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Kabelhersteller steht nicht auf der Leitung

Schenker managt bei Pirelli kompletten Materialfluss
Kabelhersteller steht nicht auf der Leitung

Mit Logistik nichts mehr am Hut hat Kabelhersteller Pirelli: Dienstleister Schenker managt den kompletten Materialfluss. Die Mitarbeiter konfektionieren und kommissionieren die Endprodukte und übernehmen neuerdings fabrikationsnahe Aufgaben. Pirelli hat an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen.

Dipl.-Ing. Gerhard Schulz ist Betriebsstellenleiter der Schenker Deutschland AG im Schweriner Werk der Pirelli Kabel und Systeme GmbH & Co.

Keine Angst vorm Outsourcing: Seit Pirelli seinen kompletten Transport- und Logistikbereich von Spezialisten managen lässt, kann sich der Kabelhersteller vollständig auf die Kernkompetenzen in Forschung, Entwicklung und Produktion konzentrieren. Im Falle der Kooperation der Pirelli Kabel und Systeme GmbH & Co. KG, Schwerin, und der Schenker Deutschland AG, Frankfurt/M., übernimmt der Logistikdienstleister sogar fertigungsnahe Aufgaben. Schenker ist für Pirelli der richtige Partner, werden doch Absatz und Beschaffung mittlerweile im globalen Rahmen organisiert.
Im Werk Schwerin stellt Pirelli Nieder- und Mittelspannungskabel sowie Spezialkabel für die Energieversorgung her. Das Unternehmen hatte 1999 die Kabelsparte der Siemens AG übernommen und wurde damit weltweit größter Anbieter für Kabel, Leitungen und Systeme. Rund um den Globus produziert Pirelli nun mit 87 Fabrikationsanlagen in 24 Ländern und erzielte im Jahr 2000 einen Umsatz von knapp 7,5 Mrd. Euro.
Dass Pirelli nicht auf der Leitung steht, verdeutlicht die Tatsache, dass die Geschäftsstelle Güstrow von Schenker bereits seit rund zehn Jahren als Partner für die logistischen Abläufe im Werk Schwerin fungiert. Heute ist Schenker mit rund 60 eigenen Mitarbeitern im Pirelli-Werk tätig. Zu ihren Aufgaben gehören das Warehousing (das Management des internen Materialflusses) sowie das Konfektionieren, Kommissionieren und die Distribution der Endprodukte.
Für Schenker beinhaltet die Steuerung der Zulieferketten – das Supply Chain Management – generell die Integration aller Bestandteile der Wertschöpfungskette. Sie verbindet durchgehend die beiden Endpunkte der Kette: von der Lagerung der Rohstoffe bis zur Auslieferung der Waren an den Kunden. Für die produzierenden Unternehmen, in diesem Falle Pirelli, bedeutet dies: Die Schnittstellenkosten entlang der Wertschöpfungskette sinken – und damit reduziert eine solche Integration die Produktionskosten nachhaltig.
Bei Pirelli in Schwerin bewältigt Schenker unter dieser Prämisse ein Sendungsvolumen von deutlich mehr als 100 000 t pro Jahr. Dafür hat der Logistikdienstleister in den vergangenen Jahren erheblich in Menschen und Material investiert: Rund 3 Mio. DM wurden allein für Flurförderzeuge aufgewendet, darunter 32 Gabelstapler mit bis zu 12 t Nutzlast sowie Traktoren mit Niederfluranhängern. Nicht uninteressant: Pirellis Outsourcing-Partner Schenker hat diesen Bereich wiederum ausgelagert: Der Maschinenpark wurde im Rahmen eines Full-Service-Vertrages geleast. Um den zentralen Bereich Warehousing zu organisieren, betreibt Schenker in Schwerin überdachte Flächen mit insgesamt rund 14 000 m2 Palettenregallager sowie sonstige Lagerflächen von rund 45 000 m2. Hier lagern Kabeltrommeln mit bis zu 2,8 m Durchmesser.
Die Logistik-Spezialisten führen auch das Handling des Wareneingangs aus. Damit ist der Dienstleister an der Schnittstelle zwischen dem außerbetrieblichen Beschaffungs- und dem innerbetrieblichen Logistiksystem für die Eingangserfassung und Auszeichnung der Waren sowie das Warehousing zuständig. Rohstoffe und Hilfsmittel für die Produktion werden auf Euro-Paletten oder in Gitterboxen übernommen und auf Abruf den Produktionslinien von Pirelli zugeführt. In die Prozessplanung und -steuerung ist Schenker über das SAP-gestützte Warehousing- und Materialflusssystem des Unternehmens eingebunden.
