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Groß- und Kleinserie passen prima zusammen

Workflow im ERP beschleunigt Produktion und Vertrieb
Groß- und Kleinserie passen prima zusammen

Groß- und Kleinserie passen prima zusammen
Auch Aus- und Einlagerungsvorgänge steuert Anwender Spelsberg mit Hilfe der ERP-Standardsoftware Proalpha. Das System muß den Belangen eines mittelständischen Serienfertigers gerecht werden, der eine zunehmende Variantenvielfalt bewältigen muß (Bild: Spelsberg)
Mit Hilfe unternehmensweit arbeitender Workflow-Automatismen des ERP-Systems Proalpha hat die Spelsberg GmbH + Co. KG den internen Verwaltungsaufwand drastisch gesenkt, die Abläufe beschleunigt und zuverlässiger gestaltet.

Dr. Ralf Volker Schüler ist Journalist in Essen

Absolute Lieferbereitschaft des gesamten Katalogsortiments, flexibles Abwickeln von Sonderwünschen und hoher Termindruck kennzeichnen den Markt für Installationssysteme. Besonders bei Installationsmaterial sei der Markt hart, charakterisiert Till Fastabend dieses Segment. Daß bei der Günther Spelsberg + Co. KG in Schalksmühle „die Qualität stimmt“, ist für den kaufmännischen Geschäftsführer selbstverständlich. Nicht umsonst zählt sich das Unternehmen national wie international zu den Marktführern bei wassergeschützten Elektroinstallationen. Doch Marktanteile gewinnen, so Fastabend, könne man nur über schnellste Lieferfähigkeit und geringe interne Kosten. Um beides zu optimieren, hat Spelsberg in ein neues Enterprise-Ressource-Planning-(ERP-)System investiert.
Gleichzeitig wurde dar-über nachgedacht, die Geschäftsabläufe deutlich effizienter zu gestalten, um die Unternehmensziele einfacher zu erreichen. Dabei galt es besonders, die Aufteilung des Unternehmens auf drei Stand-orte zu berücksichtigen.
Wichtigstes Projekt innerhalb der Neuorganisation der Informationstechnologie war der Umstieg auf ein integriertes Standardpaket für alle betrieblichen Abläufe. Nach mehreren Auswahlstufen fiel Ende 1997 die Entscheidung zugunsten des Systems Proalpha des gleichnamigen Anbieters aus Weilerbach, nahe Kaiserslautern.
Kundenspezifische Aspekte steigen zunehmend
Das System muß nicht nur den Belangen eines mittelständischen Serienfertigers gerecht werden, der 120 000 Gehäuse und Kästen am Tag produziert. Die Software hat auch zunehmend Aspekte der kundenspezifischen Auftragsfertigung abzudecken. Zwar weist der Spelsberg-Katalog 2000 Standardartikel aus, die lagermäßig vorgehalten werden, doch immer mehr Anfragen nach speziellen Versionen führten zu einer Artikelvielfalt von annähernd 5000 Teilen – Tendenz steigend. Ein Beispiel: Alle Artikel müssen werksspezifisch zu identifizieren sein, weil bestimmte Produkte in allen Lägern vorhanden sind. Proalpha löst diese Anforderung, indem es beispielsweise ermittelt, ob eine spezielle Abzweigdose mit einem Mindestbestand von 10 000 Stück im Werk Buttstädt und 20 000 Stück im Werk Ramsloh verfügbar ist.
Pro Jahr sind etwa 60 000 Kundenaufträge abzuwikkeln. Das bedeutet, mehr als 1000 Rechnungen wöchentlich zu erstellen und zu versenden. Diese Zahlen sind aber auch Indiz für die Komplexität der wechselseitigen internen und werksübergreifenden Arbeitsabläufe zwischen Auftragsabwicklung, Vertrieb und zwischen den Werken. Bestimmte unternehmensspezifische Feinheiten und Eigenarten sind in der Software über Parametereinstellungen und ergänzende Programmierungen realisiert.
Diese Individualitäten beeinträchtigen die Release-Fähigkeit der ERP-Lösung jedoch nicht. Das Softwaresystem ist hardware- sowie betriebssystemunabhängig und basiert auf der Entwicklungsumgebung Progress. Die Konzeption von Proalphamit einer objektorientierten, komponentenbasierten Programmierung und den User-Exits an allen relevanten Stellen sieht die Integration individueller Erweiterungen vor. „Damit konnten wir eine Reihe unternehmensspezifischer Anpassungen vornehmen, was dazu beigetragen hat, die übergreifenden Geschäftsprozesse zu optimieren“, erklärt Cornelius Scheffel. Als Geschäftsführer der Solinger Niederlassung der Proalpha Software AG betreut er das Projekt vor Ort.
Ein Highlight dürfte beispielsweise die Anbindung der Hochregalllager-Steuerung über das PPS-System sein. Hier werden vom Standard abweichende Platzverwaltungs- sowie Ein- und Auslagerungsstrategien gefahren, etwa um die Einlagerung bestimmter Packungsgrößen zu optimieren. Des weiteren finden sich unternehmensspezifische Anpassungen bei der Arbeitsplanfindung, in der Kommissionierung und beim Versand.
