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Hochwert-Instandsetzung sichert Werterhalt

Fräsmaschinen: Runderneuern statt verschrotten
Hochwert-Instandsetzung sichert Werterhalt

Für bestimmte Aufgaben eignen sich ältere Fräsmaschinen nach wie vor sehr gut. Auch nach Erreichen eines kritischen Abnutzungszustandes ist noch soviel Substanz vorhanden, dass eine Generalüberholung wirtschaftlich ist. Dies macht sich die Firma MMD zunutze, indem sie betagte Maho-Fräsen instandsetzt.

Dipl.-Ing. Klaus Vollrath ist Fachjournalist in Herne

HSC allein ist nicht immer die optimale Lösung. Für bestimmte Anwendungsbereiche sind Fräsmaschinen herkömmlicher Bauart – mit Getriebespindel und Flachbahnführungen – nach wie vor bestens geeignet“, weiß Lothar Sommer, Leiter des technischen Vertriebs der MMD Werkzeugmaschinen GmbH in Bad Emstal bei Kassel. Dies gelte beispielsweise, wenn in großem Umfang schwer zerspanbares Material aus dem Vollen „herausgekoffert“ werden müsse.
Außerdem seien beispielsweise alte Maho-Fräsen von ihrer Konstruktion her grundsolide, so dass es sich fast immer lohne, sie nach Erreichen eines kritischen Verschleißzustands generalüberholen zu lassen, statt sie zu verschrotten. MMD hat genau diesen Markt im Visier und sich auf das umfassende Re-Engineering der Anlagen mit kompletter Zerlegung und Neuaufbau inklusive Garantie, Messprotokoll und Abnahme spezialisiert.
Wichtigstes Kapital des Unternehmens ist eine Kerntruppe hochqualifizierter Mitarbeiter aus der Belegschaft des 1992 in Bad Emstal geschlossenen Maho-Werks. Seit seiner Gründung im gleichen Jahr hat MMD bereits rund 400 Maschinen überholt. Zum Kundenkreis gehören zahlreiche Stammkunden, darunter auch mehrere große Konzerne wie Thyssen oder VW.
Jede überholte Maschine bleibt ein Originalmodell
Als gelernter Maschinenbauer und langjähriger Maho-Mitarbeiter kennt Lothar Sommer die Praxis in den Werkstätten des Maschinen- und Werkzeugbaus und deren Anforderungen aus dem Effeff: Wenn es etwa darum gehe, tiefe 35-mm-Löcher in einen massiven Block aus hochfestem Stahl einzubringen, bleibe eine moderne Motorspindel unter Umständen einfach stehen, weil ihr bei niedrigen Drehzahlen schlicht der „Dampf“ fehle. Hier seien die alten Getriebespindeln mit ihrem hohen Drehmoment nach wie vor unschlagbar.
Zudem wirke sich bei solch hohen Belastungen die Steifigkeit der großflächigen Flachbahnführungen der alten Maho-Technik positiv aus. „Was die Genauigkeit des Bearbeitungsergebnisses angeht, steht man da keinesfalls hinter den heute üblichen Wälzkörperführungen zurück“, meint Lothar Sommer. Folglich bestehe nach wie vor ein sehr hoher Bedarf an diesen Anlagen, zumal sie sehr langlebig seien. Oft genug machen Maho-Fräszentren mit 30 000 oder 40 000 Betriebsstunden auf dem Zähler noch unverzagt ihre Späne. Manche modernen Motorspindeln dagegen sind konstruktiv nur noch auf 3000 bis 4000 Einsatzstunden ausgelegt. Dass diese Vorteile älterer Technik den Betreibern durchaus bekannt sind, ist schon daran zu erkennen, dass solche Anlagen nur selten am Gebrauchtmaschinenmarkt angeboten werden.
„Für unsere Kunden ist die Kalkulation im Prinzip recht einfach. Sie erhalten eine Maschine, die dem ursprünglichen Neuzustand entspricht, zu etwa der Hälfte des damaligen Preises“, erläutert Lothar Sommer. Mit der gelieferten Qualität hat das Unternehmen übrigens auch die Leasinggesellschaften überzeugt: Von MMD überholte Systeme können problemlos geleast werden.
Jede hereinkommende Fräse wird komplett auseinandergenommen und nach Überarbeitung der Einzelteile neu aufgebaut. Die Großkomponenten werden, soweit erforderlich, neu geschliffen; Motoren, Getriebe und Spindeln erhalten neue Lager, alle sonstigen Verschleißteile werden getauscht und die Steuerung auf neuesten Versionsstand gebracht. Alle erforderlichen Präzisionsbearbeitungen an A-Teilen wie Führungsbahnen, Spindelkonus oder Kugelspindeln führen die jeweiligen Originalhersteller aus. Das Einschaben beim Zusammenbau ist dagegen wieder Sache von MMD.
