ERP-Spezialist Baan, eine Tochter des britischen Invensys-Konzerns, ist in die Gewinnzone zurückgekehrt. Der neue Deutschland-Geschäftsführer Ralf Othmer erläutert die Strategie und sagt, wie die Fertigungsindustrie von den Baan-Produktlinien profitieren kann.
Michael Matzer ist freier Journalist in Waldenbuch, Dietmar Kieser ist Redaktionsmitglied
Wie setzen Sie die Strategie von Invensys beziehungsweise Baan International im deutschen Markt um?
Wir richten unseren Fokus auf die Fertigungsindustrie, übrigens ein wesentliches Merkmal der Baan-Strategie. Das setzen wir auch in Deutschland konsequent um. Um hier neue Kunden zu gewinnen, nutzen wir die speziell für unsere Zielmärkte entwickelten iBaan-Branchenlösungen. Den bestehenden Baan-Kunden bieten wir verstärkt Lösungen für das E-Business sowie für das Management der Kunden- und Lieferantenbeziehungen an. Darüber hinaus werden wir unser Dienstleistungsangebot ausweiten, um unsere Anwender noch besser zu unterstützen. Die Zusammenarbeit mit Partnern bleibt ein weiterer wesentlicher Pfeiler unserer Strategie.
Gehen Sie auch SAP-Kunden an?
Selbstverständlich sind auch SAP-Kunden interessant für uns. Wir wissen, dass rund die Hälfte dieser Installationen nur die Finanzanwendungen von SAP einsetzen, und sehen hier durchaus die Chance, iBaan-Anwendungen zu platzieren. Schließlich bieten die Integrationstechnologien Openworld und der neue SAP-Konnektor eine gute Grundlage, um iBaan mit installierten SAP-Modulen zu integrieren.
Gibt es lokalisierte Versionen von iBaan? Ist auch eine deutsche PLM-Version für das Product Lifecycle Management geplant?
Ja. Deutschland ist für Baan ein sogenanntes A-Land, und alle iBaan-Anwendungen werden von vornherein auch in deutscher Version entwickelt. Das gilt auch für iBaan for PLM, das im September auf den Markt kommt. Da bei PLM – anders als etwa bei ERP – die rechtlichen Rahmenbedingungen eines Landes keine Rolle spielen, beschränkt sich der Lokalisierungsaufwand auf die Übersetzung.
Sehen Sie in Deutschland eine große Nachfrage nach Baan-Produkten?
Ja, wir sehen erfreulicherweise eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Baan-Lösungen auf dem deutschen Markt. Das gilt für iBaan ERP ebenso wie für die Enter-prise-Lösungen jenseits von ERP, wie beispielsweise CRM und SCM.
Wo sehen Sie Ihre größten Marktchancen?
Ein wichtiges Potenzial bilden die größeren Produktionsunternehmen. Sie arbeiten in Fertigung und Logistik oft mit selbstentwickelten Lösungen, die meist nicht integriert eingesetzt werden. Hier gilt es, standardbasierte Anwendungen einzuführen und die Insellösungen miteinander zu verknüpfen. Die Baan-Lösungen erfüllen die Standards wie etwa XML oder Java, und sie können über iBaan Openworld leicht mit bestehenden Anwendungen integriert werden. Darüber hinaus bieten wir branchenspezifische Erweiterungen für die Fertigungsindustrie. Auch für Mittelstands-unternehmen haben wir ein interessantes Angebot, das ihre Anforderungen ebenfalls zu einem hohen Prozentsatz abdeckt.
Ihr Vorgänger Stefan Exner hat das Unternehmen verlassen, weil ihm die Verantwortung über die Region Zentraleuropa entzogen wurde. Sie führen jetzt die deutsche Gesellschaft als separate Landesorganisation. Vermindert dies den Einfluss auf die Baan-Zentrale?
Die Reorganisation wurde vorgenommen, weil wir Deutschland als einen von weltweit fünf Hauptwachstumsmärkten für Baan identifiziert haben. Für diese Märkte haben wir besonders ehrgeizige Umsatzziele, deren Erreichen wir auch dadurch unterstützen, dass wir es Management und Mitarbeitern ermöglichen, sich ganz auf den deutschen Markt zu konzentrieren. Deutschland ist damit für Baan noch wichtiger als bisher, und vor diesem Hintergrund wird unser Einfluss eher zunehmen.
Invensys und Baan verkünden neue Strategie
Von seiner Londoner Muttergesellschaft Invensys plc hat das niederländische Softwarehaus Baan die neue Strategie der Service- und Kundenorientierung übernommen. Das übergreifende Invensys-Motto ist auf die Produktivität der Kunden-Ressourcen ausgerichtet. Die Baan-Produkte und -Services bieten dafür eine wichtige Realisierungsplattform. Baan stellt für Invensys den Bereich mit den größten Wachstumschancen dar. „Wir konzentrieren uns vor allem auf Industriebranchen in der Einzelfertigung“, sagt Baan-President Laurens van der Tang. Für Dienstleistungen hat der Holländer den Geschäftsbereich Baan Solution Services gegründet. Consulting und Wartung tragen laut van der Tang bereits rund 60 % zum Baan-Umsatz bei. Wichtig ist es ihm, dass sein Unternehmen kein Technologie- oder Infrastrukturanbieter ist, sondern sich auf Lösungen konzentriert, die Baan-Kunden in die Lage versetzen, ihre Ressourcen besser zu nutzen und zu optimieren. mm
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