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Im Jahr des Pferdes gilt es, die Zügel in die Hand zu nehmen

China: Im Reich des Wachstums haben auch kleine und mittlere Betriebe Erfolgschancen
Im Jahr des Pferdes gilt es, die Zügel in die Hand zu nehmen

In Zeiten stagnierender Märkte lockt die Wachstumsregion China. Nicht nur im Gefolge der Konzerne können mittlere Unternehmen ihre Chancen nutzen. Mit der richtigen Vor-bereitung und den richtigen Partnern können alle gute Geschäfte machen.

Von unserem Redaktionsmitglied Iris Frick iris.frick@konradin.de

Die Strecke wächst wie Bambus“, so ein Planer der Shanghai Maglev Transrapid Development Corporation. Sie ist Auftraggeber für den Bau der Transrapid-Strecke Shanghai-Pudong. Rund die Hälfte der Strecke ist bereits fertiggestellt. Mit allen verfügbaren Rammen treiben die chinesischen Arbeiter im 25-m-Abstand eine schier endlose Reihe von Betonpfeilern zur Aufnahme des T-förmigen Fahrwegs bis zu 60 m tief in den Schlemmlandboden. Sie errichten die Bahnhöfe und die Wartungshalle, arbeiten, essen und schlafen auf der Baustelle. Alles im 24-h-Rhythmus, sieben Tage in der Woche.
In einem Jahr soll der Startschuss fallen. Dann wird der Transrapid die 31,5 km zwischen der 20-Millionen-Stadt und dem neuen Flughafen Pu-dong mit Spitze 430 km/h in nur 7 min zurücklegen und täglich 18 h in Betrieb sein. „Das hier ist sicher die größte Herausforderung für uns alle“, meint Siemens-Manager Hans-Jürgen Petersen, seit Dezember 2001 Gesamtprojektleiter des Konsortiums Transrapid Shanghai, zu dem die Partner Thyssen-Krupp und Transrapid International gehören.
In der Tat kann das 2-Mrd.-Euro-Projekt als eine Pionierleistung gesehen werden. Nicht nur weil in kurzer Zeit der Transrapid von der Testanlage im Emsland zum alltagstauglichen Massenverkehrsmittel einer chinesischen Metropole gepusht wird, sondern auch in Sachen Erschließung eines neuen und schwierigen Marktes. Doch es sind eben nur die Großunternehmen, die über komfortable Stabsabteilungen verfügen und oft auch über Einflussmöglichkeiten auf politischer Seite, die ihnen die Stolpersteine ausräumen helfen, wenn neue Märkte erschlossen werden. Zulieferer, die an Großprojekten wie dem Transrapid in Shanghai im Gefolge der Konzerne am Marktgeschehen partizipieren können, haben es leichter als absolute Newcomer.
Für diese empfiehlt sich beispielsweise das Hongkong Trade Development Council (HKTDC) in Frankfurt/M. als Ansprechpartner. Dort gibt es rundum Informationen zum Dienstleistungsplatz Hongkong, was von Fachleuten als vergleichsweise unkomplizierter Ort für den Einstieg ins Chinageschäft gilt. Viele Hürden müssen dort erst gar nicht genommen werden, die Unerfahrenen im Asiengeschäft das Leben schwer machen wie Bürokratie, Intransparenz des Rechtssystems oder Sprachprobleme (die meisten sprechen englisch).
