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Presse hat sich nach einem Jahr amortisiert

Brikettieranlage: Verwertungskosten drastisch reduziert
Presse hat sich nach einem Jahr amortisiert

Beim Schleifen hochpräziser Zahnräder entstehen beim Verzahnungsspezialisten Ott große Mengen Schleifschlamm. Eine Brikettieranlage entzieht dem Schlamm am Tag 500 l Schleiföl. Das reduziert nicht nur die Entsorgungskosten deutlich, sondern auch den Personalbedarf.

Zahn- und Hohlräder für Großgetriebe von Schiffen oder Windkraftanlagen mit Leistungen von 0,5 bis 10 MW sind eine Spezialität der Ott GmbH. Insbesondere in letztgenannter Branche verzeichnen die Bodelshausener einen enormen Auftragszuwachs. Wie andere Kunden auch, legen die Hersteller von Windkraftgetrieben besonderen Wert auf höchste Präzision. Deshalb gewinnt das Zahnradschleifen – neben dem Fräsen und Stoßen – bei Ott zunehmend an Bedeutung. Derzeit setzt das Unternehmen vier große Profilschleifmaschinen ein, die Durchmesser bis 3200 mm bearbeiten können. Die Maschinen laufen in drei Schichten rund um die Uhr, an sieben Tagen in der Woche. Wegen der weiter steigenden Nachfrage hat Ott bereits eine zusätzliche Profilschleifmaschine geordert.

Auf die beim Schleifen erreichbare Genauigkeit und Oberflächengüte kann Geschäftsführer Erwin Haag nicht verzichten, der dabei entstehende Schleifschlamm ist jedoch eher lästig. Das Gemisch aus feinsten Metallspänen und Schleiföl ist ein schwieriges Medium, das je nach Konsistenz sehr teuer zu entsorgen ist. Haag erinnert sich: „Früher haben wir den Schlamm mit einer Handzentrifuge geschleudert, um das Öl zu separieren. Die Schleifwolle wurde dann händisch in einen Container geworfen und kostenpflichtig abtransportiert. Das war eine unangenehme Arbeit, die zwei Leute voll auslastete.“
Seit knapp drei Jahren ist das anders. Eine Brikettierpresse RB 4/2800/60S der Zaisertshofener Ruf GmbH & Co. KG nimmt sich des ungeliebten Mediums an. Ott spart seither in mehrfacher Hinsicht, wie der Geschäftsführer erläutert: „Früher benötigten wir zwei Mitarbeiter fürs Verwerten des Schlamms. Heute reicht ein Mann, der die Pressen mit Schleifschlamm versorgt und Briketts sowie Öl abtransportiert. Zusätzlich erledigt er noch andere Ver- und Entsorgungsaufgaben.“ Außerdem gewinne sein Unternehmen verwertbares Schleiföl zurück, spare Platz und bekomme für die Metallbriketts sogar noch etwas Geld, statt für deren Entsorgung bezahlen zu müssen. Außerdem benötigen die komprimierten Briketts nur einen Bruchteil des Platzes, den die Container mit Schleifschlamm oder Schleifwolle beansprucht hatten. Die RB 4 habe sich so bereits nach einem Jahr amortisiert.
Die derzeit eingesetzten vier Schleifmaschinen erzeugen im Dreischichtbetrieb rund 7 t Schleifschlamm pro Woche. Diese werden nach und nach der zentral angebrachten Brikettierpresse zugeführt, die mit Hilfe eines 4 kW starken Hydraulik-Aggregats einen Druck von über 2800 kg/cm² erzeugt. Der pro Tag anfallende Schleifschlamm wird damit in etwa eineinhalb Schichten zu handlichen Briketts verdichtet. Über der RB 4 befindet sich ein speziell konstruierter 2000-l-Trichter mit integriertem Zerreißwerk, das aus drei Rührwerken, mit an das Material angepassten Armen, besteht. Hier wird das verwobene Metall-Schleiföl-Gemisch zerkleinert und der Brikettiermaschine zugeführt.
Erwin Haag erklärt den Ablauf: „Der verantwortliche Werker arbeitet eine normale Tagschicht. Er kümmert sich um die regelmäßige Befüllung und Sauberkeit der Ruf-Presse, die Weiterleitung des ausgepressten Öls, den Abtransport der Briketts und um alles, was damit in Zusammenhang steht. Bevor er Feierabend macht, befüllt er den Trichter nochmal. Die Maschine brikettiert die vorgehaltene Menge mannlos in rund zwei bis drei Stunden.“ Ein Werker der zweiten Schleifschicht füllt den Trichter bei Bedarf nochmal auf.
Die auf diese Weise reduzierten Personalkosten sind für Erwin Haag ein entscheidender Faktor. Dennoch will er einen weiteren Aspekt nicht vernachlässigt sehen: „Wir gewinnen mit der Presse im Schnitt 90 Prozent unseres Schleiföles zurück, das sind über 100 000 Liter pro Jahr.“ Lediglich 10 000 l müssten noch nachgekauft werden. Das ausgepresste Öl wird direkt von der Ruf-Maschine in Tanks gepumpt. Anschließend durchläuft es eine Filteranlage und kann dann direkt an den Schleifmaschinen wieder verwendet werden.
Der Ott-Chef zeigt sich mit seiner Brikettieranlage sehr zufrieden und nennt nur einen einzigen Wermutstropfen: „Beim Verarbeiten extrem nassen Schleifschlamms kommt es gelegentlich vor, dass aufgrund der hohen Kolbengeschwindigkeit Öl an den Dichtungen austritt.“ Doch mit diesem Problem wurde er nicht alleine gelassen. Er schilderte seinem Vertriebsansprechpartner bei Ruf die Sache und diskutierte mit ihm mögliche Lösungen. Inzwischen ist das Ergebnis umgesetzt. Eine Schaltelektronik ermöglicht es dem Bediener, auf Knopfdruck die Kolbengeschwindigkeit zu reduzieren. So baut die Maschine den Druck langsamer auf, und das Öl tritt nur noch dort aus, wo es austreten soll.
Roland Ruf Entwicklungsleiter, Ruf GmbH & Co. KG, Zaisertshofen
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