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„Nach Familie und Skifahren faszinieren mich weiterhin Maschinen“

Hans-Jürgen Geiger zieht sich 45 Jahre nach Gründung seines Maschinenhandels zurück
„Nach Familie und Skifahren faszinieren mich weiterhin Maschinen“

45 Jahre lang hat Hans-Jürgen Geiger seinen Maschinenhandel auf- und ausgebaut. Zum Jubiläum und zu seinem 70. Geburtstag zieht er sich jetzt aus dem Geschäftsleben zurück. Er hinterlässt ein bestens aufgestelltes Unternehmen.

Herr Geiger, Ihr Unternehmen wird in diesem Jahr 45 Jahre alt. Was hat Sie 1968 zur Gründung veranlasst?

Ich war damals bei meinem Vater Angestellter. Wir waren Zulieferer und haben ein wenig mit Maschinen gehandelt. Für unsere eigenen Zwecke haben wir Maschinen, gute schwäbische und deutsche Fabrikate, von unseren Kunden gekauft, instandgesetzt und gut repariert. Wenn ein Auftrag nach ein oder zwei Jahren erledigt war, der Artikel geändert oder an einen anderen Lieferanten zu günstigeren Preisen vergeben wurde, haben wir die Maschinen wieder verkauft. Wir hatten die Maschinen günstig erworben, zwei oder drei Jahre damit gearbeitet und erzielten den gleichen Preis, den wir bezahlt hatten. Das hat uns natürlich sehr gefreut.
War das der Anstoß für den eigenen Maschinenhandel?
Ja. Mein Vater, ein sehr schwäbisch geprägter Unternehmer, ließ auch nach meiner Bundeswehrzeit nicht über Urlaub und Gehalt mit sich reden. Deshalb wollte ich mich mit 22 Jahren mit dem Maschinenhandel selbstständig machen. Ich hatte bei Metabo und bei Heller gearbeitet und gute Verbindungen nach Italien. Beide Unternehmen hatten mir zugesagt, mir Bescheid zu geben, wenn sie Maschinen zu verkaufen hätten. Mit meiner ersten Investition, einer Polaroid Kamera, bin ich dann auch hingefahren, habe die Maschinen fotografiert und mich abends in den Zug nach Mailand gesetzt. Meistens konnte ich bei einer von drei mir bekannten Firmen eine Maschine verkaufen.
Was war das größte Problem, das Ihnen in den ersten Jahren zu schaffen machte?
Das größte Problem war der Geldmangel. Daher konnte ich die Maschinen nur manchmal anzahlen. Die Bank wollte Sicherheiten. Die hatte ich nicht und so bekam ich auch kein Geld. Das hat sich erst langsam entwickelt. Anfänglich standen die Maschinen bei einem Spediteur im Freien. Sie mussten vor dem Verladen geputzt, geölt und festgemacht werden. Um das zu vermeiden, habe ich dann mal hier und mal dort eine Halle gemietet, bis ich in Grafenberg eine Halle mit 400 Quadratmeter mieten konnte. Da habe ich dann einen Meister eingestellt, der mir beim Abladen und Reparieren geholfen hat.
Nach dem Krieg hatten Gebrauchtmaschinen wegen des oft schlechten Zustandes und auch einige Händler nicht den besten Ruf. Hat Sie das nicht gestört?
Ja und nein. Zum einen wollte ich schon damals nur mit modernen Maschinen handeln. Und zum anderen haben wir seit der Stunde null die Maschinen immer unter Strom vorgeführt. Ich glaube, dass wir in den zurückliegenden 45 Jahren noch nie einen Prozess wegen einer Maschine hatten. Natürlich konnte es einmal vorkommen, dass Genauigkeit, Funktion oder Motoren nicht in Ordnung waren. Dann haben wir uns entschuldigt und empfohlen, die Maschine reparieren zu lassen und haben die Hälfte der Kosten übernommen. Heute schicken wir kostenlos unseren Monteur und wenn ein Monteur des Herstellers kommen muss, übernehmen wir wieder die Hälfte der Kosten.
Warum sind Sie dann von Grafenberg nach Metzingen gegangen?
In Grafenberg war der Ankauf eines Grundstückes gescheitert. Im neu erschlossenen Industriegebiet Längenfeld in Metzingen konnte ich mit Unterstützung des Bürgermeisters vier Grundstücke in der Gutenbergstraße kaufen und im Laufe der Zeit bebauen.
Heute stehen mehr als 500 eigene Maschinen in Ihren Hallen. Wie haben Sie das früher gemacht, als Sie noch nicht das Geld für solche Käufe hatten?
