Startseite » Allgemein »

Heiße Konjunktur und kalte Duschen

Schlaglichter 2007
Heiße Konjunktur und kalte Duschen

So einen Aufschwung hat die Industrie lange nicht erlebt. Trotz des Booms haben die Firmen Sorgen. Hohe Energie- und Rohstoffkosten, Fachkräftemangel und ein starker Euro trüben die Freude. Hier Schlaglichter des Jahres.

Januar

Der Maschinenbau läuft heiß: Der Verband VDMA meldet für 2006 rund 7 % Wachstum. Präsident Brucklacher erhöht die Prognose fürs laufende Jahr.
Die Messe München rudert mit ihrer schwächelnden IT-Messe Systems zurück. Die Schau soll nur noch vier statt fünf Tage dauern, gibt der Veranstalter bekannt.
SAP präsentiert enttäuschende Quartalszahlen. Dennoch legt die Walldorfer Softwareschmiede bei den Marktanteilen zu. Eine neue Mittelstandslösung soll es richten.
Der strauchelnde Pressenbauer Müller Weingarten kündigt an, mehr in China und den USA produzieren zu wollen. Nur mit einem internationalen Produktionsverbund sei man international wettbewerbsfähig.
Deutsche Forscher und Entwickler arbeiten zu viel für den Papierkorb, sagt das Institut IAI. Gerade mal 13 % aller Neuproduktvorschläge erreichen die Markteinführung. Vor allem die richtig revolutionären Ideen („big ideas“) landen regelmäßig auf dem Müll.
Februar
Der WSM-Wirtschaftsverband klagt über ruinöse Praktiken in der Zulieferbranche. Der Druck auf die kleineren Betriebe käme vor allem von den Systemzulieferern, „die diktieren statt verhandeln“, wie es heißt.
Gildemeister legt Rekordzahlen für 2006 vor: + 18 % auf 1,33 Mrd. Euro. Der Auftragseingang wuchs noch mehr. Ein erneutes Rekordjahr sei zu erwarten, verkündet DMG-Chef Kapitza.
Sorgen bei Bosch: Der Konzern meldet für 2006 zwar ein Umsatzplus von 5 %, aber in der Automobilsparte wird nicht genügend Geld verdient. Grund sind steigende Rohstoff- und sinkende Verkaufspreise. In der Industriesparte läuft es aber glänzend.
Der Kunststoff- und Gummimaschinenbau geht zuversichtlich ins K-Jahr. Endlich wird wieder im Inland investiert, meldet der zuständige VDMA-Fachverband. Umsatz 2006: 4,8 Mrd. Euro.
März
Denn sie wissen nicht, was sie tun: Jeder dritte Betrieb verstößt gegen geltende Arbeitsschutzrichtlinien, zeigt eine Studie der Dekra. Die Unternehmen unterschätzen die gravierenden Auswirkungen von Unfällen auf die Produktion – und damit auf Umsatz und Gewinn, heißt es.
Bei der Messe Leipzig sieht man nur zufriedene Gesichter. Der neue Messedoppelpack Z und Intec (früher Chemnitz) ist ein Erfolg.
Noch eine Messepremiere: Die Metall München legte mit über 17 000 Besuchern einen respektablen Start hin.
Der Werkzeugmaschinenspezialist Hermle meldet ein Wachstum von 24 %, der Auftragseingang legt um 40 % zu. Da gibt es sogar bei den sparsamen Schwaben einen Sonderbonus zur Dividende.
Bei Bosch Rexroth brummen die Geschäfte, vor allem in der Volksrepublik China (+ 33 %). Der Konzern will zukünftig bei den regenerativen Energien wie Wind- und Meeresenergie stärker mitmischen.
Ausländer rein! fordert der DIHK. Gerade für Mittelständler seien die Hürden (Gehaltsuntergrenze 85 500 Euro im Jahr) viel zu hoch, um Fachleute ins Land zu holen .
April
Der Pressenbauer Schuler schnappt sich Müller Weingarten. Die Göppinger kaufen die bei der Beteiligungsgesellschaft Metzler geparkte Aktienmehrheit.
