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„Produkte aus Köln sind in China wettbewerbsfähig“

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„Produkte aus Köln sind in China wettbewerbsfähig“

„Produkte aus Köln sind in China wettbewerbsfähig“
„Ingenieure suchen sich heute Arbeitgeber, die in einer zukunftsträchtigen Branche tätig sind.“
Igus produziert unter anderem Gleitlager und bringt bis zu 2000 neue Artikel pro Jahr heraus. Die Einsendungen zum Manus-Award motivieren zu weiteren Entwicklungen. Laut Geschäftsführer Frank Blase sind Werkstoffe und talentierte Ingenieure die Basis für den Erfolg.

Herr Blase, für den Bereich Gleitlager loben Sie zum dritten Mal den Manus-Award aus. Welche Impulse haben die bisher eingesandten Beiträge gebracht?

Die vielen und auch überraschenden Einsendungen, die wir zum Manus-Award bekommen, bestätigen uns darin, dass sich unsere Entwicklungsarbeit für spezielle Anwendungen lohnt. Darüber hinaus ergeben sich Einsatzmöglichkeiten in neuen Branchen.
Können Sie dafür ein Beispiel nennen?
Seit ein Orgelbauer mit der Anwendung von 50 000 Buchsen in einem Instrument den silbernen Manus gewonnen hat, ist seine Lösung in der Branche bekannt geworden. Heute verkauft er entsprechende Komponenten, in denen er unsere Lager einsetzt.
Für welche Anwendung würden Sie gerne ein Gleitlager entwickeln?
Unsere Gleitlager sind bereits in Exoprothesen für Spitzensportler im Einsatz – ein Fall, der auch mit einem Manus-Award ausgezeichnet wurde. Es war faszinierend zu sehen, wie unsere Produkte zum Beispiel dazu beitragen, dass die außen am Bein getragene Prothese nicht quietscht. Ein Traum wäre es für mich, leistungsfähige Kunststoffe für Endoprothesen im Hüft- oder Kniegelenk zu entwickeln. Im Augenblick aber arbeiten wir daran, die Reibung in trockengeschmierten Gleitlagern zu reduzieren und die Lager so zu gestalten, dass wir sie in Baumaschinen und Kranen stärker als bisher belasten können.
Worauf gründen Innovationen im Bereich Gleitlager: Werkstoffe, Ingenieurwissen, Applikationswissen?
Unsere Kernkompetenz sind die Werkstoffe. Das, was wir in den verschiedenen Anwendungen leisten können, hängt natürlich auch vom Applikationswissen und vom Know-how der Ingenieure ab. Aber ohne den Werkstoff kämen wir keinen Schritt weiter, wenn wir unser Versprechen einlösen und Produkte anbieten wollen, die entweder günstiger sind als andere Lösungen oder eine höhere Lebensdauer bieten.
Wie begegnen Sie dem Mangel an qualifizierten Kräften?
Nach aktuellen Angaben fehlen in Nordrhein-Westfalen 4500 Ingenieure, und ich frage mich: Ist das wirklich viel? Ich denke, in nächster Zeit werden ungefähr so viele Absolventen ihr Studium abschließen, und ich freue mich, dass Ingenieure so gefragt sind. Abgesehen davon gehe ich davon aus, dass wir in Zukunft genug qualifizierte Ingenieure finden werden. Es kann sein, dass wir dafür eines Tages bis nach Indien gehen müssen, vielleicht auch nur bis in die Tschechei, das ist heute schwer zu sagen. Möglicherweise reicht es auch aus, Mitarbeiter in geeigneter Weise fortzubilden
Was können Firmenchefs heute tun, um langfristig Ingenieure zu gewinnen?
Ingenieure gehen immer in die besten Unternehmen. Damit will ich nicht sagen, dass wir das heute sind. Aber wir müssen für qualifizierte Mitarbeiter attraktiv sein. Was dafür zu tun ist, ändert sich mit dem Zeitgeist. Vor zwanzig Jahren war ein Maximum an Freizeit wichtig. Heute zählt, ob ein Unternehmen innovativ ist, wie viel es zahlt, ob es in einer zukunftsträchtigen Branche aktiv ist und in zehn Jahren noch existieren wird.
Wie schaffen Sie es, heute und in Zukunft in Deutschland zu wettbewerbsfähigen Preisen zu produzieren?
Wir haben keine spezielle Lösung für den Standort Deutschland. In Köln produzieren wir Spritzgussteile in großen Stückzahlen und sind heute trotz Frachtkosten und Zöllen mit unseren hier gefertigten Produkten in China wettbewerbsfähig. Das liegt daran, dass wir in unserem Geschäft mit Kniffen für Spritzguss, Montage, Werkzeugbau oder auch für die Massenfertigung arbeiten, die uns einen Vorsprung von ein bis eineinhalb Jahren vor chinesischen Wettbewerbern verschaffen.
Welche Rolle hat in einer globalisierten Wirtschaft die Persönlichkeit eines Unternehmers für den Erfolg?
Ein Unternehmer kann viel falsch machen. In einer Untersuchung hat sich gezeigt, dass in langfristig erfolgreichen Unternehmen keine charismatischen Führungspersönlichkeiten auftraten – denn wenn der Erfolg von einer Person abhängt, verschwindet er, sobald diese nicht mehr da ist. Andererseits wollen Menschen heute Vertrauen in ein Unternehmen und seine Führungskräfte setzen. Hier die richtige Mischung zu finden, sehe ich als meine Aufgabe an.
Sie sind Rheinländer und machen daraus bei Messepräsentationen keinen Hehl. Prägt die Herkunft das Unternehmen?
Ich bin ene kölsche Jong und nutze das Lokalkolorit in zunehmendem Maß. Global agieren und sich zu seinen Wurzeln bekennen ist eine lebendige Kombination. Und zumindest eine 2000 Jahre alte Kölner Lebensweisheit hat auch heute für das Unternehmen Bestand: Et hätt noch immer jot jejange.
Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de

Igus: Das Unternehmen auf einen Blick

Die Igus GmbH fertigt Energieführungssysteme und Lager aus compoundierten Hochleistungs-Polymeren. Die etwa 650 Mitarbeiter stellen am Hauptsitz in Köln rund 70 000 Produkte und Varianten im Energiekettenbereich, rund 750 Leitungstypen und etwa 7500 Versionen von Gleitlagern her. Für 25 Auslands-Niederlassungen sind weitere rund 700 Mitarbeiter tätig. Weitere Informationen zum Unternehmen sowie zum Gleitlager-Award Manus: www.igus.de
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