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Gurte oder Bügel retten Leben

Stapler-Unfälle müssen nicht tödlich enden
Gurte oder Bügel retten Leben

Rund 25 % aller Staplerunfälle entstehen durch Umkippen. Neue Geräte sind sicherer konzipiert und auf Stabilität getestet. Alte Flurförderzeuge müssen bis 2002 mit Rückhaltesystemen nachgerüstet werden.

Von unserem Redaktionsmitglied Bettina Keck

N ach Angaben der Berufsgenossenschaft für Großhandel und Lagerei sind jährlich rund 200 schwere Unfälle mit Flurförderzeugen zu verzeichnen, durchschnittlich 14 enden tödlich. Rund 25 % aller Unfälle entstehen durch Umkippen. Ist der Fahrer ungesichert, wird er aus dem Stapler geschleudert. Die Ursachen liegen meist in unsachgemäßer Bedienung wie Transport mit angehobener Last oder zu schnellem Kurvenfahren auf unebenen Wegen.
Nach der EG-Maschinenrichtlinie sind die Staplerhersteller seit 1995 dazu verpflichtet, nicht nur den Normalgebrauch, sondern auch die zu erwartende Benutzung zu berücksichtigen. Neue Fahrzeuge müssen einen Kipptest bestehen, damit es erst gar nicht zu einem Unfall kommt.
1999 hat die Toyota Gabelstapler GmbH, Duisburg, das elektronische System für Aktive Stabilität (SAS) eingeführt. Bei Kippgefahr wird das Fahrzeug stabilisiert. Auch die Aschaffenburger Linde AG berücksichtigt die Kippsicherheit bereits in der Grundkonzeption: Bei den Staplern der Reihe 351 H20-H35 verschiebt sich die Kippgrenze durch den erhöhten Pendelgelenkpunkt zu 20 % höheren Kurvengeschwindigkeiten. Beim RXX der Still GmbH, Hamburg, sorgt ein Fleetmanager aktiv für Sicherheit, indem er zugriffsberechtigte Fahrer elektronisch erkennt und wichtige Parameter kontrolliert. Bei einem Unfall werden relevante Daten aufgezeichnet.
Alte Stapler bis zu 10 t Tragfähigkeit, die bis zum 5. Dezember 1998 in Betrieb waren, müssen von den Betreibern bis zum 5. Dezember 2002 mit Rückhaltesystemen nachgerüstet werden. Dies geht aus der Änderungsrichtlinie 95/63/EG zur Arbeitsmittelbenutzungverordnung (AMBV) 89/6551EWG hervor. Die Einrichtung soll den Fahrer auf dem Sitz halten, so dass er beim Kippen nicht eingeklemmt oder vom Schutzdach erschlagen werden kann. Die Änderungsrichtlinie ist jedoch noch nicht in deutsches Recht umgesetzt worden. Zum Schutz seiner Beschäftigten sollte der Arbeitgeber trotzdem ein Nachrüsten bedenken.
In einer von 1996 bis 1998 angelegten Studie der Gerhard-Mercator-Universität in Duisburg analysierten Forscher das Kippverhalten von Staplern und prüften verschiedene Rückhaltesysteme. Die Ergebnisse (FEM IV-4002) sollen in einer ISO-Norm weltweit Gültigkeit erhalten. Ideal schützt den Fahrer demnach eine Kabine mit geschlossener Tür. Es ist jedoch nicht wirtschaftlich, alte Stapler damit nachzurüsten.
Die preiswerteste und am häufigsten verwendete passive Sicherheitslösung ist der duosensitive Beckengurt. Ein alter Sitz lässt sich einfach austauschen. Der Gurt blockiert bei Vorwärtsbewegungen zwischen 0,35 und 0,45 g, wenn gleichzeitig ein Kippwinkel von 12° bis 27° erreicht ist. Die Akzeptanz bei den meisten Fahrern lässt jedoch zu wünschen übrig, da ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist und sie in der Regel häufig ein- und aussteigen müssen. Bei einem Unfall wird nicht verhindert, dass der Kopf auf den Boden aufschlägt.
Eine Alternative ist das Türbügelsystem. Seitlich am Fahrerplatz angebrachte, umschäumte Bügel lassen sich wie Türen schließen und sorgen bei einem Kippunfall für ausreichenden Freiraum zwischen Boden und Stapler. Toyota bietet beispielsweise den Lifesaver an. Das einbaufertige System kann einfach montiert werden, ohne die Außenkontur des Fahrzeugs zu überschreiten. Ab sofort ist auch eine neu entwickelte Bügeltür von Linde erhältlich. Dank eines Dachadapters eignet sie sich zum Nachrüsten aller Stapler-Baureihen.
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