Neben dem Wareneingang zeichnet Schenker für die komplette Auftragsbearbeitung verantwortlich. Die Mitarbeiter im Werk erfassen alle Aufträge von Einzelkunden und dem Vertrieb von Pirelli. Mit der durchgängigen Steuerung von Materialfluss, Auftragsbearbeitung, Warehousing, Beschaffungs- und Distributionslogistik durch den Dienstleister erreicht Pirelli kürzere Reaktions- und Auftragsdurchlaufzeiten – und erhöht die Lieferfähigkeit. Zugleich stellt das Unternehmen eine höhere Flexibilität in der Auftragsbearbeitung sicher. Damit baut der Kabelspezialist die Wettbewerbsfähigkeit auf den Märkten aus. Außerdem sinken der interne Verwaltungsaufwand und damit die eigenen Transaktionskosten. „Der Markt verlangt eine ständige Reduktion aller Logistik-Kosten“, erläutert Manfred Tinodi, Werkleiter bei Pirelli. „Dabei unterstützt uns unser Logistikdienstleister seit Jahren zu unserer größten Zufriedenheit.“
Für Pirelli Kabel und Systeme übernimmt Schenker außerdem seit kurzem fabrikationsnahe Aufgaben: die Konfektionierung von Kabeln aller Art. Aus der Produktion überführt Schenker die Fertigprodukte vom 5-m-Kabelring in haushaltsüblicher Qualität bis hin zur 10 t schweren Trommel mit 40-kV-Mittelspannungskabel in Palettenregallager oder auf geeignete Lagerflächen im Freigelände.
Insgesamt stellt Pirelli 800 verschiedene Produkttypen her. Gefertigt werden je nach Typ Kabellängen zwischen 4000 und 6000 m. Das spart aufwendige Rüstzeiten und erhöht die Effizienz der Produktion. Von diesen Jumbolängen, die auf so genannten Mutterspulen bevorratet werden, konfektionieren die Schenker-Mitarbeiter die jeweiligen Auftragslängen. Der Schenker-eigene Schneidbetrieb fährt analog zur Produktion einen Dreischichtbetrieb mit zur Zeit 22 Mitarbeitern. Von den Mutterspulen werden übliche standardisierte Verkaufslängen gezogen, aber auch ganz individuelle Kundenwünsche geschnitten. Benötigen Kunden beispielsweise 345 m eines Spezialkabels, wird exakt diese Länge auf einer Tochterspule ausgeliefert. Der Schneidevorgang selbst wird über das betriebsinterne DV-System ausgelöst und automatisch an die Auftragsbearbeitung zurückgemeldet.
Im Rahmen dieser Outsourcing-Lösung ist Schenker auch für die Entsorgung der Produktionsanlagen verantwortlich. Das Unternehmen sammelt mit eigenen Spezialisten Fertigungsrückstände, wie Kupferreste, Mischungsschrott, Gummiabfälle und synthetische Kunststoffe, die auf getrennten Sammelplätzen für die weitere Verwertung zwischengelagert werden.
Dienstleister für die Industrie
Die Schenker Deutschland AG, Frankfurt/M., ist mit rund 9100 Mitarbeitern an rund 110 Standorten und einem Umsatz von etwa 1,72 Mrd. Euro im Jahr nach eigenen Angaben der größte Anbieter für integrierte Logistik auf dem deutschen Markt.
Schenker bietet Industrieunternehmen eine umfassende Servicepalette mit kundenspezifischen Lösungen aus einer Hand. Dazu zählen
– Land-, Luft- und Seeverkehr und alle damit verbundenen Dienstleistungen,
– Spezialdienstleistungen, wie Messe- und Event-Logistik,
– Spezialverkehre,
– der Betrieb von Logistikzentren sowie
– „Value added Services“, wie das Kommissionieren.
Das Angebot umfasst darüber hinaus weiter reichende Dienstleistungen, beispielsweise das Management sämtlicher warenbegleitender Informationsströme und die Integration der Planungs- und Transaktionssysteme aller Beteiligten der Prozessketten für den Kunden.
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