Geier im Sturzflug

Geier im Sturzflug? Sie lesen richtig. Mit diesen Worten hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) einen Beitrag überschrieben, der sich mit Unternehmensinsolvenzen auseinandersetzt. Denn: Die Zahl der Firmenpleiten hat sich 2006 spürbar verringert – um 17 % gegenüber dem Vorjahr.

Von einem Sturzflug zu sprechen, ist jedoch übertrieben. Immerhin waren es mehr als 30 000 Firmenchefs, die den Gang zum Konkursrichter antreten mussten, im Schnitt also rund 120 an jedem Arbeitstag. Etwa drei Viertel der Pleiten betrafen kleine Unternehmen mit fünf oder weniger Mitarbeitern, nur 0,5 % waren größere Mittelständler oder Großunternehmen mit über 100 Beschäftigten.

Doch egal, wie groß oder klein der Betrieb ist – eine Insolvenz kann einen Dominoeffekt auslösen, der andere Unternehmen mit in den Strudel reißt. Einkäufer kennen das Problem: Dringend benötigte Teile werden nicht mehr geliefert, die Produktion droht zu stocken.

Grund genug für uns, dieses Thema für Sie aufzuarbeiten: Wie sich eine Krise andeutet, was im Fall der Fälle zu tun ist und wie sich Unternehmen durch präventives Risikomanagement und Lieferantenrating schützen können, lesen Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 42. Vor Lieferantenpleiten ist niemand gefeit. Sorgenfalten bekommt nur der, der nicht oder nur ungenügend darauf vorbereitet ist.

Ab Seite 6 bekommen Sie in dieser Woche aktuelle Berichte von der Hannover Messe serviert – in einem ausgewogenen Branchenmix. Wenn die weltgrößte Technologieschau so etwas wie ein Spiegelbild der Industrie ist, muss den Unternehmern in Deutschland vor der Zukunft nicht bange sein. Wo man auch hinschaute: Zuversicht und Optimismus allerorten, manche sprachen sogar voller Euphorie von einem neuen Wirtschaftswunder, das sich hier zu Lande anbahnt.

Ob’s nur am schönen Wetter lag? Keine Ahnung. Kreisende Geier habe ich jedenfalls nicht gesehen.