Die Zeitspanne ist rekordverdächtig: Vom Einrichten von Beschäftigungsgesellschaften im vergangenen Herbst, um vom Stellenabbau Betroffene in neue Arbeit zu bringen, bis zur Aufhebung von Kurzarbeit und dem Wiedereinstellen von Zeitarbeitern dieser Tage, ist gerade mal ein dreiviertel Jahr verstrichen. Von Überstunden ist schon wieder die Rede, um Aufträge mit reduzierten Teams fristgerecht liefern zu können. Krise, war da was? Kaum der schweren Rezession entkommen, halten Ökonomen sogar den Einstieg in einen selbsttragenden Aufschwung für möglich. Die Bundesregierung glaubt, dass in diesem Jahr eine Zwei vor dem Komma erreicht werden kann. Doch all die guten Nachrichten können einen Mangel nicht verdecken: die Unterauslastung der Kapazitäten. Laut den Wirtschaftsforschern des Münchener Ifo-Instituts ist der Auslastungsgrad im verarbeitenden Gewerbe von einem Hochpunkt im zweiten Quartal 2007 mit 87,8 % bis zu ihrem Tiefpunkt im zweiten Quartal 2009 auf 71,0 % gesunken. Seither hat er sich bis zum zweiten Quartal 2010 auf 79,9 % erholt. Damit hat die Kapazitätsauslastung rund die Hälfte des Rückgangs zwar wieder aufgeholt. Da die Quote aber immer noch unter dem langjährigen Durchschnitt von 83,1 % liegt, dürften Pläne für teure Erweiterungsinvestitionen trotz der rasanten Entwicklung im Auftragseingang vieler Industriebranchen noch einige Zeit in den Schubladen verharren. Ein tragender Aufschwung aber macht an steigenden Ausrüstungsinvestitionen fest – und nicht an kurzfristigen Auftragseingangs-Feuerwerken.
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