Die heute im Auftragszentrum in Schalksmühle ein-gehenden Kundenaufträge werden nach verschiedenen Auftragsarten wie Kundenauf- trägen, Vertreter-Sendungen oder Musteranforderungen klassifiziert. Eine Auftragsart signalisiert dem System, daß es sich beispielsweise um einen Musterauftrag handelt, also um eine Lieferung ohne Berechnung. Damit startet die normale Kommissionierung, das System gibt automatisch einen „Lieferschein Muster“ aus und verbucht den Warenabgang ohne Rechnungserstellung. Die echten Aufträge kommen unmittelbar von Elektrogroßhändlern. Bei den „Vertreter-Anforderungen“ handelt es sich um Aufträge von Spelsberg-Vertretungen, die ihrerseits den Elektrogroßhandel vor Ort möglichst schnell bedienen. Für beide Auftragstypen ist der Prozeßablauf einschließlich Belegfluß bis hin zum Lieferscheindruck weitgehend identisch. Für Kundenaufträge wird allerdings noch am gleichen Tag eine Faktura erstellt.
Im Fall der Vertreter-Anforderung erhält der Auftrag die entsprechende Auftragsart. Es wird keine Rechnung erstellt, denn noch ist die Ware nicht verkauft. Trotzdem wird ein Lieferschein mit allen zugehörigen Versandpapieren ausgefertigt. Da es sich bei diesen Aufträgen zumeist um größere Mengen handelt, übernimmt ein Spediteur den Transport. Häufig erzeugen die Vertretungen in ihrer Region hundert einzelne Kundenaufträge aus diesen großen Lieferungen. Wird die Ware der Vertretungen vor Ort ausgeliefert, erhält die Zentrale die Lieferscheindaten per Diskette, DFÜ oder per E-Mail, und das Rechnungswesen löst eine Faktura aus. Die Workflow-Technik hat den üblichen Belegfluß drastisch reduziert.
Auch ist es möglich, Eilaufträge direkt an das Lager oder an die Fertigung durchzureichen, ohne daß Vorgänge in der Bestandsverwaltung, in der Finanzbuchhaltung oder anderen Stellen aus der Zettelwirtschaft händisch eingepflegt werden müssen. Liegt der Auftrag für eine eilige Sonderanfertigung vor, wird sofort die entsprechende Vorgangskette aktiviert: Mit dem Anlegen des Produktionsauftrags wird die Fertigung automatisch und unmittelbar benachrichtigt. Die ausgefeilte Workflow-Technik schließt auch die Integration von Fremdsoftware mit ein, etwa für das Erstellen der Versandpapiere und -etiketten.
Am Ende der Prozeßkette profitieren Management und Controlling von den Daten im ERP-System. Aufgrund der bei der Auftragserfassung vergebenen Parameter und aus anderen Daten lassen sich komfortabel aussagekräftige Auswertungen erzeugen. Pro- zentuale Auftragsverteilung zwischen Zentrale und Vertretungen, Warenbewegungen in Nordrhein-Westfalen oder Umschlaggeschwindigkeiten und Kosten bestimmter Produkte sind Beispiele für abrufbare Informationen.
Gezielte Abfrage des Systems liefert aktuelle Informationen
60 PC sind heute werksübergreifend per ISDN-Standleitung und LAN als sachbearbeiter-bezogene Arbeitsplätze im Netzwerk ver- bunden. Um den Workflow konsequent zu optimieren, wurden weitere PC angekoppelt. Sie dienen etwa als reine Buchungsterminals und stehen in den Fertigungs- und Lagerbereichen.
Durch den integrierten Ansatz, den Proalpha bietet, werden Informationen durchgängig über den gesamten Prozeß in alle Funktionsbereiche transportiert. Damit hat die Informationstechnologie das Unternehmen weit tiefer durchdrungen als zunächst angenommen. Die Anzahl involvierter Mitarbeiter ist gegenüber der ursprünglich geplanten Zahl deutlich größer. Vorbei sind nun die Zeiten, wo im Unternehmen per Telefon Informationen wie „Was ist mit meinem Auftrag?“, oder „Hat der Lieferant schon den Termin bestätigt?“ mühsam zusammengetragen werden mußten. Heute liefert die gezielte Systemabfrage eindeutige, aktuelle und damit verwertbare Informationen.
Der Anwender: Produktion an drei Standorten
Seit mehr als 90 Jahren produziert die Günther Spelsberg GmbH + Co. KG in Schalksmühle Elekto-Installationssysteme. Mit 280 Beschäftigten an drei Standorten – zwei Werke in Schalksmühle und eines im thüringischen Buttstädt – erwirtschaftet das Unternehmen rund 60 Mio. DM. Umsatz. Etwa 100 Spritzgießautomaten produzieren allein mehr als 120 000 Kunststoffgehäuse pro Tag. Mit 50 Auslandsvertretungen ist Spelsberg auf allen wichtigen Märkten der Welt präsent.
Kapazitätsplanung: Mitarbeiterwissen im Speicher
Ein allen Spritzgießern bekanntes Phänomen haben Anwender Spelsberg und Systemlieferant Proalpha gelöst: Obwohl die Spritzgießmaschinen innerhalb einer Gruppe baugleich sind, laufen bestimmte Werkzeuge auf einigen Maschinen „besser“ als auf anderen. Die Einrichter wissen das und handeln entsprechend. Wie aber soll man dieses Wissen im PPS-System hinterlegen? Gleichartige Maschinen einer Gruppe werden bei der Kapazitätsplanung üblicherweise wie eine Maschine verplant. Bei Spelsberg sind es bis zu 20 Spritzgießautomaten einer Gruppe. Die Lösung: Der Anwender hat zusätzlich zum Standard-Regelwerk in einer Wissensdatenbank hinterlegt, welche Werkzeuge auf welchen Maschinen besonders gut laufen. Diese Daten berücksichtigt die automatische Kapazitätsplanung. Ziel ist es nicht, die nächstbeste passende Maschine auszuwählen. Vielmehr sucht der Algorithmus innerhalb der Maschinengruppe im Sinne einer Gleichverteilung und der optimalen Kombination Werkzeug-Maschine die geeigneten Maschinen aus. Ergebnis: geringere Einrichtkosten und weniger Verschleiß der Maschinen und Werkzeuge.
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