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HEUTE DIE HAND, MORGEN DER ARM

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HEUTE DIE HAND, MORGEN DER ARM

Mit unscheinbaren Spannbacken begann der Aufschwung der Schunk GmbH in Lauffen am Neckar. Heute ist das Unternehmen Weltmarktführer und bildet menschliche Arme nach.

Geld verdient die Schunk GmbH & Co. KG mit Greif- und Spanntechnik. Für Laien klingt das wenig spannend. Doch in der Weiterentwicklung dieser Technologie ist so viel Musik drin, dass das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren seinen Umsatz von derzeit gut 180 Millionen Euro verdoppeln will. Heinz-Dieter Schunk, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, verkündete diese Marge jüngst in der Stuttgarter Zeitung – ein 66-Jähriger, der nicht so wirkt, als ob bei ihm der Himmel voller Geigen hinge. Im Gegenteil: Schunk ist in der Öffentlichkeit zurückhaltend und tritt bedächtig, ja bescheiden auf. Doch das ist nur ein Teil seiner Persönlichkeit. Ein weiterer ist seine Fähigkeit, vor anderen zu erkennen, was Kunden künftig brauchen und in welcher Qualität sie es haben wollen. Beim Ersten verlässt er sich auf sein Gespür, beim Zweiten auf das Geschick seiner Mitarbeiter. „Wir bieten unsere Produkte in einer Präzision an, dass uns selbst japanische und koreanische Automobilhersteller die Tür einrennen.“

Neuerdings hat das Unternehmen nicht mehr nur Industriekunden im Blick, sondern auch den Dienstleistungsbereich. „Der Roboter sucht den Weg in die Freiheit und sprengt damit auch gedankliche Grenzen. Vom Entertainment über die Haushaltshilfe bis zum Security-Service reichen die Felder, für die Roboter fit gemacht werden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Firma. Konkret: Schunk hat seine Produktpalette auf Roboterhände und -arme ausgedehnt, die modular hergestellt werden und somit schon ab kleinster Stückgröße wirtschaftlich sein können.
Eine Drei-Finger-Hand wurde selbst entwickelt. Neuerdings wird auch eine Vier-Finger-Hand von der Firma vertrieben. Absolutes Highlight ist ein Roboterarm, der fast komplett von Schunk hergestellt wird. Kunstarme helfen beispielsweise der Bayer AG, um in Labors Reagenzgläser zu füllen.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten sieht Roko Tschakarow, Schunk-Bereichsleiter Mechatronik, in der Medizin: „Ultraschalluntersuchungen mit unseren Assistenten könnten Ärzten ein jahrelanges Training ersparen. Auch in der Prothetik bieten wir neue Perspektiven.“ Die Schunk Dextrous Hand SDH (dextrous, englisch: geschickt) wird in kleinen Stückzahlen gefertigt. Rund 30 dieser Hände sind international bereits in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen im Einsatz. Die Hand kostet rund 50 000 Euro, der Arm dazu nochmals die gleiche Summe. „Die Herstellung ist deutsche Wertarbeit“, sagt Tschakarow. 35 Mitarbeiter – Konstrukteure, Programmierer, Monteure und Vertriebsleute – sind durch diese Entwicklung bereits in Lohn und Brot.
Wolfgang Hess, Chefredakteur bdw

Schunk kurz und knapp…

Die Schunk GmbH und Co. KG wurde in einem verheerenden Jahr der deutschen Geschichte aus der Taufe gehoben. 1945 begann Friedrich Schunk in einer Garage Metall zu bearbeiten. Kurz darauf entwickelte er eigene Lösungen für komplexe technische Herausforderungen. In den Fünfzigerjahren stellte die Firma Bremstrommeln, Schwungscheiben und Präzisionsteile her. 1964 trat Sohn Heinz-Dieter in das Unternehmen ein. Er ließ einen Hochglanzprospekt gestalten, mit dem er die ersten Aufträge für die neu ins Programm aufgenommenen Spannbacken holte. „Heute sind wir in diesem Segment Weltmarktführer“, sagt Heinz-Dieter Schunk. In den Neunzigerjahren stieg das Unternehmen ins Drehfuttergeschäft ein. Wenige Jahre darauf kamen Drehspannfutter dazu. Auch hier ist Schunk Weltmarktführer und verkauft pro Jahr über 60 000 Einheiten. Heinz-Dieter Schunk, gelernter Betriebswirt, legt Wert darauf, dass seine Produkte nicht nur technologisch führend sind, sondern sich auch ästhetisch von der Konkurrenz abheben: „Schon beim Gang durch eine Werkshalle soll man erkennen, dass dort Schunk-Produkte eingesetzt werden“, urteilt der Chef, der im Oktober mit dem „Preis Deutscher Maschinenbau“ ausgezeichnet wurde.
GRÜNDUNG: 1945
GESCHÄFTSFÜHRENDE GESELLSCHAFTER: Heinz-Dieter Schunk, Henrik Schunk
MITARBEITER: weltweit 1800, davon 1500 in den drei Standorten Lauffen am Neckar, Brackenheim und Mengen, 70 im US-Produktionsbetrieb in Raleigh, 40 in Hangzhou (China).
UMSATZ 2007: 183 Millionen Euro
INTERNET: www.schunk.com

Greifen nach Menschenart

Ähnlich wie der Mensch soll die Schunk-Hand Greifgewichte von wenigen Gramm bis hin zu 15 Kilogramm handhaben. Die Druck- und Oberflächenerkennung übernimmt dabei ein ausgeklügeltes Sensorsystem, das in die Fingerkuppen eingelagert ist und insgesamt mehr als 4000 Druckzustände umsetzen kann. Dadurch lässt sich schon auf den ersten Griff erkennen, ob der Gegenstand optimal gehalten wurde oder ob nachgefasst werden muss. Neben der Drei-Finger-Hand SDH arbeitet das Unternehmen an einer Vier-Finger-Hand SAH, die zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und dem chinesischen Partner Harbin Institute of Technology entwickelt wird. Jeder der vier Finger hat vier Gelenke. Sensoren liefern die Kraft- und Positionswerte, um die Gelenke in die richtige Lage zu bringen. Um im täglichen Umgang Berührungsängste zu vermeiden, ist die Vier-Finger-Hand so designt, dass sie auf den ersten Blick der menschlichen Hand ähnelt. Es gibt sie als rechte oder linke Hand.
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