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Geldwerter Grenzgang zwischen den Verfahren

Multifunktionsmaschinen entwickeln sich zum Standard
Geldwerter Grenzgang zwischen den Verfahren

Skeptiker sprechen von einer Neuauflage der „eierlegenden Wollmilchsau“, Fertigungskenner dagegen bekommen glänzende Augen: Eine neue Generation von Dreh- und Bearbeitungszentren überschreitet die Verfahrensgrenzen und macht sich damit vor allem in kleineren Serien bezahlt

Von Chefreporter Wolfgang Filì – chefreporter@fili.net

Abzusehen gewesen war der Trend seit Jahren. Dass Hersteller wie die Salacher Emag GmbH (Halle 17, Stand A33) sie jedoch binnen zehn Jahren zum derzeitigen Stand durchpeitschen würden, hätte niemand beschworen: Maschinen, die sowohl senkrecht als auch horizontal drehen, fräsen, schleifen, lasern und verzahnen können und die Prozesskette kleinerer Serien damit radikal abkürzen, sind heute marktreife Realität.
Emag hatte 1992 als erster eine Drehmaschine mit vertikaler Pick-up-Spindel vorgestellt und dafür zunächst mehr mitleidiges Lächeln als Interesse kassiert. Die VSC – so ihr Name – nahm Futterteile mit der Arbeitsspindel auf und verfuhr sie in den Hauptachsen, während die Werkzeugträger feststanden. Das Revolutionäre der Lösung zeigte sich auf den zweiten Blick: Teure Be- und Entladeperipherie war bei der VSC unnötig, und auch der Platzbedarf blieb weit unter dem klassischer Maschi-nen. War dieser Nutzen erst einmal vermittelt, stieg die Nachfrage sprunghaft an.
  • 1994 stellte das Unternehmen die ersten multifunktionalen Zentren vor, die neben dem Drehen jetzt auch bohren, fräsen und messen konnten. 1996 kamen das Wuchten und Verzahnen hinzu, und auch der Einsatz von Lasern war auf der VSC möglich. Basierend auf dieser Plattform, präsentierte Emag 1998 das erste VSC Pick-up-Dreh- und -Schleifzentrum – übrigens bauen mittlerweile über 20 Konkurrenten Drehzentren ganz ähnlicher Bauart.
  • 2000 folgte die horizontale HSC-Bau-reihe, die auch für wellenförmige Teile den Nutzen vertikaler Systeme bieten sollte. Trotz Vorschusslorbeer blieb der Absatz dieser Maschine unter den Erwartungen – gemessen an den zwischenzeitlich über 3500fach verkauften vertikalen VSC lagen sie vielleicht zu hoch.
Zur Metav 2002 will Emag die Entwicklung nun toppen: Die HVSC 400MT ist das erste kombinierte Pick-up-Dreh- und -Bearbeitungszentrum überhaupt. „HV“ steht dabei für horizontale und vertikale Bearbeitung. Zur Abgrenzung von der Nomenklatur der Werkzeugmaschinenfabrik Linz und deren horizontalem Dreh- und Fräszentrum Millturn wird der Anhang „MT“ ausdrücklich mit „Multiple Technology“ erklärt. Emag betont, das neue System sei keineswegs ein Kompromiss mit eingeschränkter Funktionalität der einzelnen Technologien, sondern arbeite in beiden Bereichen „profihaft“. Die Spindel lässt sich waagerecht und vertikal wie auch in jede beliebige Zwischenposition schwenken. Mit feststehendem Revolver, Schleif-, Bohr- und Frässpindel kann die HVSC 400MT fünfseitig spanen wie ein Zentrum auf Fräsmaschinenbasis.Mit dieser Gattung jedoch mögen die Sa-lacher derzeit aber nicht konkurrieren. So werden als maximale Spanngröße der Werkstückaufnahme 400 mm Durchmesser und nicht 400 mm Kantenmaß genannt. Beides bedeutet freilich Komplettbearbeitung in ein und derselben Spannung, einschließlich automatischer Be- und Entladung. Der Stellplatz der HVSC liegt bei 12 m². Zielanwendung sind kleine bis mittlere Lose von Teilen aus dem allgemeinen Maschinenbau, inklusive der Pumpen- und Armaturen-Branche, sowie aus Kfz- und Luftfahrtindustrie.
Den mit 0,1 s Schaltzeit weltschnellsten CNC-Revolver nach DIN 69880 zeigt die Kölner Hommel GmbH (Halle 15, Stand A9). Er gehört zu dem ebenfalls vertikalen Drehzentrum Okuma LVT 300, das Futterteile bis 200 mm Durchmesser und 150 mm Länge mit zwölf angetriebenen Tools komplettfertigt. Die Maschine hat ein zusätzliches Stapelmagazin, das den bedienerarmen Betrieb auch über Nacht und an Wochenenden möglich machen soll.
Multifunktion auf horizontaler Basis bietet die N40 MC von Niles-Simmons, Chemnitz (Halle 17, Stand B49). Das Dreh- und Bearbeitungszentrum spant große, komplexe Teile fix und einbaufertig ohne Umspannen. Sein schwenkbarer Dreh-, Bohr- und Fräskopf hat 36 kW Leistung. Des Weiteren lassen sich Fräsmodule, Dreh- und Bohrsupports für die Schwerzerspanung, Scheibenrevolver und Untersupports vorsehen. Kombinierte Gleit- und Wälzführungen sollen Hochpräzision möglich machen. Eilgangsgeschwindigkeiten im gesamten Verfahrbereich reduzieren die Werkzeugwechselzeit. Die auf der Metav gezeigte Maschine hat einen 126-kW-Drehspindelantrieb, zwei NC-Lünetten und vermisst die Teile im Arbeitsraum.
Multifunktion auf der Basis nur eines Verfahrens bietet die Drehmaschine Ecas-12/20 von Star. Gezeigt auf dem Stand der Lagro GmbH (Halle 17, Stand A5), wurde sie entwickelt zur flexiblen Fertigung von Teilen aus Medizintechnik, Raumfahrt- und Automobilbau. Laut Hersteller lässt die Ecas sich auch als Kurzdreher einsetzen, ohne jedoch auf die eine oder andere Drehphilosophie festgelegt zu sein. Mit ihren 14 Achsen und flexibel gestalteter Kinematik eignet sie sich für die Fertigung kleiner wie auch großer Lose.
Die Univeraldrehmaschine TC65 der in Sauerlach ansässigen Spinner GmbH (Halle 16, Stand B19) fertigt Futterteile bis 250 mm Durchmesser und bei 600 mm maximaler Drehlänge auch Stangen bis 65 mm Durchmesser. Programmiert wird sie über das System Shop-Turn. Mit 8 µm Positionierpräzision gehört sie in ihrer Klasse zu den Ausnahmen.
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