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Je besser die Kommunikation, desto besser die Produktion

Technisches Gebäudemanagement in Dresdener Leiterplattenwerk
Je besser die Kommunikation, desto besser die Produktion

Die Instandhaltung sowie Klima- und Abwassertechnik managt im Fuba-Leiterplattenwerk in Dresden ein Dienstleister. Damit die Zusammenarbeit funktioniert, muss die Kommunikation zwischen den Partnern stimmen.

Von unserem Redaktionsmitglied Monika Corban

Über Jahre hinweg hat sich der umfassende Service entwickelt, auf den sich Dipl.-Ing. Heiko Prötzsch, Leiter des Werkes Dresden der Fuba Printed Circuits GmbH, heute verlässt. Fällt in dem Leiterplattenwerk eine Maschine aus, informiert seine Belegschaft einfach einen Mitarbeiter seines Gebäudemanagers, der ABB Gebäudetechnik AG. Die muss von Sonntag um 22 Uhr bis Samstag um 22 Uhr binnen einer Stunde reagieren und so schnell wie möglich dafür sorgen, dass die Fertigung wieder läuft.
Kommt es zu Verzögerungen, die ABB-Mitarbeiter verschulden, geht der Produktionsausfall zu Lasten des Dienstleisters. In der produktionsfreien Zeit am Sonntag stehen dann die Wartung und vorbeugende Instandhaltung der Maschinen auf dem Programm. Sie werden über ein technisches Gebäudemanagementsystem geplant, das auf einem EDV-gestützten Wartungsprogramm basiert. „Für uns ist die Situation viel unkomplizierter als zu dem Zeitpunkt, als wir noch eine eigene Instandhaltungsabteilung hatten“, freut sich Werks-Chef Prötzsch. „Wir müssen uns vor allem nicht mehr mit den Problemen der Mitarbeiter dieses Bereiches – wie Krankheit, Urlaub oder Schulung – beschäftigen, sondern können eine gleichbleibend gute Dienstleistung einfordern.“ Besonders der Verwaltungsaufwand sei daher für sein Unternehmen unglaublich gering geworden. „Wir erhalten monatlich einen Report von ABB und müssen uns nur noch um die offenen Probleme kümmern aber nicht mehr um die komplette Instandhaltung.“
Oberste Priorität ist, dass die Fertigunglaufen muss
Die Dresdener ABB-Gebäudetechnik-Niederlassung kümmert sich in dem Leiterplattenwerk zudem um den Betrieb der Klima- und Abwassertechnik sowie die Gebäudeinspektion. Seit einigen Jahren gehört auch das Bestellen und Verwalten der Ersatzteile mit zu den Aufgaben. ABB-Objektleiter Dipl.-Ing. Dietmar Lauter verfügt dazu über einen Personalstamm von zwölf Leuten. „Mit so wenigen Mitarbeitern kommen wir nur hin, weil wir Synergien nutzen können“, beschreibt Lauter die Vorteile für ABB. Der Personalpool der Dresdener ABB-Niederlassung wird je nach Bedarf bei den verschiedenen Kunden eingesetzt. So muss nicht ständig jeder Fachmann überall vorgehalten werden. Und der Synergieeffekt funktioniert auch vor Ort. Muss beispielsweise in einer Klimaanlage ein Elektromotor ausgetauscht werden, gibt es in Lauters Mitarbeiterstab nicht nur den nötigen Klimatechniker sondern auch den Elektriker. Egal, für welchen Bereich jemand eingestellt ist, jeder kann kleinere Störungen an jedem Anlagentyp beheben.
Über den Erfolg der inzwischen sehr intensiven Partnerschaft freut sich Werksleiter Prötzsch und ist stolz auf die Vorreiterrolle, auf die sich Fuba gemeinsam mit ABB eingelassen hat. Denn eine ähnlich weitreichenden Zusammenarbeit ist ihm nicht bekannt. Angefangen hat alles 1991. Damals erhielt Fläkt, heute ABB Gebäudetechnik, den Auftrag, sich im Rahmen eines technischen Betriebsdienstes inklusive Störungsdienst um das Heizhaus des Leiterplattenwerks zu kümmern. Später wurde der Pauschalvertrag dahingehend erweitert, dass ABB auch für die Klimazentrale zuständig ist.
1993 suchte der Leiterplattenhersteller nach weiteren Einsparpotenzialen. „Wir haben alle Positionen überprüft, die nicht unmittelbar mit der Leiterplatte in Verbindung standen“, erinnert sich Werkschef Prötzsch. Im Zuge dessen wurden die eigene Küche abgeschafft und ein Caterer beauftragt, die Überwachung des Geländes sowie die Reinigung nach außen vergeben. Diese Bereiche sind auch heute noch unabhängig von ABB vergeben, denn entsprechende Dienstleistungen müsste ABB ebenfalls zukaufen, womit der Verwaltungs- und Kostenaufwand für beide Seiten höher wäre.
Die guten Beziehungen in der Klimatechnik führten dazu, dass Fuba auch den Wasser- und Abwasserbereich an ABB übergab. Objektleiter Lauter bereitet mit seinen Leuten das Wasser für und aus den chemischen Prozessen der Leiterplattenproduktion auf. Das Entsorgen der Abfälle übernimmt allerdings der Abfallbeauftragte von Fuba.
