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Im Schnecken-Tempo zu schnellen Mobil-Netzen

M-Business: Gut Ding will Weile haben
Im Schnecken-Tempo zu schnellen Mobil-Netzen

Die Zukunft des mobilen Business ist auch nach der Messe unklar. Netzbetreiber, Handy-Hersteller und Softwarefirmen setzen optimistisch auf das mobile Internet. Ob sich die Anwender im großen Stil ein M für ein E vormachen lassen, bleibt fraglich.

Von unserem Redaktionsmitglied Tilman Vögele-Ebering

Der Durchbruch des mobilen Commerce lässt auf sich warten. „Die Killer-Anwendung fehlt“, hieß es auf der Vorjahres-Cebit im Branchenjargon zum Thema WAP. Daran hat sich nichts geändert. Bislang hat sich das Wireless Application Protocol als Flop erwiesen. Es gibt zwar mit dem neuen General Packet Radio Service (GPRS) einen Turbo für die abgespeckte Internet-Version auf dem Handy-Display. Aber die Inhalte fehlen immer noch. Außerdem sind die schicken Endgeräte, die auf der weltgrößten Computermesse vorgestellt wurden, noch lange nicht im Laden zu kaufen. Von einem funktionstüchtigen UMTS-Netz mit handlichen Mobiltelefonen ganz zu schweigen.
Trotzdem: Alle wollen beim erwarteten Wachstumsmarkt mobiles Internet dabei sein. Die Netzbetreiber verleihen mit GPRS dem Mobilfunk ISDN-Geschwindigkeit und ebnen den Weg zu ihren teuren UMTS-Netzen. Handy-Hersteller hoffen, mit der neuen Geräte-Generation den stockenden Absatz anzukurbeln. Und Softwareschmieden stricken ebenfalls an der Story für ihre Aktionäre: dass sich mit Software fürs M-Business zukünftig Geld verdienen lässt.
Beim Thema UMTS zumindest sind sich alle einig. „Euphorie ist fehl am Platz, wir müssen trotz allem Optimismus realistisch bleiben“, bremst T-Mobil-Sprecher Philipp Schindera übertriebene Erwartungen. Wenngleich T-Mobil auf dem Stand publikumswirksam ein Messe-UMTS-Netz installiert hatte, ist die flächendeckende Umsetzung ein anderes Thema. Das erste Empfangsgerät für die neue Technik ist ein Schaltschrank in Kühlschrankgröße. Schindera will sich nicht auf einen Starttermin für das Super-Mobilfunknetz festlegen lassen. Nur eines ist sicher: „Vor Ende des Jahres 2003 passiert nichts.“
Das technisch derzeit Machbare heißt GPRS. Alle vier Netzbetreiber, T-Mobil (D1), Mannesmann Vodafone (D2), Viag Interkom und E-Plus bieten den Express-Packetdienst fürs Handy an. T-Mobil war als erster an den Start gegangen. Wurde anfangs von Kinderkrankheiten gemunkelt, versichert T-Mobil-Mann Schindera nun: „Unser GPRS-Netz ist stabil.“ Allein bei den Endgeräten fehle leider noch die Vielfalt. Denn als Serienmodell gibt es nur ein Mobiltelefon: das Motorola Timeport 260 (siehe Kasten).
Auf der weltgrößten Computermesse stellten die Mobiltelefon-Hersteller allesamt GPRS-Modelle vor, die auf ansehnliche Übertragungsraten kommen sollen. Aber auf Serienmodelle wird der Anwender mindestens bis Herbst warten müssen. Siemens hat beispielsweise sein Modell S45 präsentiert, verhält sich aber mit der Serienproduktion noch zurückhaltend. „Es gab bislang keinen einheitlichen GPRS-Standard“, erläutert Michael Leyer vom Siemens-Geschäftsbereich ICM das Problem der Hersteller. Deshalb befinde sich das Gerät noch im Feldtest. „Es soll ja ausgereift sein“, so der Siemens-Mann. Bei WAP war der Münchener Konzern schon einmal zu früh vorgeprescht. „Da hatten wir mit dem S25 das erste WAP-Handy auf dem Markt und dann hat sich doch noch der Standard geändert“, erinnert sich Leyer.