Wing Sham, Direktor der halbstaatlichen Organisation zur Handelsförderung: „Wir knüpfen Kontakte zwischen Unternehmen, helfen diesen beim Aufbau von Geschäftsbeziehungen. Wir sind in beiden Richtungen tätig, für Hongkonger und deutsche Unternehmen.“ Sham ist überzeugt: „Mit einem Partner aus Hongkong haben Unternehmen gute Chancen, sich den chinesischen Markt rasch und zum richtigen Zeitpunkt zu erschließen.“ Wie aktiv die Wirtschaftsförderer sind, zeigen die Aktivitäten: Allein elf Niederlassungen hat das HKTDC auf dem chinesischen Festland. Zudem sei es, so Sham, ein Hauptanliegen seiner Organisation, China als Binnenmarkt für Hongkongs kleine und mittlere Betriebe zu entwickeln. „Denn über diese Unternehmen eröffnet sich auch für deutsche Firmen der Eintritt in die Volksrepublik. Wir sind das Tor zum Festland.“
Und dieses Festland ist der Hoffnungsträger der Industrie – nicht nur der deutschen. China ist eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Nach Japan ist das Land inzwischen der zweitwichtigste Exportmarkt Deutschlands in Asien, und Deutschland ist mit Abstand Chinas größter Handelspartner. 7,3 % Wachstum verzeichnete das Reich der Mitte 2001. Aus deutscher Sicht sind solche Zuwachsraten traumhaft. Doch dort gilt die Faustregel, dass ein 7%iges Wachstum gerade ausreicht, um den Status quo zu halten. Daher beharren die chinesischen Wirtschaftsverantwortlichen auf dieser im Fünfjahresplan deklarierten Zielmarke von 7 %. Im Vorfeld des großen politischen Stafettenwechsels – im Oktober wird die neue Regierung bestimmt – müssen die Verantwortlichen ihre Gratwanderung unter verschärften Bedingungen fortsetzen. Sie versuchen, die WTO-Verpflichtungen umzusetzen, wachsende soziale Unterschiede auszubalancieren, die Reformen bei den ineffizienten Staatsfirmen und von Krediten geplagten Staatsbanken fortzuführen und gleichzeitig mit der nachlassenden Konjunktur – auch in China – fertig zu werden. Trotzdem gehen Auguren davon aus, dass das Land auch in diesem Jahr knapp sein Wachstumsziel erreichen wird. China hat mit über 200 Mrd. US-$ die zweithöchsten Devisenreserven der Welt und feierte mit 46,8 Mrd. US-$ (+15 %) einen Rekordzufluss an realisierten ausländischen Direktinvestitionen.
Am boomenden Markt partizipieren will auch der deutsche Maschinen- und Anlagenbau. Dr. Wolfgang Priemer, Vorsitzender des VDMA-Außenwirtschaftsausschusses, Frankfurt/M., charakterisiert die Situation der deutschen Investitionsgüterindustrie im Jahr des Pferdes, das gerade begonnen hat, so: „Die Wirtschaft Chinas galoppiert, und der deutsche Maschinen- und Anlagenbau reitet mit.“ Insgesamt exportierte der deutsche Maschinen- und Anlagenbau Waren im Wert von rund 3,69 Mrd. Euro. Dies entspricht einer Steigerung um 43,8 % im Vergleich zum Jahr 2000 und hob dadurch China in der Rangfolge der wichtigsten Abnehmerländer für deutsche Maschinen von Rang zehn auf Rang sechs. Doch Priemer warnt auch vor der Hoffnung auf den schnellen Geschäftserfolg: „Das insgesamt schwierige Geschäft mit China sollte unbedingt immer unter längerfristiger, klarer Ertragserzielung angegangen werden.“ Insbesondere der Schutz von wichtigem Know-how sei besonders zu bedenken. Mittelständische Unternehmen sollten insbesondere bei investiven Engagements meist nötige Nachfinanzierungen und die langen Anlaufzeiten mit einplanen.
Handelserleichterungen erwarten die VDMA-Fachleute von dem am 1. Mai in Kraft getretenen neuen Zertifizierungssystem. Das sogenannte China-Compulsory-Certification(CCC)-Siegel soll die Gleichbehandlung in- und ausländischer Produkte gewährleisten. Es ersetzt das bisher geltende Zeichen CCEE für inländische Produkte sowie das CCIB-Zeichen für Importprodukte.
Die aktuelle Liste der zu zertifzierenden Produkte kann bei der VDMA-Abteilung Außenwirtschaft unter Tel. (069) 6603-1444 angefordert werden.
