Thomas Baumgärtner
Den „größten elektronischen Marktplatz der Welt“ wollen sie schaffen. Daimler-Chrysler, Ford und General Motors werden ihre E-Business-Aktivitäten bündeln. Das gaben die drei jüngst bekannt. Was zunächst als weiteres Glanzlicht in der schönen, neuen Internet-Welt scheint, entpuppt sich schnell als Anfang einer folgenschweren Entwicklung.
Denn Marktplatz bedeutet nicht nur Verkauf, Marktplatz bedeutet hier vor allem Einkauf. Eine Einkaufsmacht von geschätzten 480 Mrd. DM entsteht durch den neuen Gigantismus.
Völlig unbekannt ist die Idee mit dem elektronischen Einkaufsnetz freilich nicht. Alle großen Hersteller halten ihre Lieferanten längst an der Datenleitung und holen so auch Angebote ein. Aus Detroit angestoßen, fand auch schon vor einiger Zeit die erste Internet-Auktion als Probelauf statt: Fünf Reifenhersteller boten online um einen Auftrag. Eine seelenlose Software verglich und signalisierte den Bietern, wie sie im Vergleich standen. Wer mit seinem Angebot durchzufallen drohte, konnte nachbessern – die nächste Bieterrunde war eingeleitet.
So weit – so schlecht, möchte man sagen. Was derzeit der Job der Einkäufer ist, übernimmt künftig eine Software. Also sind eher die Jobs der López-Jünger gefährdet?
Mitnichten. Denn die Auktions-Nummer klappt nicht bei Komponenten oder gar Modulen. Nicht also bei den großen Zulieferern, die im Konstruktionsverbund stehen. Der Unterbietungseffekt tritt bei Standardteilen ein, die weltweit beschafft werden.
Zwar berührt der neue Internet-Marktplatz alle Glieder der Lieferkette. Aber treffen wird das neue System die letzten Glieder – meist kleine und mittlere Betriebe. Über eine internetbasierte Einkaufsmaschine stehen sie mit jedem Angebot blitzschnell und gnadenlos im weltweiten Wettbewerb. Insgeheim reibt man sich bei den großen Herstellern schon die Hände: auf 25 bis 35 % schätzt man das Einsparungspotenzial.
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