Vorzieheffekte durch die geplante Mehrwertsteuererhöhung lassen die Automobilbranche 2006 auf höhere Inlandsumsätze hoffen. In diesem Jahr wird ein neuer Exportrekord die immer noch verhaltene Inlandsnachfrage kompensieren.
Während die deutschen Automobilhersteller auf der Branchenschau IAA im September in Frankfurt/M. mit neuen Modellen ihre Stärke demonstrierten, schmiedeten Volkswagen und Mercedes-Benz im gleichen Atemzug massive Arbeitsplatzabbaupläne. Die Branche, argumentiert Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), befinde sich eben „mitten in einer schwierigen Phase der Anpassung und kämpft mit internationaler Wettbewerbsfähigkeit“. Trotz dieser Lage werden die heimischen Automobilbauer auch 2005 real wachsen. Den Umsatz taxieren die VDA-Volkswirte auf voraussichtlich 234 Mrd. Euro, 3 % mehr als im Vorjahr. Nur zahlenmäßig könne die Ernte des Auto-Jahres 2005 „als durchaus respektabel bewertet werden“, betont Gottschalk.
Das Plus kommt – wie in den meisten Industriebranchen – einmal mehr aus dem Ausland. Für die hiesigen Hersteller zeichnet sich in diesem Jahr sogar ein neuer Exportrekord ab. Mercedes, BMW & Co. dürften 2005 mit 3,75 Millionen Pkw noch einmal 4 % mehr als im Vorjahr verkaufen. Während der Inlandsabsatz zwar etwas besser läuft als noch zur Jahresmitte erwartet, erhofft sich die Branche im nächsten Jahr von dieser Seite Rückenwind.
Vor allem die Mehrwertsteuererhöhung um 3 Prozentpunkte Anfang 2007 „wird aller Voraussicht nach zum Jahresende 2006 zu einem Vorzieheffekt von 50 000 bis 80 000 Neuzulassungen führen“, prognostiziert Gottschalk. Einkalkuliert in diese Rechnung sei aber auch „die Kaufabstinenz Anfang 2007“, betont der VDA-Präsident die dann drohende Unterauslastung.
Insgesamt aber werde die deutsche Automobilindustrie im Jahr 2006 „auf Sicht fahren“. Gottschalk: „Wir sind bereit zu beschleunigen, wenn wir klarer sehen. Aber wir setzen nicht blindlings auf die Mengenkarte.“ dk
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