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Kaufleute und Ingenieure sollen interdisziplinär arbeiten

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Kaufleute und Ingenieure sollen interdisziplinär arbeiten

Obwohl die Kombination aus Beschaffung, Entwicklung und Produktion viele Vorteile bietet, betrachtet rund die Hälfte aller Maschinenbauunternehmen ihren Einkauf isoliert. Die Krise hat jedoch bei vielen Firmenchefs zum Umdenken geführt.

Die Konstruktion konstruiert, die Produktion produziert und der Einkauf kauft ein – dieses strenge Abteilungsdenken ist historisch entstanden: „98 Prozent aller Maschinenbauer sind technisch geprägt und aus Idee des Inhabers entstanden“, erklärt Dirk Schäfer, Geschäftsführer Projekte bei Kerkhoff Consulting (Foto). Der Einkauf fristete ein Schattendasein, was im Wachstum kein Problem war. Heute stoßen die Firmen vertrieblich an ihre Grenzen, und die isolierte Betrachtung des Einkaufs kostet bares Geld.

Wenn der Einkauf (inklusive seiner Lieferanten) in die Entwicklung und Produktion eingebunden wäre, könnte der Bedarf gemeinsam besser ermittelt und angepasst und werden. Und vor allem: Auch die Entwickler könnten sich an die Gegebenheiten anpassen und beispielsweise Spezifikationen von Lieferanten übernehmen, die an der Qualität des Endproduktes nichts ändern, aber vielleicht ein Drittel weniger kosten. Laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach gehen 93 Prozent der Einkaufsleiter davon aus, „dass es in Zukunft wichtiger werden wird, die Beschaffung stärker in die Produktentwicklung und Produktion einzubinden“. Bisher ist das erst in rund der Hälfte aller Unternehmen der Fall (siehe Grafiken).
„Vor fünf Jahren war der Einkauf eine Service-Abteilung, die einkaufte, was angefordert wurde“, so Schäfer. Sie war dazu da, Preise zu reduzieren und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Dann kam die Krise, und von Ende 2008 bis Mitte 2010 wurden knallharte Preisverhandlungen geführt und Bestellungen im großen Stil storniert. Heute geht es wieder verstärkt darum, wie und wo man zur richtigen Zeit die richtigen Teile in der richtigen Anzahl und Qualität findet.
In der Krise hat ein Umdenken eingesetzt: „Früher herrschte der Anspruch vor, die besten Produkte der Welt zu konstruieren“, erinnert sich Schäfer. Heute achte man vermehrt darauf, ob man in diese Produkte ohne Qualitätseinbußen ein günstigeres Kugellager einsetzen könne. Sein Rat: „Entwicklung, Produktion und Einkauf müssen messbare Ziele verfolgen.“ Die Einbindung von Einkauf und Lieferanten in Konstruktion und Produktion hat noch weitere Vorteile: „Ein Konstrukteur kann nicht wissen, dass ein Zentimeter mehr Wandstärke den Lieferanten vor eine unlösbare Aufgabe stellt“, so Schäfer. Das kann zu hohen Preisen oder langen Lieferfristen führen. Schäfer: „Manche überspezifizierte Teile haben eine Lieferzeit von einem Jahr.“ Da 80 bis 90 Prozent der Einsparungen bei der Konstruktion angesiedelt sind, ist es wichtig, den Einkauf früh einzubinden und nicht erst am Ende zu versuchen, günstig einzukaufen. „Ohne diese Prozesseinbindung und Institutionalisierung hängt Erfolg davon ab, wie gut sich Konstrukteur und Einkäufer privat verstehen“, so Schäfer.
Um interdisziplinäre Produktteams zusammenzustellen, müssen alle Beteiligten dieselbe Sprache sprechen. „Einkäufer sollen Kaufleute bleiben, und Konstrukteure sollen keine Einkäufer werden – lediglich die Expertise muss verschmolzen werden“, so Schäfer. Eine ideale Brücke sei der Aufbau einer Abteilung für Kostenanalyse. „Kostenanalytiker sind Ingenieure, die kalkulieren, was ein Teil kosten darf, und prüfen, ob die Maschine, auf der ein Lieferant produziert, die richtige ist. Diese Expertise hat ein Einkäufer nicht“, so Schäfer. Bis solche Mannschaften startklar sind, braucht die Branche seiner Meinung nach noch ein bis zwei Jahre.
Kirsten Seegmüller Freie Journalistin in Leinfelden
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