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Öl-Hydraulik hat beim Rohrbiegen ausgedient

Tube 2000: Automatisierungsgrad steigt kontinuierlich
Öl-Hydraulik hat beim Rohrbiegen ausgedient

Einer der Trends auf der Rohr-Fachmesse Tube 2000 war der allmähliche Ersatz öl-hydraulischer Rohrbiegemaschinen durch voll-elektrische. Diese bieten deutliche Vorteile in puncto Präzision, Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit.

Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Bernhard Reichenbach

Rekordzahlen bei Ausstellern und Besuchern verzeichnete die Doppelmesse Wire/Tube 2000, die kürzlich in Düsseldorf stattfand. Mehr als 61 000 (+ 7 %) Interessenten informierten sich bei 1754 (+ 11 %) Unternehmen über Neuheiten und Weiterentwicklungen aus dem gesamten Bereich der Draht- und Rohrproduktion sowie -verarbeitung. Besonders deutlich war der Aussteller-Zuwachs bei der Rohr-Fachmesse Tube 2000, wo 650 Unternehmen (+20 %) vertreten waren.
Zwar war die Rohr-Messe nicht gerade übersichtlich gegliedert, sondern stellte eher eine bunte Mischung aus Halbzeug-Anbietern, Maschinenherstellern und Zubehör-Lieferanten dar, doch tat dies der positiven Stimmung bei Besuchern und Ausstellern keinen Abbruch. Jedenfalls wurden Zahl und Qualität der Kontakte von beiden Seiten gelobt, auch sollen bereits auf der Messe zahlreiche Geschäftsabschlüsse getätigt worden sein.
Die Neuheiten-Messe zeigte verschiedene Entwicklungen auf: Ein Beispiel ist der steigende Automatisierungsgrad beim Rohrbearbeiten, der bis zum vollautomatischen System reicht. Spezielle Vorrichtungen übernehmen das Zuführen des Halbzeugs sowie das Be- und Entladen, wobei für entsprechende Zwecke immer häufiger auch Roboter eingesetzt werden. Diese erfüllen jedoch nicht nur Handling-Aufgaben: Gezeigt wurden auch Varianten, die biegen, endenbearbeiten und stanzen.
Ein weiterer Trend in der Rohrbearbeitung: Immer mehr Systeme können sowohl Rechts- als auch Links-Biegungen innerhalb eines Zyklus ausführen, wodurch komplexe Geometrien einfacher und ohne Kollisionsgefahr herzustellen sind. Entsprechende Maschinen zeigten unter anderem die Hersteller Eurobend, Pulzer und Pedrazzoli. Die Italiener präsentierten ein 12-Achsen-System, das speziell für die Möbelproduktion gedacht ist.
Die Tube machte auch deutlich, dass die auf Basis konventioneller Öl-Hydraulik arbeitenden Systeme immer häufiger durch voll-elektrische ersetzt werden. Die Entwicklung kommt nicht überraschend, ist das elektrische Prinzip doch deutlich präziser, wiederholgenauer und zuverlässiger, aber auch wartungs- und umweltfreundlicher als das hydraulische. Leckagen sind kein Thema mehr, und der Wirkungsgrad ist höher. Zwar ist diese Entwicklung derzeit noch auf klein- und mittelformatige Maschinen beschränkt, doch soll sie mittelfristig auch den Großformat-Bereich erfassen. Neuentwickelte elektrische Systeme stellten unter anderem die britischen Hersteller Langbow und Unison vor.
Eine Steuerung für alle Anlagenmodule
Voll-elektrisch arbeiten auch die Rohrbiegemaschinen der modularen Baureihe Electra 75 von Addison-McKee, Preston/Großbritannien. Bedingt durch das genannte Prinzip, sind die für Rohrdurchmesser bis 75 mm ausgelegten Maschinen geräuschärmer, sauberer, schneller und wirtschaftlicher als vergleichbare hydraulische Systeme. Da der Bediener Faktoren wie Geschwindigkeit und Positionierung besser kontrollieren kann, ist auch eine höhere Fertigungsqualität möglich.
Gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt die neuentwickelte CNC-Rohrbiegemaschine Swing der BLM S.p.A., Cantu/Italien: Sie kann rechts/links-biegen, und dies voll-elektrisch. Mit ihrem schwenkbaren Biegekopf produziert sie komplexe Geometrien sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinn innerhalb eines Zyklus. Die Maschine besitzt fünf elektrisch angetriebene Achsen, was sich sehr positiv auf Leistung sowie Biege- und Positioniergenauigkeit auswirken soll. Die laut Hersteller einfach bedien- und programmierbare Maschine biegt mit und ohne Dorn Stahlrohre bis zu 32 mm Durchmesser und 1,5 mm Wanddicke sowie Vollmaterial bis 18 mm Durchmesser. Die Länge des Halbzeugs kann 2200 mm betragen.
Bis zu 2000 mm lange Rohre mit einem Durchmesser zwischen 10 und 90 mm und Wanddicken von 0,8 bis 8 mm sägt, bürst-entgratet, wäscht und trocknet die integrierte Rohrsägeanlage ACS 90/2 der Rattunde & Co. GmbH, Ludwigslust. Statt einzelne Maschinen zu verketten, um die genannten Prozesse auszuführen, wird das Werkstück einmal zentrisch gegriffen und durch alle Bearbeitungsstationen geschleust. Für alle Anlagenmodule ist eine Steuerung und ein Bedienpult zuständig. Die Antriebe sind in Drehstrom-Servotechnik ausgeführt. Die Sägeeinheit arbeitet mit einem 11 kW Motor, der Schnittgeschwindigkeiten zwischen 10 und 400 m/min ermöglicht.
Ganz ohne Hydraulik kommt auch die Rohrenden-Bearbeitungsanlage EBA von IBV Zimmermann, Elsenfeld, aus. Ausgelegt ist das System für 25 bis 1500 mm lange Werkstücke im Durchmesserbereich zwischen 12 und 110 mm bei Wanddicken von 0,2 bis 4,5 mm. Pro Stunde bearbeitet die Anlage bis zu 1500 Abschnitte. Als Bearbeitungsstationen können unter anderem spanend oder spanlos arbeitende Vorrichtungen sowie Systeme für die Innen- und Außennutfertigung eingesetzt werden.
Bei der neuentwickelten Rotomax H handelt es sich um eine vollautomatische Kombi-Arbeitsstation in drei Formaten zum spanlosen Schneiden und kopfseitigen Bearbeiten von Metallrohren sowie massiven runden Stangen. Nach Angaben des Herstellers, der DBD Srl, Dosson di Casier/Italien, kann die voll eingehauste Drehkopfmaschine in einem Arbeitsgang schneiden, entgraten, abfasen, stemmen sowie drehen, und dies innen und außen an beiden Enden des Werkstücks gleichzeitig. Hierfür kann sie mit zwei oder vier Werkzeugträgern ausgerüstet werden. Erhältlich ist das System in drei Formaten für Werkstücke mit einem Durchmesser zwischen 5 und 123 mm und einer Wanddicke von 1 bis 5 mm. Die Schnittlängen liegen zwischen 10 und 3000 mm.
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