Als Forum für den Werkstoff-orientierten Entwicklungsingenieur hat sich die Materialica zu einer festen Größe entwickelt. Liegt ihre Stärke im Technologietransfer und im Arbeitsgespräch, so hat sie dennoch auch Neuigkeiten zu bieten.
Von unserem Redaktionsmitglied Olaf Stauß – olaf.stauss@konradin.de
Magnesium hat wieder Zukunft“, betonte Andreas Bascha auf der Materialica. „Das zeigt das Echo auf unserem Stand.“ Als Gründe nennt der Geschäftsführer der Magnetech GmbH, Bischofswerda, neben dem geringen Gewicht die guten Dämpfungs- und Abschirmeigenschaften. Sein Unternehmen produziert teils sehr dünnwandige Magnesiumteile im Warmkammerdruckgussverfahren. Bei Fluggesellschaften wird Bascha wohl einen Verkaufscoup landen: Die Luftunternehmen wollen wieder zu Metallbesteck zurück. Bei bis zu zehn Garnituren pro Passagier auf einem Transatlantikflug spare Magnesium rund 1 t Gewicht ein – und damit jede Menge Kerosin.
315 Aussteller verzeichnete die Materialica inklusive beteiligter Unternehmen. Sie konnte in konjunkturell schwacher Zeit leicht wachsen und hat sich damit endgültig in der Messelandschaft etabliert. Im fünften Jahr ihres Bestehens ist sie dort angekommen, wo sie hin wollte: beim Entwickler, der sich über verschiedene Werkstoffe informieren muss. Ein deutliches Zeichen dafür sind Aussteller wie die Solidworks Deutschland GmbH aus Unterhaching, die als Hersteller von 3D-CAD-Software zwar keine Werkstofftechnik anbietet, die Messe aber als Plattform nutzt. „Hier haben wir den richtigen Mix gefunden, um den Produktingenieuren nahe zu sein“, sagte Country Manager Richard Geiger. Laut MünchenerMessegesellschaft kamen immerhin zwei Drittel der Fachbesucher aus den Bereichen Maschinen- und Automobilbau.
Auch die Astrium GmbH Space Infrastructure, München, stellte aus. Europas größtes Raumfahrtunternehmen, in dem unter anderem die Dasa aufgegangen ist, bietet anderen Industriezweigen seine High Tech an. Dazu gehören Faserverbunde, Zerspan-, Schweiß- und Oberflächentechnologien sowie Prüfmethoden. Durch Elektronenstrahlschweißen ist Astrium beispielsweise in der Lage, Teile über mehrere Zentimeter tief spalt- und verzugfrei zu fügen. So entsteht unter anderem der filigrane Einspritzkopf der Ariane-Rakete als Schweißkonstruktion.
Keramik-Klinge lässt sich durchbiegen wie eine Metallfeder
Die Materialica wird zum einmaligen Konstrukt durch den parallel tagenden Wissenschaftskongress Materials Week, der die Zahl seiner Autoren-Beiträge von 502 auf 572 erhöhen konnte. Vor Jahren ging von dessen Initiatoren der Impuls zur Gründung der Messe aus. „Auf der Materials Week sprechen wir über die Werkstoffe, die übermorgen das Thema der Materialica sind“, erklärte Dr. Peter-Paul Schepp von der Werkstoffwoche-Partnerschaft die beabsichtigten Synergieeffekte.
Die Forschungsinstitute hingegen, die auf der Messe ausstellen, bewegen sich immer gezielter auf die Industrie zu. So haben sieben Institute der Fraunhofer-Gesellschaft ihren Verbund Hochleistungskeramik (HLK) wiederbelebt. Um die technischen Möglichkeiten zu demonstrieren, entwickelten sie gemeinsam drei vorwettbewerbliche Demonstratoren für die Industrie, darunter keramische Komponenten für eine Drehschieberpumpe. Der Stator aus Si3N4-Keramik und die Lamellen aus Fasergrafit sollen die Standzeit des Aggregates mindestens verdoppeln. Know-how-Partner ist Pumpenbauer Rietschle GmbH + Co. KG in Schopfheim. „Dieser Kontakt ist letztes Jahr auf der Materialica entstanden“, verrät Dr. Ralf Westerheide vom Fraunhofer-IWM. „Er ruhte dann, bis wir mit dem IKTS die Idee zu einem Demonstrator aufgegriffen haben.“
Dass die Fraunhofer mit diesem Ansatz richtig liegen, beweist das Messeprogramm der Task GmbH aus Aachen, die als Werkstoff-Agentur eine große Zahl von Keramikherstellern vertritt: Auf ihrem Stand präsentierte die niederländische Formatec B.V., Goirle, eine vollkeramische Zahnradpumpe, die sie für einen Fluidmanagement-Dienstleister entwickelte. „Die spritzgegossenen Zahnflanken brauchen nicht nachgeschliffen zu werden“, merkte Task-Geschäftsführer Dr. Michael Zins an. Technologische Fortschritte bei Keramiken illustrierte auch ein Versuchsaufbau der Firma Gerhard Kläger aus Dornstetten, der ganz nach dem Task-Motto „Keramik bricht mit ihren Traditionen“ funktionierte: Zyklisch ließ sich eine etwa 20 cm lange Zirkonoxid-Klinge 3 bis 4 cm durchbiegen und zeigte nicht die geringste Spur von Sprödigkeit.
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