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Mit Outsourcing die Kosten senken

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Mit Outsourcing die Kosten senken

Mit Outsourcing  die Kosten senken
Thomas Birr, Leiter des Geschäftsbereichs Industrielle Energieversorgung bei RWE Solutions:
Durch Outsourcing der Versorgung mit Strom, Gas, Wärme, Kälte oder Druckluft können Kosten gesenkt werden. Im liberalisierten Energiemarkt gewinnt das aktive Management des Strombezugs an Bedeutung. Energieintensive Betriebe sichern Marktrisiken mit neuen Stromlieferprodukten ab.

Robert Donnerbauer ist freier Journalist in Frankenberg

Fast die Hälfte des Stroms wird in Deutschland von der Industrie verbraucht. Sie beansprucht rund ein Viertel des gesamten Primärenergiebedarfs. Doch die Unternehmen sehen sich steigenden Energiekosten ausgesetzt. Vor allem energieintensive Industriebetriebe aus den Bereichen Aluminium, Stahl oder Chemie zählen zu den Verlierern der Liberalisierung.
„Vor 1999 hatten wir Strompreise, mit denen wir leben konnten“, erläutert Heinz-Peter Schlüter, Vorstandsvorsitzender und Eigentümer der Trimet Aluminium AG, Essen. „Dies hat sich mit der Deregulierung massiv zu unseren Lasten verändert.“ Gestiegene Stromeinkaufspreise und politische Sonderlasten wie Stromsteuer, Gesetze zu erneuerbaren Energien oder Vorschriften zur Kraft-Wärme-Kopplung hätten den Produktionsstandort Deutschland gefährdet. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der inhabergeführten, mittelständischen Unternehmensgruppe steht damit auf dem Prüfstand.
Am Standort Essen gewinnt Trimet in 360 Elektrolyseöfen jährlich über 150 000 t Aluminium. Das ist rund ein Viertel der gesamten Aluminiumproduktion in Deutschland. Unter Zugabe von Produktionsschrotten werden in der angeschlossenen Gießerei bis zu 220 000 t Walz- und Rundbarren gegossen. Allein die Elektrolyse verbraucht 2500 GWh Strom. Etwa ein Drittel der gesamten Produktionskosten der Aluminiumhütte entfallen darauf. Im Zuge der Liberalisierung erlangten die Strompreise nicht akzeptable Größen. „Ohne neue Marktinstrumente hätte Trimet die Hütte bereits aufgeben müssen“, räumt Schlüter ein. So hatte man für die ersten drei Jahre nach der Liberalisierung mit RWE eine Bindung des Strompreises am Aluminiumpreis vereinbart. Und für den darauf folgenden Zeitraum 2002 bis 2006 wurden Festpreise abgeschlossen. „Die Kunden gewinnen an Planungssicherheit“, schildert Thomas Birr von der RWE Solutions AG, Frankfurt/M., einen Vorteil der neuen Stromprodukte.
Zu seiner Zielgruppe zählt Birr rund 1000 potentielle Kunden allein in Deutschland. Ab einem Verbrauch von 50 GWh Strom oder 100 GWh Gas seien Bezugslösungen mit Derivaten zur Risikosteuerung für einen Betrieb interessant. Preisschwankungen des Produktionsgutes oder von Zwischenprodukten könnten durch preisindexierte Energielieferverträge abgesichert werden. Auch das gezielte Abschalten von Stromverbrauchern, um Spitzen im Stromnetz abzufangen, könne honoriert werden. Dies hat die Aluminiumhütte von Trimet genutzt. „Wir schalten jetzt auch schon mal ab, wenn es sich rechnet“, bekräftigt Schlüter. Das einstündige Abschalten eines Teils des Elektrolyseprozesses habe zwischen 150 000 und 180 000 Euro Einnahmen erbracht. Doch noch würden die Kaufleute mit den Ingenieuren über den wirtschaftlichen Erfolg und die technische Machbarkeit solcher kurzzeitigen Stromunterbrechungen streiten.
Auch die Georg Fischer Fahrzeugtechnik AG, Schaffhausen/Schweiz, hat sich Gedanken über ihre Strombeschaffung gemacht. So haben die Eidgenossen die E.ON Sales & Trading GmbH, München, im September 2002 beauftragt, ein ganzheitliches Portfoliomanagement für ihre zehn Standorte in Deutschland und Österreich mit einem Jahres-Gesamtstromverbrauch von 320 GWh zu entwickeln und umzusetzen. Dazu wurde ein Energiemanagement eingeführt, Energiekreisläufe untersucht, Energiebezüge erfasst und analysiert sowie Risiken für eine Strombeschaffung am Handelsmarkt ausgewertet. Schließlich erfolgte der Übergang zum operativen Portfoliomanagement. Im täglichen Kontakt mit dem Kunden analysiert der verantwortliche Portfoliomanager die Entwicklung der Strommärkte und gibt Empfehlungen zu Transaktionen, heißt es bei E.ON. Die konkrete Entscheidung und ihre Durchführung lägen dabei weiterhin beim Kunden.
