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Im Raum der Moderne wandeln

Hochtief holt Bauhaus-Ausstellung nach Essen
Im Raum der Moderne wandeln

Den Weg der Bauhausschule von Deutschland nach Amerika zeichnet die Ausstellung „Bauhaus: Dessau – Chicago – New-York“ nach. Anlässlich seines 125-jährigen Bestehens holte der Essener Baukonzern Hochtief die Ausstellung jetzt ins Museum Folkwang.

Dagmar Hartmann ist freie Fachjournalistin in Bochum

Profane und monumentale Sachlicheit verströmen sie: Wer je die Hochhaus-Architektur in New York oder Chicago studiert und staunend bewundert hat, der ahnt, dass der Exodus der Bauhaus-Künstler aus Nazi-Deutschland in die USA nicht ohne Folgen geblieben ist. Vor allem in der Architektur hinterließen die Emigranten deutliche Spuren im amerikanischen Alltagsleben. Die charakteristische Bauhaus-Architektur mit ihrer glatten Fassade, den Flachdächern, den breiten Fensterbändern und der Liebe zum rechten Winkel hielt – übrigens zum Entsetzen der US-Architekten – Einzug in amerikanische Städte. Van der Rohe und Gropius prägten entscheidend den Hochhaus-Bau der aufstrebenden Weltmacht mit, entwarfen Schulen und Verwaltungsgebäude.
Trotzdem ist der Einfluss, den das Bauhaus in Amerika ausgeübt hat, dieseits und jenseits des Atlantiks weitgehend in Vergessenheit geraten. In Deutschland berauscht man sich heutzutage zwar gern an der klassisch-kühlen Strenge, die sich etwa im Design der beliebten Stahlrohrsessel und anderer Bauhaus-Errungenschaften widerspiegelt. In den USA dagegen hat man die eingewanderten Künstler als amerikanische vereinnahmt. „Jedermann hält Mies van der Rohe für einen zutiefst amerikanischen Architekten“, sagt die New Yorker Kunstwissenschaftlerein Margarita Tupitsyn. Das New Yorker Museum of Modern Art sei voll von Bauhaus-Arbeiten. Eine Ausstellung wie jetzt in Essen habe es aber dennoch in Amerika noch nie gegeben.
Der Essener Baukonzern Hochtief AG hat es möglich gemacht, dass 350 Exponate aus aller Welt im Museum Folkwang in Essen noch bis zum 12. November zu sehen sind. Für den Betrachter wird schnell klar, dass der Schwerpunkt der Ausstellung naturgemäß auf der Architektur liegt. Historische Pläne und Fotos zeigen, was die Dessauer Architekten in Amerika getrieben haben. Hübsch anzusehen ist das Modell von Gropius Wohnhaus in Lincoln. Selten gezeigte Werke von Herbert Bayer konnten aus dem Privatbesitz seines Sohnes in Denver entliehen werden. Repräsentative Arbeiten von Lászlo Moholy-Nagy, der am New Bauhaus seine visuelle Gestaltungslehre fortführte, sind vertreten. Arbeiten des Künstlerehepaares Josef und Anni Albers werden ebenso gezeigt wie Gemälde von Lyonel Feininger.
Am Beispiel der Frühwerke bedeutender amerikanischer Künstler wie Robert Rauschenberg, Kenneth Noland und Tony Smith wird deutlich, wie deren künstlerische Entwicklung von der Begegnung mit den Bauhausmeistern Josef Albers und Moholy-Nagy beeinflusst wurde, bevor sie ihre eigenen künstlerischen Positionen verfolgten.
Dass die Bauhaus-Künstler trotz weit entfernter Wirkungsstätten den Kontakt untereinander nicht aufgegeben haben, beweist die Planung für das Graduate Center an der Harvard University: Walter Gropius beauftragte ehemalige Kollegen mit verschiedenen Entwürfen für das Gebäude. Leiter des sogenannten New Bauhaus in der Architektur-Metropole Chicago war Mies van der Rohe. Ihn zitiert die Ausstellung mit einer Prophezeihung, die heute mehr denn je Gültigkeit hat: „Der Trend unserer Zeit geht zum Profanen, und an die Bestrebungen der Mystiker wird man sich nur als Episode erinnern.“
125 Jahre Hochtief: Auch Schuld gehört zur Identität
Auf der Jubiläumsfeier zum 125-jährigen Bestehen ließ Hochtief-Chef Hans-Peter Keitel die eindrucksvolle Geschichte des Essener Bauunternehmens Revue passieren: Von kleinen Bauaufträgen der Gründerzeit in Frankfurt bis zu internationalen Prestigeobjekten, wie dem Bau der Brücke über den Bosporus oder dem höchsten Büroturm (259 m) für die Commerzbank in Frankfurt. Neben vielen Entscheidungen, die immer Trittsicherheit verlangten, galt es für das Unternehmen aber auch, Rückschläge zu verdauen, wie erst kürzlich im Bieter-Ausschluss um den Neubau des Flughafen Brandenburgs. Die Halbzeit in der Firmengeschichte markiert Keitel im Jahre 1938. Ausführlich ohne es zu bemänteln erwähnte Keitel auch das dunkelste Kapitel in der Historie, „das mit der Beteiligung an den unterirdischen Bauten des Mittelwerks für die Raketenfertigung und der Beschäftigung von Fremd- und Zwangsarbeitern endete“. Heute verfügt Hochtief, das auf allen Kontinenten präsent ist, über eine jährliche Bauleistung von 20 Mrd. DM und knapp 40 000 Mitarbeitern. In Europa ist Hochtief das zweitgrößte Bauunternehmen, in der Weltrangliste belegt es den sechsten Platz.
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