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Kampfansage an die „magnetischen Zombies“

Schuld ist immer wieder der Restmagnetismus
Kampfansage an die „magnetischen Zombies“

Restmagnetismus | Ein Unternehmen stellt Drehteile für die Automobilindustrie her. Frisch entmagnetisiert verlässt die Ware den Betrieb, so wie vom Auftraggeber verlangt. Der stellt jedoch fest, dass die Teile magnetisch sind, sich also offenbar auf dem Transport remagnetisiert haben…

Joachim TatjeFachjournalist in Bruchsal

Für Albert Maurer eine alltägliche Situation. Der Geschäftsführer der Maurer Magnetic AG im Schweizerischen Grüningen, kennt sie zur Genüge. Seine Analyse zum Umgang der Industrie mit dem Thema „Entmagnetisieren“: „Herkömmliche Entmagnetisier-Verfahren beseitigen in den meisten Fällen nicht alle hartmagnetischen Stellen oder zersetzen die Domänenstruktur, es verbleiben magnetische Stellen im Material. Dieser Restmagnetismus ist gefährlich, da er der Ausgangspunkt für negative Eigenschaften wie die eigene Remagnetisierung des Materials innerhalb kurzer Zeit sein kann. Erschütterungen oder die räumliche Nähe zu anderen magnetisierten Teilen begünstigen dies.“
Maurer kritisiert, dass die Industrie zu lax mit diesem schwerwiegenden Qualitätsmangel umgeht. Er vermutet, dass vielfach das physikalische Verständnis von den Zusammenhängen fehlt und dass man sich möglichst leicht von einer „lästigen Pflicht“ befreien wolle. Die Messungen, wenn überhaupt, erfolgen nur oberflächlich und geben meist den Zustand unmittelbar nach dem Entmagnetisieren wider. Auf unzureichende Weise entmagnetisierte Teile bezeichnet Maurer als „magnetische Zombies“.
Magnetismus hat viele unerwünschte Folgen. Ein sehr augenfälliges Problem ist die magnetische Anhaftung von Partikeln. Werner Spicker, Betriebsleiter bei KraussMaffei Technologies, stellte nach den Zerspanungsprozessen eine Remagnetisierung der Bauteile fest. Außerdem führten die hohen Ströme beim Verchromen von Hydraulik-Säulen zu einem Anstieg der magnetischen Feldstärken von bis zu 30 A/cm. Bei fast 400 bar Systemdruck kann das Anhaften von Metallpartikeln an den magnetischen Säulen zur Zerstörung der Dichtungen und schließlich zum Ausfall der Spritzgießmaschine führen. Werner Spicker: „Das Entmagnetisieren ist für unsere Art von Maschinen zwingend notwendig, deshalb ist es ein Qualitätsmerkmal. Wenn die Maschinen beim Kunden zuverlässig laufen, ist das für uns ein Wettbewerbsvorteil.“
Magnetismus sorgt unter anderem dafür, dass Getriebeketten zerstört werden, Sinterteile nicht maßhaltig sind, oder die Oberflächengüte von Beschichtungen leidet. Wirbelströme in bewegten Teilen wie Turbinen oder Wälzlagern führen zu Lichtbogenüberschlägen und Lochfraß. Navigationseinrichtungen oder empfindliche Messgeräte werden durch Magnetismus in ihrer Funktion beeinträchtigt. Das Schweißen von Großbauteilen, wie Pipelines, wird unmöglich, wenn der Schweißstrahl magnetisch abgelenkt wird.
Vor über zehn Jahren entwickelte Maurer Magnetic ein neues Entmagnetisier-Verfahren für die Serienproduktion von TV-Bildröhren. Es war die Geburtsstunde des Pulsverfahrens Maurer-Degaussing. Diese Technologie ist international durch mehrere Patente geschützt. Das Maurer-Degaussing Verfahren arbeitet mit einem in der Entmagnetisierspule erzeugten magnetischen Wechselfeld. Mittels hoher magnetischer Feldstärken, höchster Präzision und Symmetrie sowie der geeigneten Amplitudenfrequenz werden Entmagnetisier-Ergebnisse erzielt, die bis dato nicht erreichbar waren. Die wichtigste Erkenntnis aber war, dass ärgerliche Phänomene, wie zum Beispiel das Wiedermagnetisieren der Teile beim Transport oder in der laufenden Fertigung, der Vergangenheit angehören.
Material, dessen magnetisches Gefüge vollständig neutralisiert ist, nennt Maurer „curiesiert“, weil die Ergebnisse denen des Erhitzens über die Curie-Temperatur hinaus durchaus ähnlich sind. Die Erfahrungen seiner Kunden weltweit geben ihm recht: Durch das Curiesieren ist es möglich, alle Komponenten einer Baugruppe, unabhängig von Größe und Material zu entmagnetisieren. Dieses Verfahren hinterlässt keine „magnetischen Zombies“. Vielmehr sind die „curiesierten“ Teile mit demselben beobachteten vorteilhaften magnetischen Selbstheilungseffekt ausgestattet wie ein geschmiedetes Teil.
Curiesieren mit dem Maurer Degaussing Verfahren eignet sich sowohl zum Entmagnetisieren in automatisierten Fertigungsprozessen, wie auch für manuelle Bedienung. Durch den kontrollierten Wechselfeldverlauf, die hohe Produktivität und die völlige Reproduzierbarkeit ist es ideal für die industrielle Anwendung geeignet.
Jetzt ist es möglich, die immer wieder unerwünscht auftretenden magnetischen Phänomene gründlich und dauerhaft auszuschalten. Diese führen tagtäglich zu vermeidbaren Ärgernissen, wie dem Zusammenkleben von Teilen bei der Vereinzelung, Partikelanhaftung beim Waschen oder Galvanisieren, Schweißstrahlablenkung beim Elektronenstrahlschweißen, Wiedermagnetisierung in Fertigungsprozessen wie Honen, Schleifen, Fräsen, Pressen, Stanzen, Schweißen, Galvanisieren oder dem induktiven Prüfen, usw…
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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