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Mikrotechnik-Branche wächst ungestüm

Präzision im Mikrokosmos: 10 mm hohe Wände sind 0,1 mm dick
Mikrotechnik-Branche wächst ungestüm

Mikrotechnik-Branche  wächst ungestüm
Mikrooptische Kunststoff-Komponenten präsentierte die Wahl Optoparts GmbH, Triptis, auf der Micro Technology (Bild: Wahl Optoparts)
Die Mikrotechnik-Trends manifestieren sich am deutlichsten auf der Hannover Messe, wo die Branche geballt auftritt: Präzision, Systemlösungen auf kleinstem Bauraum und hohe Exportquoten sind ihre Meriten.

Dr. Uwe Kleinkes ist Geschäftsführer des Fachverbandes für Mikrotechnik (IVAM) mit Sitz in Dortmund

„Stellen Sie sich vor, Sie positionieren mit unserem Mikrogetriebe einen Laserstrahl über einem Fußballfeld“, sagt Reinhard Degen, Geschäftsführer der Mainzer Micromotion GmbH. „Dann können Sie mit diesem Laserstrahl ein 5-Cent-Stück auf dem Rasen immer wieder genau ansteuern und treffen.“ Das Mikrogetriebe selbst ist mit 8 mm Durchmesser deutlich kleiner als jede Cent-Münze, und das Produkt wird vielfach exportiert: Die Mainzer stehen beispielhaft für viele deutsche High-Tech-Unternehmen, die sich zur Leistungsschau auf der Micro Technology in Hannover zusammengefunden haben. In ihrer Gesamtheit repräsentieren sie die Trends: Präzision, Systemlösungen auf kleinstem Raum, internationale technologische Marktführerschaft und ein hoher Exportanteil.
Fachleute sehen die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen weniger in der Hardware als vielmehr im Prozess-Know-how und in den Menschen. „Es wird immer wieder versucht Harmonic-Drive-Getriebe zu kopieren“, erklärt Degen. „Die Kopien sehen auch so aus, funktionieren aber nicht so gut.“
Zur Messe fragte der Fachverband für Mikrotechnik (IVAM) die mittelfristigen Umsatzerwartungen seiner Mitglieder ab. 35,7 % rechnen mit einem Zuwachs von 11 % oder mehr, 42,9 % immerhin mit einem um 6 bis 10 % steigenden Umsatz (Diagramm Seite 22).
Die Firmen blicken sehr optimistisch in die Zukunft. 50 % berichten von einem Exportanteil von über 50 %. Über den Maschinen- und Automobilbau hinaus haben sie weitere Märkte im Fokus. „Mit unseren mikrofluidischen Systemen peilen wir Märkte von der Medizintechnik bis zur Konsumgüterindustrie an“, sagt Arndt Vowinkel von der Bartels Mikrotechnik GmbH. Die Dortmunder bieten eine Mikropumpe an, die dank ihrer Massenfertigung erschwinglich ist.
Ein wichtiger Trend der Mikrotechnik geht zu noch kleineren Strukturen, zum Beispiel mit der Nano-Imprint-Technologie mittels Heißprägen. Strukturgrößen oberhalb 100 nm hält Johannes Fröhling, Marketing-Chef der Jenoptik Mikrotechnik GmbH, in der Produktion schon heute für unproblematisch. Unterhalb werde es kniffelig. Konkrete Vorteile sieht er in der Realisierung von mikrofluidischen und mikrooptischen Strukturen. Jenoptik Mikrotechnik bietet das Heißprägen mit automatisierter Entformung an, so dass der komplette Prozess in einer Kammer abläuft. „Die Imprint-Verfahren müssen gegenüber dem Spritzguss noch konkurrenzfähiger werden“, räumt er ein.
Die 3D-Micromac AG aus Chemnitz hat eine Anlage in petto, die das Lasersintern um Größenordnungen verfeinert. „Damit lassen sich jetzt Teile industriell herstellen, deren Produktion vorher nicht möglich war“, sagt Tino Petsch, Vorstandsvorsitzender des Laserspezialisten. Insbesondere können metallische Werkstoffe und Metallmischungen verarbeitet werden. Erfahrungen haben die Chemnitzer beispielsweise beim Herstellen von Glasfasersteckverbindern, Katalysatoren und Bauteilen für die Medizintechnik. Mit Aspektverhältnissen bis zu 100:1 (10 mm hohe Wände sind 100 µm dick) setzen sie Maßstäbe. Als Einsatzgebiete nennt Petsch den Werkzeug- und Formenbau, die Medizin- und Feinwerktechnik (Rapid Tooling), Rapid Prototyping und Rapid Manufacturing.
Da die Mikro- und Nanowelten für das menschliche Auge zu klein sind, braucht es Inspektionssysteme für die Qualitätskontrolle. Die FRT Fries Research & Technology GmbH, Bergisch Gladbach, hat speziell dafür Systeme entwickelt: „Wir bieten die absolut notwendige Integration vom Zentimeter- bis zum Nanometermaßstab in einer Maschine“, bekräftigt Geschäftsführer Dr. Thomas Fries. „Erst damit wird eine präzise Mikromontage möglich.“
Wie international die Branche ausgerichtet ist, zeigt die Messe-Besucherschaft. Um sich über Trends in Europa zu informieren, hat sich eine hochrangige 20-köpfige japanische Delegation in Hannover eingefunden. Die Deutsche Messe AG und der IVAM konnten die Japaner dazu bewegen, im Forum „Innovation for Industry“ ihrerseits über die Märkte in Fernost zu berichten.
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