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Für jeden Chef einen eigenen Trainer

Coaching: Hilfe zur Selbsthilfe liegt im Trend
Für jeden Chef einen eigenen Trainer

Für jeden Chef einen eigenen Trainer
"Zwischen Coach und Klient muss ein absolutes Vertrauensverhältnis bestehen", so die Forderung von Coach Dr. Georg Kraus
Im Sport ist es selbstverständlich, in Unternehmen nicht. Schon gar nicht in mittelständischen Firmen. Coaching – die kritische Wegbegleitung durch einen Profi – leisten sich meist nur Topmanager in Großunternehmen. Für Chefs von mittelständischen Firmen war das Thema tabu. Das soll sich ändern.

Gabriele Müller ist Journalistin in Wuppertal

Alle paar Monate bekommt die Raumtechnik Fellbach GmbH Innovative Systeme in Fellbach Besuch von Dr. Georg Kraus. Mal trifft sich Kraus mit dem Firmenchef, mal mit den Mitarbeitern, öfter auch mit beiden Parteien gemeinsam. Doch Kraus ist weder Unternehmens- noch Steuer- oder Vertriebsberater. Er ist Coach. Und kennt sich aus mit möglichen Problemen von Unternehmen und Beschäftigten. Er dient nicht nur bei Konzernen wie der Telekom AG oder der Daimler-Chrysler AG als Sparringspartner für Entscheider, sondern auch bei vielen Vorständen und Geschäftsführern von mittelständischen Unternehmen. Kraus weiß: „Coachingaufträge im Mittelstand entwickeln sich oft aus anderen Beratungsaufträgen heraus. Denn der Kunde muss erst Vertrauen zu dem Berater bekommen.“ Da wird dann meist zunächst die klassische Beraterriege konsultiert. Der direkte Weg zu einem Coach ist hier eher ungewöhnlich. „So beklagt sich dann der Firmeninhaber bei seinem Steuerberater darüber, dass er Probleme bei der Integration seines Sohnes in die Firma hat und nicht mehr weiter weiß“, nennt Kraus, Inhaber der Firma Dr. Kraus & Partner Consulting aus Bruchsal ein typisches Beispiel.
Doch viele Führungskräfte merken auch im Alltag, dass sie mit ihrem bislang bewährten Vorgehen nicht oder nicht immer weiter kommen. Sie suchen nach Gesprächspartnern, um ihre Situation zu reflektieren. Damit ändert sich auch der Begriff und das Image von Coaching. Wo noch vor ein paar Jahren das Coaching einen Touch von Psycho-Couch hatte, geht der Trend heute in Richtung ganzheitlicher Betrachtung der Situation des Klienten. „Der Coach hilft dem Klienten, seine Gedanken neu zu fokussieren“, nennt Kraus diese Entwicklung.
Nach wie vor tun sich aber Führungskräfte oft genug schwer damit, zuzugeben, dass sie etwas nicht wissen oder nicht können. Zu sehr ist das Bild vom Chef gekoppelt mit allumfassender fachlicher Autorität. Anders bei Werner Förster, dem Geschäftsführenden Gesellschafter der Firma Raumtechnik Fellbach. Nach einem Management-Buy-out vor rund drei Jahren hat sich die Firma, Spezialist für Doppelbodensysteme, die in der High-Tech-Industrie eingesetzt werden, auf konsequenten Erfolgskurs begeben. Nicht nur die Umsätze der Schwaben sind jährlich in zweistelligen Prozentsätzen gestiegen. Auch das Management ist ein anderes geworden. „Ich glaube, ich absolviere von allen Mitarbeitern im Unternehmen hier fast die meisten Fortbildungen“, sagt Firmenchef Förster, der kein Verständnis dafür hat, wenn sich Führungskräfte nicht auch einmal zum „Nichtwissen“ bekennen. Förster selbst hat deshalb auch keinerlei Schwierigkeiten im Umgang mit dem Thema Coaching. „Es hilft, neue Ideen zu entwickeln, die Dinge mit anderen Augen zu betrachten und neue Zusammenhänge zu erkennen“, so seine Überzeugung.
Auch wenn es noch viele Vorbehalte gibt: Der Trend zum Coaching ist da. Immer mehr Manager und Führungskräfte müssen sich auch mit Themen beschäftigen, die weit über die normalen Betriebs-abläufe hinaus gehen. Dazu zählt Mobbing ebenso wie das Burn-out-Syndrom oder Konflikte mit Mitarbeitern. Dass sich an der Frage der Unternehmensnachfolge auch häufig Familienkonflikte entzünden, gehört zu den typischen Mittelstandsproblemen.
Während das Thema Coaching für Entscheider zwischen Tabuthema und Modeerscheinung hin und her pendelt, machen sich inzwischen Heerscharen von Coaches, Trainern und Beratern daran, den lukrativen Markt zu beackern. So mancher selbst ernannte Guru ohne fachliche Qualifikation verspricht mit fragwürdigen Methoden rasche Erfolge. Ein Geschäft, das blüht, so lange der Begriff nicht geschützt und keine geregelte Berufsausbildung vorhanden ist.
So bieten vom Diplompsychologen bis zum ehemaligen Strukturvertriebler viele Trainer ihre Dienstleistungen als Coach auf dem Markt an. Und der Kunde hat die Qual der Wahl. Besonders ins Visier genommen haben die Berater dabei die Zielgruppe Management und Themen rund um berufliche Orientierung, Karriere, Führung und Verantwortung.
Ganz andere Wege geht die Medienakademie Köln, eine Tochter der Bertelsmann-Stiftung mit ihrem Coaching für mittelständische Firmenchefs. Akademie-Chef Ekkehard Gerlach hat sich das ausdrückliche Ziel gesetzt, „Lernen auch bei Entscheidungsträgern salonfähig zu machen“. Mit Beharrlichkeit und Aufklärung will Gerlach die Botschaft vermitteln, dass selbst Experten ständig lernen müssen, um der Wissensexplosion standhalten zu können. „Wir wollen die Weiterbildung als konstante Facette des Berufslebens etablieren“, so Gerlach. Dazu hat er sich ein heikles Thema und eine schwierige Zielgruppe ausgesucht. Denn wenn überhaupt, sind Inhouse-Seminare mit verschämten Einzeltrainings für die Führungsetagen gefragt. Aber ein Coaching? Doch Gerlach hat es geschafft, mit seiner Kampagne die Theorie vom weiterbildungsresistenten Boss zu widerlegen.
Diskussion, nicht Vortrag und konkrete Problemlösung statt allgemeiner Information lautet die Devise – und zwar genau zugeschnitten auf den einzelnen Kunden. Wie es scheint, trifft die Medienakademie damit ein Bedürfnis vieler Chefs.
Interessante Links:
www.coaching-report.de: Hier findet sich die umfassendste Sammlung von Informationen rund um das Thema Coaching, die das Web zu bieten hat.
www.ig-coaching.de: Die Interessengemeinschaft Coaching will qualitative Richtlinien erarbeiten, Aufklärung und Transparenz in der Coaching-Branche schaffen.
Websites von Coaches für Führungskräfte:
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