Am Hauptstandort in Köln entwickelt Igus tribologisch – sprich auf Reibung und Verschleiß – optimierte Hochleistungskunststoffe für bewegte Anwendungen. Die Vorteile der Tribo-Polymere: Sie sind leicht, wartungsarm, langlebig und schmierfrei. Die Werkstoffe benötigen keine zusätzliche Schmierung, da den Basispolymeren Festschmierstoffe zugesetzt werden. Ein Vorteil, der auch die Umwelt schont. „Kunststoff hat in vielen Anwendungen auch eine höhere Lebensdauer als Metall. Diese können wir bei Igus sogar berechnen“, betont Tobias Vogel, Geschäftsführer Gleitlager & Lineartechnik. „Im eigenen Labor führen wir dazu pro Jahr über 15.000 Tests durch. Die Ergebnisse bringen auch unsere Produktentwicklung voran, weil wir durch die Tests sehr viel lernen.“ Das gilt auch in puncto ressourcenschonende Produktion. Denn kostbare Ressourcen sollen nicht verschwendet, sondern so lange wie möglich sinnvoll genutzt werden.
Produkte aus Produktionsabfällen
und Rezyklat
2022 hat Igus die ersten Produkte aus 97 bis 100 % Regranulat der bewährten iglidur Werkstoffe vorgestellt. Verwendet werden dafür Angüsse oder Fehlteile, das klassische Abfallprodukt der Produktion. So hat Igus ein neues Gleitlagerprogramm entwickelt, das vier Werkstoffe umfasst: ECO H, ECO P, ECO A180 und ECO G. Diese spielen in unterschiedlichsten Anwendungen ihre Vorteile aus – ob in stark korrosiver und heißer Umgebung, im Außenbereich oder in besonders preissensitiven Anwendungen. Im Bereich Kugellager setzt Igus auf eine nachhaltige Variante des bewährten Xiros Rillenkugellagers. Hier kommen wiederaufbereitetes Xirodur B180 ECO für die Innen- und Außenringe und regranuliertes iglidur J4 für den Käfig zum Einsatz. Die nachhaltigen Varianten erreichen dabei nahezu gleiche technische Eigenschaften wie die Standardwerkstoffe. Wenn es darum geht, wie nachhaltig Produkte sind, spielt auch der CO2-Fußabdruck eine entscheidende Rolle. Daher weist Igus den CO2-Fußabdruck für seine meistverkauften Werkstoffe im Online-Shop aus und arbeitet parallel daran, dass die eigene Produktion bis 2025 CO2-neutral ist. „So können wir den CO2-Fußabdruck jedes Bauteils nicht nur messen und transparent machen, sondern auch konsequent verringern“, so Tobias Vogel.
Doch nicht nur im Bereich Gleit- und Kugellager setzt Igus auf eine nachhaltigere Produktion. 2022 hat Igus die erste Energiekette aus 100 % Recycling-Material vorgestellt: die cradle-chain E2.1.CG. Die Qualität des verwendeten Post-Consumer-Materials wurde im Igus Labor getestet und erreicht bei der Zugkraft 94 % des Wertes des Standardwerkstoffs, beim Bruchmoment sogar 96 %. „Die Energiekette aus Rezyklat bietet also fast die gleichen technischen Eigenschaften und Belastungsgrenzen“, betont Michael Blass, Geschäftsführer e-kettensysteme. „Außerdem bieten wir sie preisneutral zu den e-ketten in Standardmaterial an.“ Entstanden ist die cradle-chain auf Basis des eigenen Recycling-Programms „Chainge”, das 2019 ins Leben gerufen wurde. Seither sammelt Igus herstellerunabhängig ausgediente Energieketten von Kunden, damit diese nicht im Industriemüll landen. „Seit dem Start von ‚Chainge‘ haben wir bereits über 60 Tonnen Material gesammelt und recycelt. Die Hälfte davon allein in 2022“, sagt Michael Blass. Bei jedem neuen Montageauftrag wird der Recycling-Service automatisch mit angeboten – ohne Zusatzkosten für den Kunden. Für das Recycling-Programm wurde Igus 2022 auch mit dem Wirtschaftspreis Rheinland in der Kategorie Nachhaltigkeit ausgezeichnet.
Online-Plattform macht
weltweites Recycling einfacher
Noch einen Schritt weiter geht Igus mit der „Chainge“ Recycling-Plattform, die im Herbst 2022 vorgestellt wurde. „Das positive Feedback unserer Kunden hat uns motiviert Recycling noch größer zu denken. Daher nehmen wir zukünftig auch andere Bauteile aus technischen Kunststoffen in das Programm auf.“ Besitzer alter Kunststoffteile – wie zum Beispiel Halbzeuge oder Zahnräder – können über die Plattform eine Recycling-Anfrage stellen, Retouren abwickeln und Gutschriften managen. Igus wird zudem weitere Standorte in das Programm einbeziehen und sein Recyclingnetzwerk weiter ausbauen. „Dadurch werden wir Recycling zukünftig nicht mehr nur in Köln betreiben können, sondern weltweit“, so Michael Blass. Zudem wird auf der Plattform das Regranulat, das bislang nur im eigenen Spritzguss zum Einsatz kommt, weltweit zum Verkauf angeboten. Michael Blass: „Das Besondere ist, dass alles aus einer Hand kommt. Wir sind sowohl Kunststoffproduzent und -lieferant, Montagedienstleister und Entsorger als auch Produzent und Lieferant von recyceltem Material, aus dem wieder neue Produkte entstehen.“
Aus Kunststoff wieder Rohöl gewinnen
Um das Ziel einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu erreichen, investiert Igus auch in ein zukunftsweisendes Projekt des britischen Unternehmens Mura Technology. Mittels der „Hydrothermal Plastic Recycling Solution“ (HydroPRS), werden unsortierte Kunststoffabfälle innerhalb von nur 30 Minuten wieder in Rohöl verwandelt, das für die Kunststoffherstellung genutzt werden kann – und das allein mit Wasser, Hitze und Druck. Igus hat Anfang 2020 als erster Partner aus der Industrie in das Start-up investiert, um der Technologie zum Durchbruch zu verhelfen. Seitdem sind weitere Partner wie KBR, Dow, Chevron Phillips Chemical und LG Chemical hinzugekommen. Die erste Anlage soll im ersten Halbjahr 2023 im englischen Teesside mit 20.000 t Kapazität in Betrieb gehen, die auf jährlich 80.000 t erhöht wird. In Zukunft sollen weltweit weitere Anlagen gebaut werden – auch in Deutschland. Die erste Anlage mit rund 120.000 t Kapazität pro Jahr wird ab 2023 im sächsischen Böhlen gebaut. 2025 wird sie voraussichtlich in Betrieb gehen.
Mit seinen Hochleistungskunststoffen kann Igus bezüglich Nachhaltigkeit bereits einiges vorweisen. „Natürlich gibt es Aufgaben, die wir noch lösen müssen“, sind sich Tobias Vogel und Michael Blass einig. „Die Vorteile unserer Werkstoffe zeigen jedoch, dass Kunststoff und Nachhaltigkeit nicht im Widerspruch stehen. Technische Kunststoffe können unter Abwägung aller Aspekte vielmehr einen Beitrag dazu leisten, noch schonender mit begrenzten Ressourcen umzugehen.“
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