Es geht um nicht weniger als die Fortsetzung des bisherigen Erfolgsmodells. Um ihre Fabriken zukunftsfest zu machen, sind die Unternehmen des deutschen produzierenden Mittelstandes gefordert, nicht nur ihre traditionellen Stärken zu nutzen – sprich: Erfahrung im Feld zu haben und das Know-how in der Anwendung. Vielmehr dürfen die Unternehmen neben dem Aufbau vernetzter digitaler Prozesse auch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle nicht vernachlässigen, etwa ergänzende digitale Dienstleistungen.
Aktuell drückt vor allem die Digitalisierung Wirtschaft und Gesellschaft ihren Stempel auf. „Mit dieser Phase sind die Hoffnungen auf einen breiten Impuls auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum, die Produktivität sowie die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit verbunden“, zitiert eine Studie von KfW Research die Digitale Strategie des Bundeswirtschaftsministeriums. Ihrer hohen Bedeutung wegen sei es angebracht, so die Analysten, die Digitalisierung weiter zu beschleunigen.
Produktionsbetriebe bei Digitalisierung führend
Laut der Studie hat gut jedes vierte mittelständische Unternehmen in den letzten drei Jahren seine Digitalisierung ausgebaut. Mit 26 % liegt der Anteil der Mittelständler mit abgeschlossenen Digitalisierungsprojekten ähnlich hoch wie der Anteil innovativer Mittelständler. Die höchsten Beträge stecken die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in ihre Digitalisierungsprozesse. Immerhin knapp 14 Mrd. Euro haben sie im Jahr 2016 dafür ausgegeben.
Der Anteil der mittelständischen Firmen mit abgeschlossenen Digitalisierungsprojekten steigt laut der Studie deutlich mit der Unternehmensgröße. Er beträgt bei kleinen Unternehmen unter fünf Beschäftigten 24 %. Bei den großen Mittelständlern mit 50 und mehr Beschäftigten beläuft er sich auf 45 %. Bei Unternehmen des FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbes liegt die Quote bei 31 %. Sie sind es auch, die Produkt- und Prozessinnovationen häufig hervorbringen.
Effizienzgewinne erzielen steht im Fokus
Häufigster Gegenstand der Digitalisierungsanstrengungen ist die Modernisierung von Prozessen. Dies unterstreicht, dass das Erzielen von Effizienzgewinnen bei der Digitalisierung derzeit im Fokus steht. An der Spitze steht die Erneuerung von IT-Strukturen (54 %), gefolgt von der Digitalisierung der Schnittstelle und des Kontakts zu Kunden und Zulieferern (52 %). Auf Rang drei folgen Projekte, die den Aufbau von Digitalisierungs-Knowhow zum Ziel haben (38 %).
Seltener genannt in der Studie wird die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen (19 %). Damit werde die Angebotspalette der Mittelständler durch die Digitalisierung am wenigsten erfasst. Dies, so die Studienautoren, stehe im Einklang mit häufig geäußerten Klagen, wonach Digitalisierung auf Effizienzgewinne ausgerichtet sei und zu selten die Suche nach neuen Betätigungsfeldern, wie etwa das Hervorbringen neuer Geschäftsmodelle.
Um die Digitalisierung weiter zu beschleunigen, müssten diverse Hemmnisse angegangen werden wie etwa
- fehlende IT-Kompetenzen in den Unternehmen,
- ungelöste Fragen der Datensicherheit und des Datenschutzes,
- Probleme bei der Anpassung der Unternehmens-/Arbeitsorganisation sowie
- eine mangelnde Geschwindigkeit und Stabilität der Internetverbindung.
Überdies sei es notwendig, zögerliche Unternehmen bei der Finanzierung von Digitalisierungsprojekten zu unterstützen. Zumal Unternehmen, die Digitalisierungskredite nachfragen, von erhöhten Schwierigkeiten beim Kreditzugang berichtet hätten, heißt es in der Studie.
Häufig Schwierigkeiten beim Kreditzugang
Vor allem kleine Mittelständler geraten hier mehr und mehr unter Druck. Unternehmen dieser Größe geben durchschnittlich knapp 8000 Euro für die Digitalisierung aus. Im Vergleich: Wer 50 oder mehr Mitarbeiter beschäftigt, investiert knapp 150.000 Euro in seine Zukunft. Umso mehr sollten an dieser Stelle die Alarmglocken schrillen: „Das Ausmaß des Auseinanderklaffens der Digitalisierungsausgaben lässt befürchten, dass sich hier eine Schere öffnet, die den Mittelstand in absehbarer Zeit in stark digitalisierte, große Unternehmen und kleine Unternehmen, die bei der Digitalisierung zurückfallen, spaltet.“
Allerdings sind vielen Unternehmen der Nutzen einer (weiteren) Digitalisierung nicht bewusst. Deshalb ist es wichtig, die genannten Hemmnisse ebenso anzugehen wie über die Möglichkeiten und Vorteile der Digitalisierung aufzuklären. Nicht zuletzt, so die Studienautoren, können – flankierend zur FuE-Förderung – Maßnahmen hilfreich sein, die Umsetzung von Digitalisierungsprojekten finanziell zu fördern.
Förderung vom Start-up bis zum Mittelständler
Damit auch neu gegründete und junge Unternehmen sich ihre Digitalisierungs- und Innovationsvorhaben finanzieren lassen können, hat die KfW den für diese Zwecke aufgelegten ERP-Kredit am 1. Juli 2019 auch auf diese Zielgruppe hin angepasst. Beispielsweise können nun sowohl eigens gegründete Betriebsgesellschaften zur Durchführung von Entwicklungsvorhaben als auch Venture Capital-finanzierte Start-ups gefördert werden. Eine Übersicht zum ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit der KfW gibt es hier. (dk)