„Wenn man schon so weit denkt, liegt es nahe, auch die Instandhaltung außer Haus zu geben“, betont Prötzsch. Für ihn geht dadurch kein Kern-Know-how verloren, denn mit einem eigenen Monteur könne man nie so gut sein, wie ein Fachmann vom Maschinenhersteller oder ein Dienstleister. Deshalb bat die Geschäftsleitung ABB 1993, auch diesen Part zu übernehmen. Die Zusage fiel dem Dienstleister nicht leicht, erinnert sich Dipl.-Ing. Wolfgang Harwardt, ABB-Bereichsleiter Gebäudeservice: „Da wir aus der Klimatechnik kommen, war die Instandhaltung von Produktionsmaschinen für uns ein völlig neues Feld.“ Auf Grund des schon bestehenden computergestützten Servicemanagementsystems ließen sie sich aber auf dieses Projekt ein, das dem inzwischen sehr modernen Facility-Management-Gedanken entspricht.
Mitarbeiter beider Unternehmen erstellten eine Projektdokumentation. An jeder einzelnen Maschine galt es, genau zu definieren, welche Aufgaben der Dienstleister erledigen muss und welche der Maschinenbediener im Rahmen des Betriebsdienstes zu erbringen hat. Alle Maschinen und Anlagen wurden drei Kategorien zugeteilt: Priorität A für Maschinen, die sofort repariert werden müssen, damit die Produktion weiterlaufen kann. Priorität B für Einrichtungen, deren Ausfall sich kurzzeitig überbrücken lässt, und Priorität C, wenn Ersatzmaschinen vorhanden sind. Diese Einteilung entscheidet darüber, um welche Maschine sich der Dienstleister zuerst kümmern muss, falls gleichzeitig mehrere Anlagen ausfallen. Damit Störungsmeldungen so schnell wie möglich bei dem Dienstleister ankommen, qualifizierte Fuba alle Maschinenbediener so weit, dass sie zwischen elektrischen und mechanischen Störungen unterscheiden und direkt den entsprechenden Spezialisten anfordern können.
Für die Dienstleistungstruppe übernahm ABB einen Teil der früheren Fuba-Instandhalter, die mit den Aufgaben bestens vertraut waren. Trotzdem dauerte es mehr als ein Jahr, „bis in den Köpfen unserer Leute klar war, dass ihre ehemaligen Mitarbeiter jetzt Dienstleister sind und man nicht mehr darüber hinwegsehen darf, wenn sie ihre Arbeit nicht ordentlich machen“, schildert Prötzsch die anfänglichen Probleme.
Ein solch eng verzahntes Modell funktioniert allerdings nur, wenn beide Seiten die Kommunikationskultur pflegen und immer wieder bereit sind, einen Kompromiss zu finden. Demnächst soll ABB beispielsweise alle Störungsmeldungen per E-Mail erhalten. Dann kann Werks-Chef Prötzsch prüfen, wann die Nachricht gelesen und wie darauf reagiert wurde. „Für mich ist das ein Instrument der Qualitätskontrolle“, begründet er den Plan.
Auf einen Punkt weist Prötzsch besonders hin, den alle Beteiligten im Laufe der Jahre gelernt haben: „Bei größeren Investitionsentscheidungen muss ABB mit am Tisch sitzen.“ Denn der Dienstleister habe den besten Überblick darüber, ob beispielsweise die vorhandene Druckluftversorgung überhaupt für eine weitere Maschine ausreicht.
Die Beziehung reicht inzwischen weit über das reine Verhältnis zwischen Auftraggeber und -nehmer hinaus, und dennoch profitieren beide Seiten davon. Für Fuba-Werksleiter Prötzsch sind Dietmar Lauter und seine Mitarbeiter eigentlich Fuba-Mitarbeiter. „Je besser die ihren Job machen, desto besser können wir produzieren.“ Dietmar Lauter gibt den Rat, derartige Modelle Schritt für Schritt einzuführen und nicht auf einen Schlag.
Kurz vorgestellt: Fuba Printed Circuits: Leiterplattenherstellung in vielen Varianten
Das Unternehmen
Fuba Printed Circuits GmbH
Werk Dresden
Produktspektrum
– doppelseitige Leiterplatten
– Multilayer
– Leiterplatten mit integrierter Wärmesenke
Absatzmärkte
Automobilelektronik-Industrie, Telekommunikation und Medizintechnik. Zu den größten Kunden gehören Siemens und Bosch.
Umsatz
1999 70 Mio. DM
Mitarbeiter
1999 274 Beschäftigte
Unternehmensgeschichte
  • 1990 Inbetriebnahme der Leiterplatten Dresden GmbH, Dresden, mit einer Plankapazität von 80000 m²/Jahr. Versuchsproduktion für Robotron. Die Inbetriebnahme fällt genau in die Zeit der Wende. Die Ostmärkte brechen weg, und es gelingt nicht, im Westen Abnehmer zu akquirieren.
  • 1991 Die Fuba Hans Kolbe & Co., Gittelde, kauft das Unternehmen zu 100 %. Damit wird das Werk Dresden einer von drei Standorten des Unternehmens.
  • 1994/95 Durch Turbulenzen auf dem Markt geht das Mutterunternehmen in Konkurs. Der gesunde Geschäftsbereich Gedruckte Schaltungen verselbstständigt sich rechtlich und firmiert jetzt als Fuba Printed Circuits GmbH, mit Standorten in Dresden, Gittelde und Osterode.
  • 1998 Übernahme durch die Vogt Electronic AG in Obernzell
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