Ausgetauschte Teile ersetzen die Hessen ausschließlich durch Original-Ersatzteile, weil im Interesse des Anwenders die Servicefähigkeit erhalten werden soll. „Jede bei uns überholte Maschine bleibt ein Originalmodell, das exakt den hinterlegten Daten des Herstellers entspricht und auf Wunsch auch künftig durch den Werkskundendienst repariert werden kann“, betont Lothar Sommer.
Die instandgesetzte Maschine wird abschließend nach den ursprünglichen Spezifikationen des Herstellers vermessen und auf Wunsch abgenommen. „Auf jede Anlage geben wir eine eigene Garantie“, merkt Lothar Sommer an. „Danach steht es dem Kunden frei, ob er den Service durch die Maho-Nachfolgerfirma DMG oder durch uns ausführen lassen will.“
Etwa die Hälfte der Überholungen führen die Emstaler auf eigenes Risiko an aufgekauften Altsystemen aus, die nach Instandsetzung wieder verkauft werden. „Inzwischen erhalten wir jedoch zunehmend auch Maschinen von Kunden, die wir nach Angebot zum Festpreis aufarbeiten“, verrät Lothar Sommer. „Dabei befinden wir uns nicht in Konkurrenz zum Hersteller, sondern ergänzen im Prinzip sogar dessen Angebot.“
Eine Rundum-Reparatur wird im Prinzip erst fällig, wenn der Verschleiß ein Maß erreicht hat, bei dem der normale Kundendienst nichts mehr machen kann. Der Produktionsbetrieb des Herstellers ist für solche Arbeiten nicht das richtige Umfeld, weil dabei die üblichen, auf Serienfertigung ausgerichteten Abläufe gestört werden. Für den Hersteller hat die Ergänzung seines Angebots durch den Überholservice von MMD außerdem den Vorteil, dass seine Neumaschinen auf dem Markt an Attraktivität gewinnen, weil es für sie eine zusätzliche Investitionssicherheit gibt.
Zudem haben solche „neu-alten“ Maschinen gerade in Formenbaubetrieben mit ihrem hohen Anteil an Sonderaufgaben und Einzelaufträgen eine ganz eigene Attraktivität, weil das Personal sie kennt und bedienen kann. Auch steuerlich sind Überholungen teilweise deutlich interessanter als die Abschreibung einer Neumaschine. „Und in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten weiß gerade der Mittelstand eine stille Reserve in Form von weitgehend abgeschriebenen, aber einsatzbereiten Anlagen zu schätzen“, merkt Lothar Sommer an.
Ergänzend können die Kunden ihre Anlagen auch mit interessanten Neuerungen modernisieren lassen. So bietet MMD auf Wunsch eine zusätzliche HSC-Spindel an, die achsgleich mit der Hauptspindel auf der Schwenkkonsole angeflanscht ist und durch einfachen M-Befehl in Arbeitsposition geschwenkt werden kann. Damit kann beispielsweise beim Schwerzerspanen nach einem Schrupp-Arbeitsgang das Finishen ohne Wechsel der Aufspannung auf dem gleichen System ausgeführt werden. Ebenfalls erhältlich ist eine steckerkompatible Zusatzsteuerung, durch die sich die Arbeitsgeschwindigkeit im Eingriff auf bis zu 15 m/min steigern lasse.
MMD im Kurzporträt
Nach dem Aus für das Maho-Werk in Bad Emstal-Sand gründete Claus Weigelt, ehemals für Export der Maho AG zuständig, zusammen mit dem Schweizer Maschinenbauunternehmen Müller S.A., Bienne, im Jahre 1992 die MMD Werkzeugmaschinen GmbH. Das Unternehmen spezialisierte sich auf den Aufkauf, die Hochwert-Instandsetzung und die Vermarktung gebrauchter Maho-Maschinen. MMD übernahm eines der ehemaligen Werksgebäude des Herstellers und bot einem Teil der früheren Belegschaft eine neue berufliche Chance. Mit rund 35 Mitarbeitern erzielte MMD 1999 einen Umsatz von rund 12 Mio. DM. Parallel zum Handel mit gebrauchten Maschinen entwickelte sich die Generalüberholung im Kundenauftrag zum zweiten Standbein.
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