Das Gehirn der Fruchtfliege ist winzig, aber äußerst effizient. Vor allem, wenn den kleinen Hautflügler der Naschhunger plagt. Verwehren wir ihm den Zugang zu unseren Leckereien, schaltet er kurzerhand Teile seines Gedächtnisses ab und spart so Energie. Unser eigener Denkapparat dagegen ist noch der Steinzeit verhaftet und handelt entsprechend selbstsüchtig: Erst wenn unsere grauen Zellen ihren Bedarf gedeckt haben, bekommen übrige Organe etwas zugeteilt. Drosophila ist hier weiter: Droht der Fliege der Hungertod, blockiert sie gezielt das Speichern bestimmter Langzeiterinnerungen, was sonst viel Energie kostet. Konkret deaktiviert sie die Bildung von Erinnerungen an unangenehme Reize, für das aufwendig Proteine gebildet werden müssen. Um zu testen, ob die Mücken dadurch tatsächlich Energie sparen, aktivierten französische Forscher die blockierten Nervenzellen künstlich. Das Resultat: Die Lebensdauer der Fliegen verkürzte sich um etwa 30 %. Hoppla, was ist das denn? Mein Großhirn erhält Signale und zieht sämtliche Energie auf sich. „Ohr an Großhirn, Ohr an Großhirn: Habe soeben das Wort Saufkopf entgegen nehmen müssen. Großhirn an Ohr: Von wem? Ohr an Großhirn: Kann nicht sehen! Mal Auge fragen.“ Mist, ich kann hier überhaupt nicht eingreifen. Was ist bloß in meinem Oberstübchen los? Der Machiavelli-Kurs neulich war wohl zu viel des Guten. Ob ein Meditationskurs mir hilft, die lebensverlängernde Fähigkeit einer Fruchtfliege zu erlangen? Solange mein innerer Schweinehund dort oben festsitzt, werde ich wohl kaum an mein emotionales Zentrum herankommen. Andererseits: Was hilft der Fruchtfliege die Lebensverlängerung, wenn ihr sowieso nur zehn Tagen bleiben? Da pflege ich doch lieber meinen energiegeladenen inneren Schweinehund. dk
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