Ich habe eine Maschine in meinen alten VW-Bus geladen, bin in das nächste Industriegebiet gefahren und habe sie jedem Handwerker und jedem Betrieb angeboten. Manchmal habe ich die eine Stunde später verkauft, manchmal aber auch erst zwei oder drei Tage später. Aber ich habe sie immer gleich aus dem Auto verkauft. Dabei habe ich auch erfahren, dass ein Betrieb zum Beispiel eine Schleifmaschine suchte. Das habe ich mir aufgeschrieben und wenn ich die Maschine hatte, bin ich wieder vorbeigefahren. Mal wurde sie gekauft, mal nicht. Das war eine abenteuerliche Zeit.
Rund 500 Maschinen auf mehr als 10.000 m² Hallenfläche, das ist eine große Kapitalbindung. Warum machen Sie das?
Unser Geschäft ist leider sehr kapitalintensiv, das stimmt. Das Geschäft ist hart geworden. Sie können nur eine Maschine verkaufen, die Ihnen auch gehört. Deshalb verfügen wir über die große Lagerfläche, übrigens mit sieben Hallenkränen bis zu 25 Tonnen. Da sind wir sehr stolz drauf, denn wir können damit autark verladen. Wenn wir sagen, morgen geht das, dann geht die Maschine morgen weg.
Verzahnmaschinen, Diskus-Schleifmaschinen oder Koordinatenmessmaschinen sind Schwerpunkte in Ihrem Programm, für die Sie international bekannt sind. Wie ist es dazu gekommen?
Das sind alles gute Maschinen und gute Fabrikate. Die Verzahnung spielt bei uns eine Rolle, weil mein Vater während des Krieges Direktor bei der ZF war. Nach dem Krieg, ZF war demontiert worden, hat er sich mit seinem Verzahn-Know-how selbstständig gemacht. Darüber hinaus haben wir gelernt, dass Kunden gebrauchten Maschinen namhafter Hersteller wie Heller oder Zeiss weniger skeptisch gegenüber stehen. Da lohnt es sich, Geld in die Hand zu nehmen, um sie zu reparieren oder zu modernisieren.
Um Ihre potenziellen Kunden zu erreichen, bedarf es eines erfolgreichen Marketingkonzeptes. Wo setzen Sie Schwerpunkte?
Seit jeher haben wir auf Printwerbung gesetzt. Da hat mich der Industrieanzeiger durch seine Leistungen bis heute beeindruckt. In den letzten Jahren bringt das Internet gute internationale Kontakte. Auf unserer Homepage finden Interessenten rund 600 eigene Maschinen. Und natürlich finden Sie unsere Maschinen auch auf den Plattformen der Verbände FDM und EAMTM. Darüber hinaus spielen Messen national und international eine große Rolle. Wenn möglich, präsentieren wir uns dort immer mit Maschinen.
Zweimal waren Sie Präsident des EAMTM. Was hat Sie dazu veranlasst und was konnten Sie bewirken?
Das sollten Außenstehende beurteilen, was ich bewirkt habe. Für unsere Firma und Familie haben sich sehr viele positive geschäftliche und private Verbindungen entwickelt. Das war unbezahlbar. Wir haben uns aber auch angestrengt, einen Teil dessen, was wir genießen durften, zurück zu geben. Wir haben viele Kollegen im internationalen Bereich kennengelernt, die auch Freunde wurden.
Sie sind ein echtes Familienunternehmen mit Aufgabenteilung. Wer macht da was?
Das Unternehmen hat 15 Mitarbeiter. Mein Bruder Willi – er ist zehn Jahre jünger als ich – und mein Neffe Michael Richter, der Sohn meiner Schwester, zeichnen für den Verkauf verantwortlich. Den Marketing-Bereich leiten meine Töchter Barbara Geiger-Berger und Claudia Geiger-Nannt, die auch für nationale und internationale Messen zuständig sind. Ich selbst bin verantwortlich für den Einkauf. Aber wir stimmen uns in wichtigen Fragen immer ab.
Nach 45 Jahren wollen Sie sich jetzt zurückziehen? Wer wird die Nachfolge antreten und was werden Sie machen?
Ja, ich will mich echt zurückziehen. Sicher werde ich mich als leidenschaftlicher Opa meinen Enkelkindern und meiner Familie widmen. Dann habe ich mit 40 Jahren noch einmal das Skifahren angefangen und betreibe es bis heute mit Leidenschaft. Und danach faszinieren mich immer noch Maschinen.
Was meine Nachfolge angeht, so wird mein Bruder meine Rolle übernehmen. Bei meinen Kindern und meinem Neffen wird sich wohl nichts ändern. Und wenn man mich braucht, werde ich mich wohlwollend den Fragen stellen.
Das Interview führte Dr. Rolf Langbein, Fachjournalist in Rottenburg
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