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Neue Turbine bringt beim Strahlen 20 % mehr Leistung

Modernisierte Schleuderrad-Strahlanlagen übertreffen so manches Neugerät
Neue Turbine bringt beim Strahlen 20 % mehr Leistung

Mit Agtos hat ein neuer unabhängiger Hersteller von SchleuderradStrahlanlagen den Ring betreten. Neben neuen Maschinen optimieren die Münsterländer gebrauchte Anlagen mit selbst entwickelten Ersatzteilen.

Sven Hardt ist freier Journalist in Berlin

Viele große Hersteller setzen auf Standardmaschinen für den Massenmarkt“, berichtet Ulf Kapitza, Gesellschafter der Agtos GmbH in Emsdetten. „Eine Strahllösung ist aber immer eine individuelle Lösung. Auch und gerade bei kleinen Anwendern.“ Genau hier sieht Agtos eine Marktlücke. Die Münsterländer haben ein modulares System entwickelt, mit dem auch kleinere Betriebe zu einer bezahlbaren Schleuderrad-Strahlanlage kommen. Produziert wird im polnischen Konin. Die aus Serienteilen verschraubten Konstruktionen lassen sich modular zusammenbauen.
Im Mittelpunkt der Firmenphilosophie steht der Service. Motto: Der Kunde sucht keine Maschine, sondern eine Lösung für sein Oberflächen-Problem. Die Agtos-Techniker kommen zum Interessenten und erarbeiten diese Lösung, die nicht immer eine neue Maschine sein muss. Auch die Effizienzsteigerung vorhandener Maschinen oder eine überholte und optimierte Gebrauchtmaschine kann den Bedarf decken.
Das Highlight der Westfalen ist eine selbst entwickelte Turbine mit einem Einscheiben-Schleuderrad. Im Vergleich zu Doppelscheiben-Turbinen vergleichbarer Größe ist ihr Strahlmittel-Durchsatz bei gleicher Leistungsaufnahme um mehr als 20 % höher.
Was ist am Strahlen eigentlich individuell? Eine SchleuderradStrahlanlage ist – vereinfacht gesagt – doch nicht mehr als ein Kasten mit Schaufelrädern, die ein Strahlmittel auf ein Werkstück schleudern, das auf diese Art entzundert, entrostet, entgratet, entlackt, geglättet, aufgeraut, gereinigt oder verfestigt wird. Klingt trivial, ist es aber nicht. Ausgesprochen knifflig sind etwa Auswahl und Dosierung des Strahlmittels. Stahlgusskugeln verschiedener Durchmesser, Drahtschnitt und beim Druckluftstrahlen sogar pflanzliche Mittel wie Weizen oder Walnussschalen wirken abrasiv. Eine zu hohe Dosierung oder zu falsches Korn führt zu einem beschleunigten Verschleiß der Innenwände aus Mangan-Stahl, sowie zu unbefriedigenden Ergebnissen. Hier ist Expertenrat gefragt. Agtos-Mitarbeiter beraten Kunden regelmäßig vor Ort, um Produktionsprozesse zu optimieren und Material einzusparen.
Das Beratungsangebot ist für viele Unternehmen interessant. Manche Strahlanwendungen sind so heikel, dass viele Produzenten sie lieber im eigenen Haus erledigen, als sie an Lohnfertiger zu vergeben. Zu diesen Arbeiten gehört das Verfestigen von Oberflächen, das so genannte Shot Peening. Auch das Sweepen, das Erzeugen einer bestimmten Rauigkeit, erfordert Fingerspitzengefühl, wird aber immer wichtiger, weil viele Beschichtungen wie Zink oder Pulverlack nur auf bestimmten Rauigkeiten halten. Das gleiche gilt für die neuerdings gesetzlich vorgeschriebenen lösungsmittelarmen Lacke.
Nachrüsten verlängert oft die Standzeit
Auch die ASA Ahlener Stahl- und Anlagenbau GmbH, Ahlen, kam über die Beratungsschiene mit Agtos in Kontakt. ASA-Geschäftsführer Ziya Sarim ist eigentlich auf Stahlbauten und Förderanlagenbau spezialisiert. Zu seinen Kunden gehören Kraft-, Zement- und Spanplattenwerke sowie Gießereien in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. ASA macht mit rund 30 Mitarbeitern etwa 2,5 Mio. Euro Umsatz im Jahr. „1996 habe ich auf einer Versteigerung 200 Tonnen Stahl aufgekauft“, berichtet der 40-jährige Türke. „Der Auktionator hatte auch eine Strahlanlage von Gietart im Angebot. Wegen der umständlichen Demontage und Montage wollte keiner die große Maschine haben. Ich zunächst auch nicht.“ Sarim ließ sich doch noch überzeugen und übernahm die alte Anlage für 500 DM. Eine lohnenswerte Investition, wie er heute meint. Denn schnell klopften Betriebe aus der unmittelbaren Umgebung an, die keine eigene Strahlanlage hatten. Inzwischen entfallen rund 20 % des ASA-Umsatzes auf das Lohnstrahlen. Vor einigen Monaten nahm Sarim die Anlage endgültig aus dem Betrieb und wollte eigentlich eine neue bestellen. Zur gleichen Zeit riefen die Telefonvermarkter von Agtos an, die auch eine gebrauchte Gietart, Baujahr 1994, von einem Kunden im Angebot hatten. Mit 100 000 DM lag sie bei einem Drittel des Neupreises. Sarim griff zu, denn mit 1600 Betriebsstunden war die 1,6 m x 20 m große Rollbahnanlage so gut wie neu. Die Leistung der großen Anlage ist für die Zwecke von ASA ausreichend. Lediglich den Rollgang haben die Monteure etwas erhöht, um kein neues Fundament bauen zu müssen.
Um auch Kleinteile effizient bearbeiten zu können, müssen Schleuderrad-Strahlanlagen mit entsprechender Fördertechnik ausgestattet sein. Zum Produktportfolio von Agtos gehören deshalb auch Muldenband-Strahlanlagen, Raupenband-, Hängebahn- oder Drehtischanlagen.
Die Agtos-Mitarbeiter kennen die Schwächen der meisten Schleuderrad-Strahlmaschinen aus jahrelanger Erfahrung. Darauf basiert das Modernisierungskonzept. „Wir verändern Materialarten oder variieren die Dicken“, erklärt Kapitza. „Deutlich längere Standzeiten sind das Resultat.“ Die Dicke der Verschleißauskleidungen aus Mangan-Stahl sei bei vielen Maschinen im Strahlraum und im Turbinengehäuse zu gering. Typisch sind 10 mm. Agtos empfiehlt mindestens 12 mm. Das Unternehmen hält für den gesamten Strahlmittelkreislauf eigene Teile bereit. Neben der Turbine nebst Gehäuse, dem Herzstück jeder Strahlanlage, optimieren die Techniker auch Förderschnecke, Bechergurt sowie Filter und Absaugsystem. Agtos liefert auch Ersatzteile für Fremdfabrikate. Eine aggressive, aber erfolgreiche Strategie.
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