cebit dabei ein wesentlicher Treiber. Zudem werde das Potenzial durch immer mehr Umsetzungen greifbarer.
Die Verantwortlichen in den Unternehmen beschäftigen sich aber nicht nur gedanklich mit dem Thema. Laut Studie schafft ein Großteil der Mittelständler und Großunternehmen in Deutschland momentan die Basis für Industrie-4.0-Initiativen. Jedoch hat nur knapp ein Drittel der Firmen bereits Erfahrungen in Pilotprojekten oder im operativen Betrieb mit entsprechenden Technologien gesammelt. Nach Einschätzung der Marktforscher werden die Unternehmen die Vernetzung des Shop-Floors mithilfe so genannter Cyber Physical Systems (CPS) in den kommenden Jahren deutlich vorantreiben.
Besonders weit innerhalb der befragten Gruppe sind die Maschinen- und Anlagenbauer. So haben mit 35 % mehr Fabrikausstatter Industrie-4.0-Initiativen im Pilot umgesetzt als Fabrikbetreiber (23 %).
Die Firmen aus der verarbeitenden Industrie erkennen also grundsätzlich den Nutzen, den eine smarte Fabrik bringen kann. Als Vorteil sehen die Unternehmen dabei in erster Linie die Fehlerreduzierung in den Fertigungsprozessen. So stehen derzeit vor allem Erfassung, Überwachung und Kontrolle von Prozessen und Produkten im Fokus der konkreten Industrie-4.0-Anwendungen.
Die Analysten sehen dabei eine klare Roadmap. Die Firmen treiben im ersten Schritt die Vernetzung ihres Shop Floors mittels Sensoren und CPS voran. Im zweiten Schritt werden auf Basis der erhobenen Daten die Transparenz und Kontrolle über die Fertigungsprozesse gestärkt. Und erst im letzten Schritt geht es darum, das Optimierungs- und Monetisierungspotenzial der Daten zu erschließen.
Etablierte Prozesse müssen sich verändern
Industrie 4.0 bringt aber nicht nur Nutzen. Der Aufbau einer vernetzten und intelligenten Fabrik ist auch mit Herausforderungen verbunden. Dazu zählt Maximilian Brandl die Umstellung der Prozesse. Er ist President bei Eplan Software & Services und wurde von IDC anlässlich der Vorstellung der Studienergebnisse zum Thema befragt. „Effizientes Engineering von Industrie-4.0-tauglichen Maschinen und Anlagen erfordert häufig die Umstellung etablierter Vorgehensweisen im Unternehmen“, so Brandl. „Bereiche und Abteilungen, die in der Vergangenheit weitgehend unabhängig voneinander und sequenziell arbeiteten, müssen zukünftig gemeinsam und parallel im Produktentstehungsprozess agieren.“
Eine weitere große Herausforderung sieht Brandl darin, Komponenten- und Maschinendaten durchgängig zu beschaffen, zu erfassen und zu verwalten. Dafür müssten Standardformate definiert und etabliert sowie Schnittstellen geschaffen werden.
Die Verwundbarkeit ist enorm
Die größte technische Hürde sieht Kurt Bengel in der Sicherheit. Er ist Vorstandssprecher des IT-Dienstleisters Cenit und wurde ebenfalls von IDC zu Industrie 4.0 befragt. „Die Verwundbarkeit eines weltweit vernetzten und vollständig automatisierten Produktionsverbundes mit Millionen von angreifbaren Komponenten ist enorm“, meint Bengel.
Die intelligenten Komponenten der smarten Fabrik seien den gleichen Risiken ausgesetzt wie herkömmliche Computer oder Smartphones, meint auch Raphael Labaca Castro, Experte vom IT-Sicherheitsanbieter Eset. Die Sicherheit der Produkte und Prozesse müsse daher von Beginn an berücksichtigt und implementiert werden. „Bei Projekten rund um neue Technologien raten wir Unternehmen deshalb, ein Team zu gründen – oder zumindest einen Chief Information Security Officer zu bestimmen – das sich explizit mit der IT-Sicherheit auseinandersetzt“, sagt Castro.
Den großen Bedarf an Sicherheitsmaßnahmen belegt auch die IDC-Studie. 54 % der befragten Fertigungsbetriebe hatten in den zurückliegenden zwölf Monaten mindestens einen Sicherheitsvorfall. Mit steigender Größe der Unternehmen rücken die Firmen laut IDC öfter in das Fadenkreuz von Cyber-Kriminellen.
Sicherheit spielt auch bei den Erfolgsfaktoren für die Umsetzung von Industrie 4.0 eine Rolle. Danach befragt nannten die Unternehmen am häufigsten ausgereiftere Technologien und Lösungen für die intelligente und vernetzte Fabrik (39 %). Auf Platz zwei folgen aber bereits Konzepte zur Verbesserung der IT-Sicherheit (26 %). Als weitere Erfolgsfaktoren nannten die Firmen die Unterstützung durch die Geschäftsführung (21 %), Mehrwert aus den entstehenden Daten zu generieren (20 %) sowie eine einheitliche Semantik für die Kommunikation zwischen Maschinen.
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