Für viele Betriebe geht es nicht primär nur um den Strombezug, sondern allgemein um die Versorgungssicherheit. Outsourcing lautet das Zauberwort, mit dem besonders die Energieversorger Kunden locken. Die Industrieunternehmen sollen sich auf ihre Kernprozesse konzentrieren. Laut Michael Lowak, Direktor Energiedienstleistungen bei der Mannheimer MVV Energie AG, sei das Marktpotenzial für Energiedienstleistung immens. Allein für Deutschland redet Lowak über eine Größenordnung von jährlich rund 10 Mrd. Euro. Ein Beispiel sei die Übernahme der kompletten Medienversorgung der Langnese-Iglo GmbH, Hamburg, am Standort Reken im Frühjahr 2001. Der zum Unilever-Konzern gehörende Tiefkühlkost-Hersteller hatte dazu seine betroffenen Anlagen für 2,2 Mio. Euro an den Dienstleister verkauft.
MVV Energie betreibt jetzt nicht nur das Strom- und Gasnetz, sondern ist über eine Vertragslaufzeit von 15 Jahren auch für Dampf, Kälte und Wärme, Druckluft und Frischwasser sowie für die Behandlung des Produktionsabwassers zuständig. Dazu seien neun Mitarbeiter von Langnese-Iglo übernommen und weitere 5 Mio. Euro für Modernisierung und neue Anlagen investiert worden. Die Erzeugungsanlagen und Kälteverbraucher wurden mit Regelungstechnik ausgerüstet und auf eine neue zentrale Leittechnik aufgeschaltet. Deutliche Stromeinsparungen seien durch Verbesserung der Antriebstechnik erzielt worden. Die Warmwasserbereitung erfolge fast ausschließlich aus Abwärmenutzung der Kältekompressoren. Die jährlichen Kosteneinsparungen durch das Outsourcing von Energie und Medien würden sich im Bereich der Betriebsführung und der Energiekosten auf rund 16 %, beim Instandhalten sogar auf 35 % belaufen.
„Im Oktober 2002 vereinbarte RWE mit Diageo Great Britain Ltd. eine auf 15 Jahre angesetzte Utility-Allianz für die Energie- und Medienversorgung der Guinness-Brauerei in Park Royal“, erläutert William Fortescue, Leiter RWE Solutions UK Ltd. in London. Dazu habe RWE alle Energieanlagen an diesem Standort erworben. Für Strom und Gas wurden Festpreise über fünf Jahre vereinbart. Dem Werk werden Dampf, Luftdruck, Wasser, Stickstoff und Kohlendioxid mit definierter Qualität und Quantität verkauft. Die Brauerei wurde mit neuer Technologie ausgestattet und das Infrastruktur-Management verbessert. Dadurch sei der spezifische Energieverbrauch von rund 200 MJ/hl bereits auf 104 MJ/hl bis Dezember 2003 nahezu halbiert worden. Schon die ersten Erfahrungen schienen überzeugt zu haben. Denn Januar 2003 erhielt RWE Solutions von Diageo Ireland den Auftrag für das Infrastruktur-Management der Great Northern Brewery in Dundalk/Irland und im August 2003 schließlich noch für die St James’s Gate Brewery in Dublin/Irland. Über 22 Mio. Euro würde RWE in die drei Projekte investieren.
Auch hierzulande gibt es eine Vielzahl von Beispielen. So steht ein Projekt der Frankfurter Infraserv GmbH & Co Höchst KG vor der Inbetriebnahme. Für die Aventis Pharma Deutschland GmbH, Bad Soden, versorgt man einen Produktionskomplex für Pharmazeutika im Industriepark Höchst mit Strom, Erdgas, Dampf, Wasser, Stickstoff und Druckluft. Soweit möglich werde das Versorgungsnetz des Industrieparks genutzt. Zudem seien aber auch neue Anlagen zur Kälteversorgung notwendig. Infraserv Höchst trete dabei als Contractor auf. Sie plant, errichtet und betreibt die Anlage und trägt dabei auch das Risiko. Insgesamt seien für dieses Projekt Investitionen von 6,5 Mio. Euro notwendig. Die VEC Vattenfall Europe Contracting GmbH in Hamburg hat beim Outsourcing des gesamten Energiemanagements der Continental AG in Hannover 28 Mitarbeiter übernommen und in eine Betriebsgesellschaft eingebracht. Davon hätten beide Seiten profitiert: Der Reifenhersteller verringerte sein Personalbudget und VEC konnte auf Know-how für einen reibungslosen Übergang zurückgreifen.
Immer mehr Unternehmen wenden sich an Energiedienstleister
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