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Lüften für den Werterhalt

Klima und Lüftung: Effiziente Technik im Hochregallager
Lüften für den Werterhalt

Den Wert der Ware zu erhalten, ist die wichtigste Aufgabe der Heizungs- und Lüftungstechnik im Lagerbereich. Eine effiziente und platzsparende Lüftungstechnik sorgt dafür, dass Güter weder durch extreme Temperaturen noch durch falsche Luftfeuchtigkeit beschädigt werden.

Die Auftragslage bei der Häcker Küchen GmbH & Co. KG ist ausgezeichnet. In dem westfälischen Werk Rödinghausen entstehen auftragsbezogen jährlich etwa 120 000 Einbauküchen für mittlere und gehobene Ansprüche. Vor kurzem expandierte der Betrieb und baute mehrere neue Gebäude: Versand, Lager, Montagehalle, Kommissionierung, Hochregallager und auch ein Verwaltungsgebäude bilden nun den Werksteil 3.

Die neuen Werkshallen sollten, so der Wunsch des Bauherrn, kostengünstig und effektiv beheizt und belüftet werden. Die passende Lösung erdachte KD-Plan, ein auf Industrieobjekte spezialisiertes Planungsbüro für gebäudetechnische Anlagen. In Zusammenarbeit mit dem ausführenden Unternehmen, der CT Climateam GmbH & Co. KG in Kirchlengern, setzten die Planer ein auf Zentrallüftungsgeräten basierendes Konzept um. Besonderes Augenmerk verdient das neue Hochregallager, denn es galt, ohne Verzicht auf Stellplätze eine adäquate Heizungs- und Lüftungslösung zu integrieren. Ein Projekt, das viel Fingerspitzengefühl und individuelle Arbeiten erforderte.
Im vollautomatischen Hochregallager werden Küchenfronten und andere wertvollere Teile für die Einbauküchen chaotisch eingelagert. In dem 60 m breiten, 85 m langen und 28 m hohen Quader haben 20 000 Häcker-Spezialpaletten in insgesamt 14 Gassen Platz. Wie bei Metallerzeugnissen ist es auch bei den Holzprodukten wichtig, dass sie in einem geeigneten Klima gelagert werden. Hier sind etwa 20 °C und eine Feuchtigkeit zwischen 50 und 75 % die Sollvorgabe, damit das Holz weder feuchtigkeitsbedingt quellen noch durch Austrocknen reißen kann. Die Temperatur im Lager ist identisch mit der in den benachbarten Hallen, denn ein Temperatursprung würde einen nicht zu kontrollierenden Luftaustausch an den Ein- und Auslagerzonen zur Folge haben.
Das Einhalten von Temperatur und Feuchtigkeit gewährleistet ein Zentrallüftungsgerät vom Typ GEA Cairplus der GEA Happel Klimatechnik GmbH, Herne, das auf einer Bühne im Hochregallager auf 10 m Höhe (Nullebene der Nachbarhalle) steht. Es stellt einen 0,5-fachen Luftwechsel im Lager sicher, was dem Umwälzen von 73 000 m³ Luft stündlich entspricht. Je nach Außenluftzustand wird diese gefiltert und mit einem Heizregister erwärmt sowie bei Bedarf mit einem Elektro-Dampfluftbefeuchter befeuchtet. Die Filterung erfolgt zweistufig mit F5- und F7-Filter. Die Teilklimaanlage erfüllt die Richtlinie der VDI 6022.
Die Energie zum Heizen liefert ein Kessel, der mit Holzspänen – Abfällen aus der eigenen Produktion – befeuert wird. Die so erzeugte Wärme wird mittels erwärmten Wassers über einen Wärmetauscher (PWW), der bis zu 539 kW Heizleistung bietet, an die Zuluft übertragen. Damit die wertvolle Energie nicht mit der Fortluft verloren geht, gewinnt ein Kreislaufverbundsystem etwa zwei Drittel der thermischen Energie zurück und macht sie so für den Zuluftstrom nutzbar.
Die konditionierte Luft wird am Fuß der Regalreihen bodennah eingebracht, verbrauchte Luft unterhalb der Decke abgesaugt. So ergibt sich eine kontinuierliche Luftströmung von unten nach oben, ein Luftkurzschluss wird vermieden. Im Gegensatz zu dem deckennahen Lüftungskanal zum Absaugen erforderten die Zuluftkanäle eine besondere Konstruktion, denn die Luft muss zunächst auf den Grund der Halle geführt und dann unter den Regalreihen längs durch die Halle verteilt und ausgeblasen werden. Eine möglichst geradlinige Luftführung und Standard-Kanalbauteile hätten dazu geführt, dass die Regalreihen kürzer ausgefallen wären. Im Sinne einer optimalen Raumnutzung war daher eine individuelle Lösung gefragt. Sie sollte sowohl die Platzverhältnisse als auch die Regalstatik berücksichtigen.
In Kooperation mit dem Lieferanten der Hochregale kreierten die Lüftungsexperten eine Kanalführung, die zwischen dem Boden und der untersten Einlagerebene Platz findet. Damit die individuell gefertigten, sich zum Hallenende hin verjüngenden Kanäle genügend Luft transportieren können, modifizierte und verstärkte der Regalbauer seine Stützenkonstruktion.
Eine weitere Herausforderung bestand darin, die Luft von der 10-m-Ebene, dem Standort des Lüftungsgeräts, zum Boden zu bringen. Ein Anhängen der Lüftungskanäle an die Regale hätte deren Nutzlast reduziert. Daher führte man die Kanäle neben den Regalen auf wenige Meter herab und legte oberhalb der Ein- und Auslagerzonen je einen 90°-Bogen an. An diesem Bogen werden die Kanäle von unten gestützt und so der größte Teil des Kanalgewichts aufgefangen. Weitere zwei 90°-Kurven sind nötig, bis der Kanal Bodenniveau erreicht hat. Damit die Planung für Gebäudetechnik und Regale zusammenpassen, haben KD-Plan und der Regalanbieter die gleichen Planungsunterlagen verwendet. „Dieses Vorgehen hat den Abstimmungsaufwand auf ein Minimum reduziert“, berichtet Jan Henrik Dröge von KD-Plan.
Dass trotz der 30 t Material, die für die Lüftungstechnik in dem Hochregallager installiert wurden, kein Palettenplatz eingebüßt werden musste, freut den Betreiber besonders. Malte Bentrup, Leiter Instandhaltung bei Häcker Küchen: „Die Lüftungsanlage ist doppelt wirtschaftlich, denn sie gestattet uns zum einen eine optimale Raumnutzung und ist zum anderen dank Holzheizung und der ins Lüftungsgerät integrierten Energierückgewinnung sparsam im Betrieb.“
Ralf Dunker Journalist in München

Kosteneffizienz
Für den Betreiber eines Hochregallagers ist die Auswahl der Heizungs- und Lüftungstechnik ein entscheidendes Kriterium. Effiziente Systeme sollten wenig Platz in Anspruch nehmen und eine gute Energiebilanz aufweisen.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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