Laser navigiert das Fahrzeug durch die Gänge

Der Reifenhersteller Vredestein mit Sitz in den Niederlanden hat während der letzten Jahre investiert. Die Produktionseinrichtungen befinden sich auf dem neuesten Stand der Technik. Nach und nach wurden auch automatische Maschinen für die Reifenfertigung eingeführt. So können die Holländer nach eigenen Angaben über das ganze Jahr hinweg einen konstanten Qualitätsstandard garantieren.

Ein weiterer Entwicklungsschritt ist die Einführung eines Fahrerlosen Transportsystems (FTS), mit dem die Reifen zwischen den verschiedenen Fertigungsstationen transportiert werden sollen. Insbesondere wollte Vredestein damit Geschwindigkeit, Effizienz und Sicherheit des Reifentransports im Produktionscenter erhöhen. Mit den zuvor eingesetzten, bemannten Gabelstaplern ließen sich diese Ziele nicht erreichen.

Nach ausgiebiger Sichtung des Marktes entschied sich der Reifenspezialist Vredestein für das FTS-Konzept des Herstellers Egemin. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren nicht nur die technischen Eigenschaften der Produkte. Ein zusätzlicher Pluspunkt war die Möglichkeit, die neue Technik während der laufenden Fertigung ohne Unterbrechungen einzuführen.

Im ersten Schritt lieferte Egemin eine Flotte von sieben lasernavigierten Fahrzeugen. In einer zweiten Phase sollen in diesem Jahr weitere 14 folgen. Die Fahrzeuge sind mit dem Laser-Positioniersystem NAV 200 und einem Sicherheits-Laserscanner S3000 (siehe auch Grafik) des Herstellers Sick aus Waldkirch ausgestattet. Hinzu kommen Warnlichter, akustische Warnsignale und Nothaltknöpfe für einen sicheren Betrieb. Die Systemintegration wurde von Egemin durchgeführt, die auch das gesamte Engineering, die Programmierung und die Inbetriebnahme abwickelten.

Die automatisch geführten Fahrzeuge sind in der Lage, Ladungen von einem Ort zum anderen zu transportieren. Jedes Fahrzeug ist mit einem On-Board-Steuercomputer und einem Navigationssystem ausgerüstet, das das Systemlayout und mögliche oder gewünschte Transportroutinen speichert. Die Routinen werden durch externe Befehle ausgelöst.

Bei Vredestein sind die Fahrzeuge in ein komplexes, vollautomatisches und kosteneffizientes innerbetriebliches Fördersystem integriert, das durch ein zentrales Steuersystem verwaltet wird. Dadurch wurden der Versand von Bestellungen und die Verkehrssteuerung erst möglich. Das FTS erhält Transportaufträge über Funk von einem Server-PC. Die Kommunikation erfolgt über ein drahtloses Ethernet, so dass sich jedes Fahrzeug im System in Echtzeit überwachen lässt.

Eines der wichtigsten Bauteile des Fahrzeugs ist das NAV200 Laser-Positioniersystem, das aus einem Laserscanner mit integrierter Auswertung besteht. Bei dem Laserscanner handelt es sich um ein Laser-Mess-System, das seine Umgebung zweidimensional in einem Vollwinkel abtastet. Das Positioniersystem ist auf jedem Fahrzeug montiert und steht in ständigem Kontakt mit dem Bord-Computer. Es bestimmt kontinuierlich die jeweilige absolute Position des FTS und übermittelt die Daten an den Fahrzeugrechner.

Der Laserscanner arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip wie das optische Radar und erkennt fest montierte Reflektoren in der Umgebung. Zur Bestimmung der Position des Fahrzeuges genügt es, dass drei Reflektoren erkannt werden. Um die Messgenauigkeit weiter zu erhöhen, werden zusätzlich die Abstände zu den Reflektoren gemessen, die in die Berechnungen mit einfließen.

Darüber hinaus besitzt das NAV200 eine neu entwickelte RDI-Schnittstelle (Reflector Data Interface). Mit dieser Technik ist es möglich, die Winkel-, Entfernungs- und Zeitdaten jedes erfassten Reflektors direkt an das Steuerungssystem zu übertragen. Mit Hilfe dieser Daten wird die Positionsberechnung im Fahrzeug-Computer und nicht im NAV200 durchgeführt. Dies gibt OEM-Systemintegratoren wie Egemin mehr Freiheit beim Einsatz ihrer eigenen Positionieralgorithmen. Verglichen mit einer isolierten Lasernavigation lässt sich durch diese Anbindung des NAV200 an die Gesamtsteuerung des Transportsystems eine höhere Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit erreichen. Mit den ersten sieben Laser-FTS konnte Vredestein bereits Verbesserungen in der internen Logistik erreichen. Gleiches erwarten die Holländer von den restlichen 14 Fahrzeugen, die 2006 in das transportlogistische Räderwerk des Reifenherstellers eingreifen sollen.

Arno Hagemann Sick Ibeo, Hamburg

Vredestein Banden B.V. ist ein unabhängiger Reifenhersteller mittlerer Größe mit Sitz in den Niederlanden. Der operative Schwerpunkt des Unternehmens liegt in Europa. Gleichzeitig nimmt die geplante Ausweitung der internationalen Präsenz außerhalb von Europa Gestalt an. Vredestein beschäftigt gegenwärtig rund 2000 Mitarbeiter, davon mehr als 700 außerhalb der Niederlande. Die Produktionsanlage in Enschede läuft rund um die Uhr und produziert im Schnitt täglich 17 000 Autoreifen und 1100 Reifen für landwirtschaftliche Fahrzeuge.