Der einheitliche GPRS-Standard bereitet noch Sorgen
Die Zukunft des Mobiltelefons sieht er einerseits im mobilen Modem für den Laptop. Zum anderen werden Handys und Pocket-PC zusammenwachsen. Dabei will Siemens mit seinen elektronischen Assistenten die Anwender nicht mehr als Geschäftskunde oder Privatmann ansprechen. Leyer: „Wir sehen den Menschen mit seinen Bedürfnissen.“ Sprich: Auf dem Weg zum Geschäftstermin hat der Manager die Börsenkurse auf dem Handy-Display und kontrolliert die Verkaufszahlen seiner Außendienst-Mitarbeiter. Auf dem Rückweg entspannt er sich bei Musik aus dem integrierten MP3-Player.
Außendienst-Steuerung, auf neudeutsch B2E (Business to Employee), Börsenticker, Musik aus dem Netz: Diese Anwendungen werden immer wieder beispielhaft für den Nutzen des mobilen Internets genannt. Ob es als profitable Grundlage für M-Commerce reicht, ist für Fachleute weiterhin fraglich.
Die Einschätzungen der Marktforschungsinstitute über die Entwicklung des M-Business widersprechen sich erheblich: Marktforscher von Jupiter Media Metrix prognostizieren für das Jahr 2005 einen weltweiten M-Commerce-Umsatz von 22 Mrd. US-$ pro Jahr. Die International Data Corp. (IDC) rechnet bis 2004 mit 38 Mrd. US-$ im M-Commerce-Umfeld in Westeuropa. Und Forrester Research erwartet für Deutschland bis zum Jahr 2004 ein Plus von derzeit 50 Mio. DM M-Commerce-Umsatz auf insgesamt 25 Mrd. DM.
Was immer wieder vergessen wird: „Mit dem Handy kann man auch schlicht telefonieren“, sagt ein Konzernmanager, der seinen Namen nicht gedruckt sehen will. Um von unterwegs ein Auto anzumieten und zu bezahlen, benötigt er kein WAP mit GPRS-Turbo. Ein halbminütiges Telefongespräch und eine Kundennummer tun es auch.
Kurzstreckenfunk Bluetooth: König Blauzahn ist M-Business-Gewinner
Im Jahr 2000 zu früh angekündigt und gefloppt, ist sie die Gewinnerin der Cebit 2001 in Sachen M-Business: die Kurzstrecken-Funktechnik Bluetooth. Sie ist benannt nach dem dänischen König Blatand (Blauzahn), der vor gut 1000 Jahren mehrere Gebiete zu einem Königreich einte, auf neudeutsch gesagt vernetzte. Ebenso können nun Geräte wie Drucker, PC, Scanner, Handys und Headsets ohne Kabelwirrwar miteinander als drahtloses LAN kommunizieren.
Bluetooth benutzt den lizenzfreien Wellenbereich von 2,4 GHz (ISM-Band). Mit dem Verfahren ausgerüstete Geräte nehmen Kontakt miteinander auf und bilden ein so genanntes Piconetz aus bis zu acht Teilnehmern. Die Hersteller präsentierten jetzt marktreife Produkte. Ein Beispiel: Im Auto nimmt das Handy mit der Freisprechanlage Kontakt auf, während es sich im Koffer befindet. Via Spracherkennung kann sofort telefoniert werden. Die Technik benötigt keine Sichtverbindung wie Infrarot. Sender und Empfänger können sich in 10 m Umkreis bewegen. Ein Problem früher und teilweise noch heute sind Interferenzen: Garagenöffner, Babyfone und das Büro nebenan nutzen den gleichen Frequenzbereich. Infos: www.bluetooth.com
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