Auch der Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation (WTO) lässt auf ein stabileres Umfeld für ausländische Investoren hoffen. Denn die Gleichbehandlung aller WTO-Mitglieder sowie von in- und ausländischen Akteuren ist ein fundamentales Prinzip dieser Organisation. Dass der anstehende Regierungswechsel und auch der WTO-Beitritt neuen Schwung in die chinesische Wirtschaft bringen werden, davon ist Gerhard Sturm, Geschäftsführender Gesellschafter der EBM-Werke GmbH & Co. KG überzeugt. „China will bis in zehn Jahren der Weltmarkt Nummer eins sein. Das treibt die Menschen voran, und ich bin überzeugt, die schaffen es.“ Den Weg nach China haben die Geschäftsführer Sturm und Thomas Philippiak schon vor Jahren gewagt. Sie sind sich einfach sicher: „Wir haben gigantische Perspektiven in China.“ Bereits seit 1997 sind die EBM-Werke mit der EBM Motor Ventilator, das zunächst ein reines Handelsunternehmen war, in China vertreten. Das Besondere: An der Spitze stand von Anfang an die chinesische Diplom-Ingenieurin Yin Ming. Von Anfang an schrieb die chinesische Firmentochter – nach einer Anschubfinanzierung aus Deutschland – schwarze Zahlen. 2001 erreichten die EBM-Werke in China einen Umsatz von rund 25 Mio. Euro. Nun hat das Unternehmen wieder investiert. Der mit rund 7500 Mitarbeitern weltweit tätige Motoren- und Ventilatorenhersteller mit Sitz im baden-württembergischen Mulfingen hat in der Wai-Gao-Qiao-Freihandelszone in Shanghai ein rund 9000 m² großes Fabrikgebäude mit Verwaltungstrakt eröffnet. In dem Neubau, den die Freihandelszone im Stadtteil Pudong für EBM gebaut hat, produzieren derzeit rund 190 Mitarbeiter für den chinesischen Markt. Die Gebäude hat das Unternehmen EBM, das in den Ausbau und in die Einrichtung selbst auch 2 Mio. Euro investiert hat, von einer chinesischen Entwicklungsgesellschaft gemietet. In Pudong, so die Geschäftsführer, können einmal problemlos über 400 Mitarbeiter fertigen. „Als einziger Motorenhersteller in ganz China haben wir es geschafft, den offiziellen Titel eines High-Tech-Unternehmens zu erhalten“, berichtet stolz Geschäftsführer Sturm.
Neues zu berichten hatte auch Rüdiger Kapitza, Vorstandsvorsitzender des Bielefelder Werkzeugmaschinenbauers Gildemeister AG. Auf der Hauptversammlung gab er bekannt, dass der Konzern ein Werk der Exel Machine Tools Ltd. im Südwesten von Shanghai übernehmen wird. Gemeinsam mit der seit Jahren etablierten DMG China plane Gildemeister in den nächsten Jahren ein Geschäftsvolumen von bis zu 50 Mio. Euro in China. Kapitza: „Die Übernahme des Standorts in Shanghai ist ein Meilenstein der globalen Strategie des Konzerns.“ Das stabile Wachstum der chinesischen Wirtschaft biete gute Perspektiven, insbesondere auch für den Werkzeugmaschinenbau.
Davon überzeugt ist auch Berndt Heller, Vorsitzender des Vereins deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e. V., Frankfurt/M., und Geschäftsführer der Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH, Nürtingen: „Im Zuge des WTO-Beitritts müssen die lokalen Zulieferindustrien beispielsweise für die Transplants der internationalen Automobilindustrie große Investitionsanstrengungen unternehmen, um gegenüber Importen qualitativ und preislich wettbewerbsfähig zu werden – das ist die große Chance für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie.“ Einen Wermutstropfen gießt der Verbands-chef trotzdem in den süßen Expansions-Wein: „Die Produktion von NC-/CNC-Maschinen in China selbst ist stark ge-stiegen, was künftig für einen höheren Eigenversorgungsgrad spricht.“ Trotzdem bleibe die Volksrepublik ein bevorzugtes Investitionsziel der internationalen Automobilindustrie und damit auch für die Branche sehr attraktiv. Berndt Heller: „Der chinesische Markt verspricht an-dauerndes und kraftvolles Wachstum.“ Über welche Region lässt sich so etwas zurzeit sonst sagen?
Aktuelle Trends rund ums Asiengeschäft
Wichtigstes Begegnungsforum für deutsche Unternehmen mit Geschäftsinteressen im asiatisch-pazifischen Raum ist die im zweijährigen Rhythmus stattfindende Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft.
Treffpunkt der nächsten Veranstaltung wird vom 3. bis 4. Juli in Tokio sein. Den Teilnehmern bietet die Konferenz eine gute Möglichkeit, sich über geschäftliche Trends in der Region zu informieren und vor allem Erfahrungen im Asiengeschäft auszutauschen.
Die Federführung des Events liegt bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan.
Ansprechpartnerin: Isabelle Köhler
Tel. 0081-(0)3-5215-1627
Fax 0081-(0)3-5215-1668
Web-Tipps
Industriemessen in Shanghai – www. hfchina.com
Hong Kong Trade Development Council- www.tdctrade.com
Termine von Delegationsreisen- www.localglobal.de/Termine
China A-Z- www.fac.de
China-Business- http://laender.lexas.de/c/china
AHK in Peking- www.ahk-china.org
China-Impressionen- ww.kiku.com/electric_samurai/virtual_china
Länderanalyse- www.oav.de
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