26 Laufkrane sorgen beim Druckmaschinenhersteller KBA in einem neuen, über 12 000 m2 großen Hallenkomplex, für einen reibungslosen Materialfluss. Das Logistiksystem wurde schlüsselfertig in kurzer Zeit vom Kranhersteller Abus realisiert und ist auch für zukünftige Aufgaben ausgelegt.
Dipl.-Ing. Walter Lutz ist freier Fachjournalist in Haiger
Die Unternehmensgruppe Koenig & Bauer AG (KBA) fertigt am Stammsitz in Würzburg insbesondere Zeitungsdruckmaschinen für den Weltmarkt – erfolgreich, trotz der weltweiten Krise in der Druckbranche. „Wir führen das auf die Tatsache zurück, dass wir über die breiteste Produktpalette aller Druckmaschinenanbieter verfügen“, berichtet Markus Vogtmann, der bei KBA für die Investitionsplanung der Produktionstechnik zuständig ist.
In der neuen Halle für die Metallfertigung in Würzburg ist deswegen von Absatzflaute wenig zu spüren. Im Wareneingang werden hochwertige Bleche und Stabstähle angeliefert, die dann als Paletten, in Langgutkassetten oder Schäferkästen in das zentral angeordnete Hochregallager mit 1500 Plätzen eingelagert werden. Auf Anforderung aus der Produktion stehen diese Materialien und Vorprodukte quasi just in time für den jeweiligen Arbeitsplatz bereit. Der komplexe Materialfluss läuft über Kran- und Handlingsysteme, die KBA von der Gummersbacher Abus Kransysteme GmbH geliefert und montiert wurden. Allein für dieses Projekt lieferte der Kranhersteller 26 Laufkrane mit Tragfähigkeiten zwischen 2 und 10 t sowie verschiedene Schwenk- und Konsolkrane.
Eine besondere Herausforderung stellte der 60 m lange und fast 30 m breite Wareneingangsbereich dar: Hier kommen sehr unterschiedliche Roh- und Halbzeuge an, mit denen das angrenzende Hochregallager und das Bodenlager beschickt werden. Vom Lkw direkt oder per Gabelstapler bereitgestellt, müssen Langgut bis zu 6 m Länge und Blechpakete bis 3 m x 1,5 m exakt und feinfühlig auf die automatischen Transportwagen der beiden Einlagerungsstellen gehoben werden. Außerdem gilt es, von hier aus eine Sandstrahlanlage zu beschicken, in der Stahlware für die Fertigung aufbereitet wird. Abus realisierte für diese Logistikaufgabe einen Zweiträgerlaufkran mit 29 m Spannweite, 10 t Tragkraft und 5,5 m Hakenhöhe. Um kurze Ladezeiten und ein exaktes Platzieren des Ladeguts zu ermöglichen, kommt eine Magnettraverse zum Einsatz. Die Umstellung auf andere Güter kann der Bediener mit wenigen Handgriffen erledigen. So lassen sich Langgut bis 1600 kg, Feinblechpakete bis 1500 kg und Grobbleche bis 1800 kg sicher heben und transportieren. Ein an der Traverse installierter spezieller Adapter ermöglicht auch das Heben von anderen Lasten bis 10 t.
Alle Kran- und Katzantriebe sind frequenzgesteuert ausgelegt, um in jeder Funktion das sanfte Anheben und Absenken, Beschleunigen und Abbremsen sowie schnelle Fahrten zu ermöglichen. Das sorgt für kurze Hub- und Fahrzeiten und ermöglicht eine exakte Positionierbarkeit gerade beim Beladen der Langgutkassetten und Schäferkästen. Da der Bediener während der Ladevorgänge kaum mit der Hand eingreifen muss und alle Kranfunktionen per Funk gesteuert werden, kann er seinen Standort stets frei mit optimalen Sichtverhältnissen wählen.
Im 2-Schichtbetrieb läuft diese Krananlage im Mittel mit 26 Lastspielen/h. „Ganz klar, dass wir dabei einen reibungsfreien Betrieb erwarten müssen“, sagt KBA-Mann Andreas Hemrich, der Leiter der Fertigungsinsel Vorbearbeitung. Ansonsten käme es im Wareneingang schnell zu einem Materialstau. Diesen Service leistet Abus über die bundesweit vertretenen Servicemitarbeiter.
Mit den eingelagerten Komponenten aus dem automatischen Hochregallager werden 14 Werkzeugmaschinen beschickt. „Dieses Direktkonzept nennen wir Material-zur-Maschine“, erläutert Andreas Hemrich. Insgesamt 26 Laufkrane mit Tragfähigkeiten bis 10 t decken dazu die in drei Schiffe unterteilte Fertigungshalle ab. Das Beschicken der Sägemaschinen mit langen Stabstählen erfolgt dabei über einen Laufkran mit zwei Katzen, welche über eine Gleichlaufsteuerung verbunden sind. Daran hängt eine Magnettraverse. „Damit gewährleisten wir, dass die Rundstähle immer waagerecht hängen und sich ohne weitere Eingriffe auf die Transporteinrichtungen der Sägen ablegen lassen“, berichtet Hemrich. Einen Haken als Lastaufnahme zu realisieren, würde dagegen viel Erfahrung beim Anhängen der Last und Fingerspitzengefühl während des Transports erfordern. „Das nähme bei unseren eng geplanten Arbeitsgängen einfach zu viel Zeit in Anspruch.“
Die KBA-Anlagen sind bereits heute auf Zuwachs angelegt: So haben die Verantwortlichen sich die Option offen gehalten, die Rohbauhalle auch als Montagehalle zu nutzen – wo dann die schweren Druckmaschinen komplett gehoben werden müssten. Entsprechend wurde die Kranbahn dimensioniert, um die bestehende Anlage schnell umrüsten zu können.
Investitionsplaner Vogtmann hält dabei viel von der Zusammenarbeit mit den Gummersbachern: „Der hohen Kompetenz und Motivation der Abus-Mitarbeiter ist es zu verdanken, dass wir dieses schlüsselfertige Logistiksystem überhaupt in so kurzer Zeit reibungslos über die Bühne bekommen haben.“ Im November bestellt, startete die Anlieferung bereits im Januar.
Ladezeiten im Wareneingang deutlich kürzer
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