Zu 95 % Partner, zu 5 % Konkurrenten – verschieben könnte sich das Verhältnis von SAP zu Microsoft durch den Wettbewerb im Mittelstandssegment. Die Softwerker ködern mit Neuerungen und Finanzierungsmodellen.
Von unserem Redaktionsmitglied Dietmar Kieser d.kieser@konradin.de
Der deutsche Markt für Standardsoftware ist in Bewegung. Mit SAP und Microsoft setzen sich die Branchengrößen zunehmend im Mittelstand in Szene. Die auf der Cebit vorgestellten Initiativen mit den entsprechenden Lösungen und Produkten lassen erwarten, „dass sich der Wettbewerb in diesem Markt in den nächsten ein bis zwei Jahren deutlich verändern wird“, prognostizieren die Markforscher des Berliner Beratungshauses Berlecon. Wer dabei die besten Karten haben wird, lassen die Analysten indes noch offen.
Wie bodenständig das Geschäft geworden ist, zeigt der von der SAP AG eingeschlagene Weg. So bekennt sich der Walldorfer Marktführer wieder verstärkt zu ERP. Künftig wird Business Solution Suite eine erweiterte Enterprise-Resource-Planning-Lösung unter dem Namen Mysap ERP beinhalten. „Die Software ist erprobt, läuft mit der Integrationsplattform Netweaver auf neuester Technologie und beinhaltet modernste Geschäftsprozesse, etwa für die kollaborative Zusammenarbeit“, sagte SAP-Vorstandssprecher Hennig Kagermann in Hannover. Inzwischen ist das Produkt-Portfolio der SAP AG auf 23 Lösungen angewachsen.
Kleineren Unternehmen offerieren die Walldorfer mit Business One einen den Anwendern des Business-Programms angemessenen Funktionsumfang. Die weltweit bei 1300 Kunden installierte Software soll bis Ende dieses Jahres in 23 Länderversionen zur Verfügung stehen, meinte Michael Kleinemeier, Managing Director der SAP Deutschland GmbH. Etwa 100 unabhängige Softwarehäuser entwickeln derzeit die Mittelstandslösung weiter. Ein Software Development Kit soll es den Partnern erleichtern, Business One an kundenspezifische Anforderungen anzupassen. So hat beispielsweise die Weber Datentechnik aus Pforzheim ein entsprechendes PPS-System entwickelt, das die Osmota GmbH einsetzt. Der Hersteller von Wasserreinigungstechnik aus Rutesheim steuert damit sein Angebots- und Materialmanagement, Auftragsbearbeitung, Umsatzplanung und Wirschaftlichkeitsanalysen.
Mit den Produktlinien Business One und All-in-One will SAP Marktanteile im Mittelstandssegment hinzugewinnen. 6 % sind es heute, bis 2005 visiert Henning Kagermann 15 % an. Doch auch Microsoft investiert in diese Zukunft. Die Zugangspforte in den ERP-Markt haben sich die Redmonder mit dem Kauf der mittelständischen ERP-Anbieter Great Plains und Navision geöffnet. Bislang stellt sich laut Kagermann das Verhältnis zu Microsoft so dar, dass man zu 95 % Partner und zu 5 % Konkurrent sei. „Wir werden sehen, ob es so bleibt“, kommentierte der SAP-Chef.
Dagegenhalten dürfte Microsoft Business Solutions (MSB), einer von sieben Kernbereichen des weltgrößten Softwarehauses. Immerhin sind „seit der Übernahme durch Microsoft die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung um das Neunfache gestiegen“, meinte Jürgen Baier. Der für Deutschland zuständige Country Manager beschwor zugleich „die Kontinuität unserer Produktentwicklung“. Seinen Angaben zufolge werden alle existierenden Produktlinien, also Navision, Axapta, Apertum und XAL, weitergeführt. Parallel dazu würden neue Funktionalitäten entwickelt, aber auch eine völlig neue Technologieplattform auf Basis von Dotnet, Next Generation genannt. Dies soll ein weiterer Schritt sein von der Client-Server-Architektur zur Web-orientierten Architektur, sagte Baier.
Hard- und Software leasen zu jährlichem Zinssatz von 0 %
Vorgestellt wurde jetzt die neue Version 4.0 der ERP-Software Apertum, die MBS mit rund 150 neuen Features und einer Oberfläche im von Microsoft gewohnten Look & Feel ausgestattet hat. Warten dagegen müssen die Anwender noch auf die Vertriebssoftware (CRM). Den Angaben zufolge soll die europäische Version im zweiten Halbjahr erscheinen. „Mit ihr können kleine und mittlere Unternehmen Beziehungen zu ihren Kunden intensiver und effektiver gestalten“, sagte Baier auf der Cebit.
Zudem will MBS den Chefs kleiner und mittlerer Unternehmen mit einer 0-%-Leasing-Kampagne einen Ausweg aus dem Kreislauf der Finanzierungsproblematik aufzeigen. In einer Laufzeit von 36 Monaten können sie Soft- und Hardware mit einem jährlichen Zinssatz zu 0 % finanzieren. Die Kampagne läuft bis zum 13. Juni.
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