Das Industrieforum Wolfsburg will sich als führender Kongress für das Beschaffungs- und Logistikmanagement in der Automobilindustrie etablieren. Die 7. Ver- anstaltung zog erneut mehr Teilnehmer an.
Thomas Baumgärtner ist Journalist in Kusterdingen
Wie können globale Beschaffungs- und Logistiknetze in der Automobilindustrie erfolgreich gesteuert werden? Um diese Frage ging es vornehmlich beim 7. Industrieforum in Wolfsburg. Mit mehr als 350 Teilnehmern verzeichnete das Forum nach Angaben des veranstaltenden Instituts für Produktionsmanagement (IPM) einen erneuten Zuwachs. Obwohl die Veranstaltung nach Ansicht mancher Beobachter zu stark von Volkswagen dominiert sei, gilt der Kongress als erfolgreicher, internationaler Treffpunkt von Entscheidungsträgern.
Nach einer auf dem Kongress vorgestellten Studie werden Kooperation und die bessere Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungskette mit hoher Priorität gesehen. Die von Arthur D. Little und der Prostep AG durchgeführte Benchmarkstudie hatte nach dem Stand des Collaborative Engineering gefragt. 90 % der Befragten schätzten eine bessere Vernetzung als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ ein.
Gleichzeitig zeigt die Studie laut Dr. Wolfgang Bernhard, Director bei Arthur D. Little, dass in allen Handlungsfeldern des Collaborative Engineering „erheblicher Verbesserungsbedarf“ bestehe. Im Partner- management seien „deutliche Schwächen“ zu verzeichnen. Die IT-Unterstützung würde hingegen häufig schon gut beherrscht. In diesem Punkt scheint ein Fortschritt erzielt worden zu sein.
Von Zulieferern eher gefürchtet sind Projekte, die unter dem Banner der Prozessverbessung lediglich Preissenkungen zu Lasten der Lieferanten durchsetzen wollen. Die OEMs bemühen sich, dieser Befürchtung entgegen zu wirken. Am Rande des Industrieforums wurde bekannt, dass die von der VW-Beschaffung mit den Zulieferern praktizierte Partnerschaftliche Produktoptimierung (POP) positive Wirkung zeigt. VW will mit POP die Stückkosten bei der Teile-Produktion senken. Bei deren Beschaffung – dem größten Kostenblock im Autobau – sind Einsparungen von 15 % geplant. Viel verspricht man sich bei VW von einer geringeren Zahl an Zulieferbetrieben. Nach Angaben von Klaus Semmler, Prokurist bei der VW-Beschaffung, werde die Anzahl der Zulieferer in diesem Bereich innerhalb von lediglich acht Jahren von 8000 auf 2000 sinken.
Neben den strategischen Kongressvorträgen und Beispielen gab es aber auch Interessantes aus dem Alltag von kleinen und mittleren Betrieben. So schaffte es der Schleifscheibenhersteller Elbe, Bietigheim-Bissingen, seine Prozesse nach eigenen Angaben erheblich zu verbessern: Die Durchlaufzeiten und Entwicklungskosten wurden bei Engineer-to-Order-Produkten um 70 % reduziert.
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