Einen Tag dauert das Seminar gegen E-Mail-Stress, das die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin anbietet. Roman Soucek erläutert das Konzept.
Das Gespräch führte Peter Becker
Das Seminar will gezielt praxisorientiert sein. Wie gelingt das?
Die Teilnehmer sitzen als Gruppe am PC und werden einer realen Situation ausgesetzt: Sie sind Vertriebsleiter und bekommen als Erstes 20 E-Mails. Die müssen sie bearbeiten. Dabei tauchen die typischen Probleme der E-Post auf: Zum Beispiel ist der Text flapsig formuliert und man versteht nicht recht, um was es geht, oder man kann nicht erkennen, auf was für einen Vorgang er sich bezieht. Mit den Schwierigkeiten müssen die Teilnehmer umgehen. Über den Tag verfeinern sie so schrittweise ihre Informationsverarbeitung.
Sie verkünden also gar nicht die endgültige Lösung für die E-Mail-Flut?
Die gibt es doch gar nicht. Was die Leute lernen müssen, sind erstens Medienkompetenzen und zweitens Arbeitstechniken. Damit können sie selbstständig auf aufkommende Probleme am Arbeitsplatz reagieren und für jede Situation ihre eigene Lösung entwickeln.
Apropos Medienkompetenz. Was ist damit gemeint?
Die Teilnehmer lernen etwa, was für Möglichkeiten die Software bietet, um die Arbeit zu leichtern. Es ist bekannt, dass viele Leute zwar die Standardvorgänge im Programm beherrschen, es aber nicht wirklich nutzen können. Hier machen wir Computertraining.
Und was steckt hinter dem Stichwort Arbeitstechniken?
Etwa sich einen Zeitplan zu erstellen, dass man nur in bestimmten Abständen in den Postkorb schaut und sich nicht von jeder gerade eingehenden Mail aufschrecken lässt. Dazu gehört auch, das Bearbeiten der E-Post als Teil der Arbeit ernst zu nehmen, sie nicht quasi nebenher zu machen. Dann hört die E-Post auf, ein permanenter Stressfaktor zu sein.
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