Energie, Energie und Energie, waren die beherrschenden Themen der Hannover Messe. Mit dem Rückenwind des Wirtschaftsaufschwungs ziehen die Veranstalter ein positives Fazit: 230 000 Besucher waren da.
Auf der Messe zu finden waren wieder viele Plagiate. Der VDMA startet die Kampagne Pro Original.
Die deutsche Werkzeugindustrie meldet volle Auftragsbücher. 2006 verzeichnete die Branche laut Verband FWI einen Umsatzzuwachs von knapp 12 % auf 3,4 Mrd. Euro. Die Sorgen: hohe Energie- und Rohstoffpreise und – auch hier – Plagiate.
BDI-Chef Thumann drückt auf die Euphoriebremse. Trotz Konjunkturhoch dürfe man nicht aufhören, an den Struktur-Problemen Deutschlands zu arbeiten, mahnt er an.
Und einer wirft überraschend das Handtuch. Mitten in der Schmiergeld-Krise kündigt Siemens-Vorstandschef Kleinfeld an, den Konzern zu verlassen.
Mai
MAG IAS verkündet, auf der EMO im Herbst groß aufzutreten. Der neue Chef Dr. Robert Wassmer will dem neuen Werkzeugmaschinen-Imperium, das 4500 Menschen beschäftigt, ein einheitliches Kleid verpassen.
Die Zeichen stehen gut für die weltgrößte Werkzeugmaschinenmesse. Der Branchenverband VDW hebt die Wachstumsprognose für das Jahr auf 10 % an.
Familienunternehmen sind besser, besagt eine Studie der Stiftung Familienunternehmen. Die großen inhabergeführten Firmen sind die Wachstums- und Beschäftigungsmotoren – bei den Aktiengesellschaften hingegen sind immer weniger Menschen in Lohn und Brot.
Das Beispiel Trumpf bestätigt das: Die Schwaben investieren 50 Mio. Euro in das Stammwerk Ditzingen.
Deutschland ist der größte Exporteur von Technischen Textilien. Hätten Sie’s gewusst? Die deutschen Exporteure werden ihre Position behaupten, so die Bfai.
Juni
Der Fachkräfte-Mangel geht laut IW Köln ins Geld. Knapp 3,5 Mrd. Euro an Wertschöpfung gehen jedes Jahr verloren.
Nach langem Warten: Die Neue Messe Stuttgart besteht ihre Feuertaufe. Als erste Veranstaltung belegt die Blechexpo von Messeunternehmer Schall die neuen Hallen. Es wird ein voller Erfolg, über 25 000 Besucher kommen. In Sinsheim waren es 14 000.
Auch in der Schweiz sind Familienunternehmen offenbar besser: Endress + Hauser steigerte den Umsatz um 11 %, den Gewinn um 20 %, verkündet CEO Klaus Endress.
ZF Friedrichshafen kann sich vor Entwicklungsaufträgen aus der Automobilindustrie kaum retten. Alle wollen sparsame Antriebe.
Apropos Energie-Effizienz: Für über 80 % der Betriebe ist dies ein Thema von höchster Wichtigkeit, so das IW Köln.
Juli
Die Party im Ländle geht weiter: Der Maschinenbau in Baden-Württemberg erwartet das sechste Wachstumsjahr in Folge. Das gab es seit 40 Jahren nicht mehr.
Auf dem Weg zur Spitze: Nach dem Vorbild von Top-Unis wie der ETH Zürich oder dem MIT soll in Karlsruhe das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entstehen. Die Uni und das Forschungszentrum Karlsruhe sollen dazu fusionieren.
Deutschland verbessert sich auf der Weltrangliste der Arbeitsproduktivität um drei Plätze – trotz hoher Löhne. Vor allem bei technisch anspruchsvollen Produkten ist Deutschland laut Beri-Institut top.
Keiner will in Deutschland mehr Autos kaufen. Im Vorfeld der Messe IAA korrigiert der Verband VDA seine Prognose nach unten. Schon im 1. Halbjahr brach der Absatz um knapp 10 % ein. Gründe: Klimadebatte und Mehrwertsteuererhöhung.
August
