Die Industrie in Ostwestfalen-Lippe macht gemeinsam mobil: In zukunftweisenden Projekten erweist sich OWL als eine Region der Macher.
Die Unternehmer in der Region sind es gewohnt, selbst anzupacken. Während allerorten über die fehlende Ausbildungsreife der Hauptschüler geklagt wird, ergreift die Benteler AG die Initiative. Der Automobilzulieferer und Rohrhersteller aus Paderborn schnitzt sich seinen Nachwuchs selbst. Ein spezielles Förderprogramm „Schule und Benteler“, kurz SchuB genannt, soll Hauptschülern das Rüstzeug verschaffen, um eine technische Ausbildung zu meisten.
„Solche Förderprogramme können ein Ansatz sein, bei zurückgehenden Schulabgängerzahlen ausreichend qualifizierte Auszubildende für technische Berufe zu finden“, erläutert Ausbildungsleiter Thomas Koch. Zehn Schüler kamen vergangenes Jahr erstmals in eine spezielle 10. Klasse, in der sie praxisnah in Kooperation mit Benteler an die Aufgaben des Azubis herangeführt wurden.
„Hier wird nicht lamentiert, hier wird Mut gemacht und angepackt“, sagt Rolf Struppek, Vorstand und Sprecher der Initiative OWL Maschinenbau. In einer Region mit vielen Unternehmern, die wirklich etwas unternehmen, entwickle sich eben ein besonderer Geist, betont Struppek, im Hauptberuf Geschäftsführer von Boge Kompressoren in Bielefeld. Ein weiteres Plus der Region sei der Zusammenhalt. „Viele Akteure – Kommunen, Kammern, Verbände, Hochschulen – ziehen hier mit den Unternehmen an einem Strang, um die Region fit zu machen für den globalen Wettbewerb.“
Seit 2001 setzt sich der Macher Struppek mit Unternehmen, Wirtschaftsförderern und Kammern für das Maschinenbaunetzwerk ein. Die Initiative findet bundesweit Lob und Beachtung. Der Verein existiert nicht nur auf dem Papier: Es gibt beispielsweise „Bingo“ – eine rührige Berufsoffensive für Ingenieure und Ingenieurinnen. Und dieser Tage fand das 2. Forum Personal und Organisation unter dem Motto „Going far East“ statt. Im Sommer kamen 120 Besucher zum erstmalig stattfindenden Fachforum Innovationsmanagement zusammen, das zukünftig jährlich organisiert werden soll.
Claas, Gildemeister, Miele: So heißen weltbekannte Aushängeschilder aus der Maschinenbauregion. Doch unter den rund 270 Maschinenbauunternehmen aus OWL tummeln sich die typischen Hidden Champions. Die mittelständisch geprägte Branche beschäftigt 42 000 Menschen, das Verarbeitende Gewerbe insgesamt 230 000.
Die Maschinenbauer sind angewiesen auf ein funktionierendes Zuliefernetzwerk. Das Forum Maschinenbau, die im vergangenen November neu installierte Zuliefermesse für den Maschinenbau in der Region, geht in die nächste Runde – mit der ideellen Unterstützung der Initiative OWL Maschinenbau. Am 9. und 10. November findet die Messe in Bad Salzuflen nun zum zweiten Mal statt. Die Veranstaltung soll die passenden Partner für Technologienetzwerke zusammenbringen (mehr dazu auf Seite 54).
Der Wirtschaftsraum, der deckungsgleich mit dem Regierungsbezirk Detmold ist, beherbergt nicht nur den Maschinenbau, weltbekannte Hersteller von elektrischer Verbindungstechnik und Zulieferer. Er ist mit über zwei Millionen Einwohnern bevölkerungsreicher und wirtschaftsstärker als so manches Bundesland und bietet einen breiten Branchenmix.
Eine Stärke ist die Vernetzung: So haben sich zum Beispiel unter dem Dach des OWL-Forums für Technologie und Innovation mit dem Namen „Solutions“ 17 Organisationen zusammengetan, darunter Kammern, Brancheninitiativen sowie Partner aus Industrie und Hochschulen. Diesen Herbst organisiert der Zusammenschluss eine Reihe von zwölf Fachveranstaltungen aus unterschiedlichen Technologiebereichen. Titel: „Die Technologieregion Ostwestfalen-Lippe macht sich fit für den globalen Wettbewerb“.
„Gemeinsames Ziel ist es, die technologieorientierten Potenziale der heimischen Wirtschaft deutlich in der Region zu kommunizieren, aber auch überregional auf die dynamische Region aufmerksam zu machen und OWL als Spitzenstandort in Deutschland zu positionieren“, erläuterte Herbert Weber, Geschäftsführer der OWL Marketing GmbH, bei der Präsentation des Projekts.
Und die Pläne von Machern aus Ostwestfalen gehen meist auf. So beispielsweise bei dem Hauptschulprojekt von Benteler: Vom ersten Jahrgang hat das Paderborner Unternehmen – wie ursprünglich anvisiert – die Hälfte als Lehrlinge übernehmen können. Das Projekt wird fortgeführt, die zweite Förderklasse hat gerade begonnen.
Tilman Vögele-Ebering tilman.voegele@konradin.de
Stärke liegt in den Netzwerken Technologieregion bekannter machen
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