Seit dem Schlussquartal 2013 ist für die Wirtschaft Italiens ein Silberstreif am Horizont erkennbar. Die Konjunktur kommt langsam wieder auf Touren.
Dietmar Kieser,
Dass er die Konjunktur schönredet, kann man Matteo Renzi nicht vorwerfen. Soeben hat Italiens neuer Ministerpräsident die Erwartungen zurückgenommen; seine Regierung rechnet jetzt mit einem Wirtschaftswachstum von 0,8 oder 0,9 % für das laufende Jahr. Angepeilt hatten die Statistiker ein Plus von 1,1 %. Renzi demonstriert damit Realitätssinn. Das ist sicher lobenswert, ändert aber nichts an dem Befund, dass die Wirtschaftslage nach wie vor düster ist. Immerhin kann das Land seit Ende des vierten Quartals 2013 wieder Wachstumsraten präsentieren, wenngleich auch nur in bescheidenem Maße. Aber ein Grund zum Aufatmen ist dies allemal, hat Italien doch in der längsten Rezession seit Jahrzehnten ein Viertel seiner Industrieproduktion verloren. Den Sturz ins Bodenlose hat die drittgrößte Volkswirtschaft in Europa und dessen zweitgrößtes Industrieland nach Deutschland jedenfalls gestoppt.
In dieser Situation kann es hilfreich sein, dass Matteo Renzi auch ein Ministerpräsident der Rhetorik ist. Die Art, wie er Themen setzt, ist für die breite Öffentlichkeit wie für die Wirtschaft und deren Hoffnung auf endlich bessere Zeiten wichtig. Dass es dazu weit mehr bedarf, als nur politische Zielgrößen zu formulieren, ist dem Premier bewusst. Gelingt es ihm tatsächlich, pro Monat eine Reform durchzuziehen und die vielen Hürden zu überwinden, verschafft ihm dies den nötigen politischen Handlungsspielraum, um den Herausforderungen wirksam zu begegnen – dem angespannten Arbeitsmarkt mit hoher Jugendarbeitslosigkeit ebenso wie den Liquiditätsengpässen bei vielen italienischen Mittelständlern oder der hohen Staatsverschuldung und Steuerlast bei Löhnen und Beschäftigung.
Für einen leichten Hoffnungsschimmer sorgen jetzt positive Trends im Auftragseingang der produzierenden Industrie des Landes – aus dem Inland wie aus dem Ausland. Wenn Matteo Renzi etwas bewirken will, muss er dafür sorgen, dass der Konsum schon bald zu einem echten Wachstumsfaktor wird. Das gäbe dann auch der Wirtschaft den nötigen Schub. Für eine Entwarnung mag es derzeit noch zu früh sein, ein wenig Freude über die wieder besseren Aussichten ist erlaubt.
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