Geistesblitze sind Gold wert. 2006 sparten die deutschen Unternehmen durch Ideen der Mitarbeiter 1,5 Mrd. Euro. Laut Institut DIB hat sich jeder fünfte Mitarbeiter am Ideenmanagement beteiligt.
Der Werkzeugspezialist Walter eröffnet sein neues Wendeschneidplattenwerk auf der schwäbischen Alb in Münsingen. Es ist das modernste weltweit – und ein Standortbekenntnis, betont man in Tübingen.
Endlich! Sagen die italienischen Werkzeugmaschinen-Hersteller. Endlich profitieren auch sie vom Branchenaufschwung, der Verband Ucimu meldet ein Plus von 16 % auf knapp 5 Mrd. Euro Umsatz.
Windstille im Inland beklagt die Windenergiebranche. Während die Bundesrepublik hinreichend verspargelt ist, brummen immerhin die Exportgeschäfte. Das reichte unter dem Strich 2006 für ein dickes Plus von 40 % auf 5,6 Mrd. Euro Wertschöpfung.
September
Es darf ein bisschen mehr sein: Vor der Leitmesse EMO korrigiert der VDW seine Umsatzprognose nochmals nach oben: + 15 % sind’s nun. Die Schau in Hannover wird erwartungsgemäß ein Erfolg: weniger Messetage, mehr Besucher, volle Auftragsbücher.
Der kleine Mittelständler kommt zu kurz, wenn es um Forschungsförderung geht. Die staatlichen Programme zielen meist auf Großunternehmen, besagt eine Studie. Den kleinen graust es vor allem vor Bürokratie.
Den US-amerikanischen Zulieferern droht der Ausverkauf, wie die Düsseldorfer IKB warnt. Die japanischen und deutschen Autoteile-Hersteller sind hingegen top und werden wohl bald auf Einkaufstour gehen.
Die Solarstrom-Zulieferer haben eine neue Heimat. Im VDMA-Forum Photovoltaik sollen Unternehmen aller Fachgruppen zusammenarbeiten.
Der Kreditversicherer Atradius meldet eine bessere Zahlungsmoral in der Industrie. Übrigens: Am längsten warten die Auftragnehmer der Öffentlichen Hand auf ihr Geld – ganze 69 Tage.
Noch ein Messe-Erfolg: Die Schall-Messe Motek auf dem neuen Gelände in Stuttgart belegt 20 000 m² mehr Fläche und zählte mit 1100 fast 200 Aussteller mehr. Es kommt ein Drittel mehr Besucher.
Oktober
Alpha-Getriebebau-Chef Manfred Wittenstein löst Dr. Dieter Brucklacher als VDMA- Präsident ab. Innovation und intelligent produzieren, sind seine Themen.
Und der Fachkräftemangel: Es fehlen um die 10 000 Daniel Düsentriebs, besagt die jüngste Ingenieurstudie des Verbandes.
Der Messeveranstalter K & R sagt Karlsruhe adieu. Die US-Firma Canon Communications kauft die Zuliefermesse Interpart und installiert eine Medizintechnikschau.
Die Roboter-Branche hat 2006 weltweit weniger verkauft, wie der internationale Verband IFR ausgerechnet hat. Grund: Die Automobil- und Elektronikindustrie investieren auf Sparflamme.
Auf der Kunststoffleitmesse K in Düsseldorf, die nur alle drei Jahre stattfindet, trifft sich wieder die gesamte Branche. Ergebnis auch hier: volle Hallen, volle Auftragsbücher.
November
China sitzt den deutschen Maschinenbauern im Nacken, warnt der VDMA. Hersteller von Standardmaschinen werden es schwer haben; Hightech-Hersteller müssen ihren Vorsprung verteidigen.
Und noch ein Beispiel für ein erfolgreiches Familienunternehmen: Boge in Bielefeld feiert den 100. Geburtstag.
Der Euro nimmt Kurs auf 1,50 US-$. Airbus kündigt als erster wegen der anhaltenden Dollarschwäche „radikale Kürzungen“ an.
Tilman Vögele-Ebering tilman.voegele@konradin.de
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 5
Ausgabe
5.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de