Die unternehmensübergreifende Auftrags- und Projektabwicklung im Maschinen- und Anlagenbau will der IT-Standard My Open Factory verbessern. Die Initiative My Open Factory setzt dies in einem internetbasierten Informationssystem um. Besucher der 13. Aachener ERP-Tage erhalten erstmals Einblick per Live-Demonstration.
Dipl.-Ing. Benedikt Schweicher ist wissenschaft- licher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen
Investitionsgüterhersteller konzentrieren sich mehr und mehr auf ihre besonderen Kernkompetenzen innerhalb langfristig gewachsener Netzwerkstrukturen und -beziehungen. Diese Geschäftsbeziehungen erstrecken sich auf den Austausch von Material, mehr aber noch auf den Transfer von Know-how und Erfahrung. Bei derart umfänglichen Verlagerungen von Produktionsschritten auf andere Unternehmen des Netzwerks werden jedoch meist die resultierenden Herausforderungen der überbetrieblichen Kommunikation und Koordination wie Schnittstellenvielfalt und Dateninkonsistenz erheblich unterschätzt.
Derzeit setzen die meisten Unternehmen rechnerunterstützte Auftragsmanagementsysteme, etwa PPS- und ERP-Lösungen, unterschiedlichster Hersteller ein. Doch deren Kommunikationsinstrumente oder Informationsstrukturen sind nur bedingt miteinander kompatibel. Dies schränkt die Flexibilität der Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen in erheblichem Maße ein. Zudem verfügt ein Großteil der Maschinen- und Anlagenbauer lediglich über eine limitierte informationstechnische Infrastruktur.
Daher basiert die unternehmensübergreifende Kommunikation in diesen Unternehmen überwiegend auf konventionellen Hilfsmitteln wie Fax, Briefpost und E-Mail (siehe Grafik). Die Folge sind eine Vielzahl überflüssiger Tätigkeiten, wie beispielsweise das manuelle Übertragen von Daten in die betrieblichen Informationssysteme oder die Mehrfacheingabe von Stammdaten.
Bestehende Lösungsansätze zur Integration der Informationsflüsse wie etwa EDI (Electronic Data Interchange) verursachen hohe Kosten und eignen sich aufgrund der erforderlichen Anfangsinvestition kaum für die häufig kurzfristigen Geschäftsbeziehungen. Einen Lösungsansatz, der diese Randbedingungen der Branche berücksichtigt, entwickelt das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen im Rahmen der Initiative My Open Factory gemeinsam mit Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus sowie führenden ERP-Anbietern (siehe Kasten oben). Zu diesem Zweck wurde ein Datenstandard für die speziellen Anforderungen des Maschinen- und Anlagenbaus entworfen, der schon in naher Zukunft den effizienten Datenaustausch zwischen verschiedenen ERP-Systemen durch einheitliche Datenmodelle unterstützen wird.
Für Unternehmen ohne eigenes ERP-System wurde zudem ein internetbasiertes Koordinationsinstrument, ein so genanntes Web-Cockpit, entwickelt. Dieses stellt die erforderliche Basisfunktionalität bereit, etwa Erstellen und Versenden von Anfragen, Angeboten oder Bestellungen. Nutzen lässt sich das Informationssystem ohne Anfangsinvestition und zu niedrigen Gebühren, so dass sich verschiedene Pilotanwender von der Lösung einen schnellen und hohen Nutzen versprechen.
Die elektronische Integration der Auftragsabwicklung über My Open Factory eröffnet dem Anwenderunternehmen eine Vielzahl von Nutzenpotenzialen. So lässt sich zunächst die Prozesseffizienz steigern, indem manuelle Tätigkeiten eliminiert und Redundanzen vermieden werden. Ferner führt der Quasi-Standard zu einer höheren Transparenz des Beschaffungsmarkts und zur aufwandsarmen Realisierung von Einkaufspartnerschaften. Dadurch werden auch die Voraussetzungen für eine deutliche Senkung der Materialkosten geschaffen.
Prozess- und Kostenanalysen haben hohe monetäre Nutzenpotenziale nachgewiesen. Pilotanwender des internetbasierten Informationssystems sehen den wesentlichen Mehrwert jedoch in Vorteilen, die sich monetär kaum bewerten lassen. Demnach wird die Nutzung von My Open Factory die Reaktions- und Auskunftsfähigkeit eines Unternehmens gegenüber seinen Kunden erheblich steigern und somit zu besserem Service, höherer Liefertreue und letztlich größerer Kundenzufriedenheit führen. Den Vorteilen stehen relativ geringe Kosten für den Anwender gegenüber. Für die Nutzung der Lösung werden dem Anwender lediglich geringe, überwiegend transaktionsabhängige Gebühren in Rechnung gestellt. Angesichts der dargestellten Nutzenpotenziale lassen sich somit eine kurze Amortisationsdauer sowie eine hohe Rentabilität der Lösung erwarten.
Die 13. Aachener ERP-Tage am 4. und 5. April 2006 (siehe Kasten) bieten die Möglichkeit, sich näher über den Lösungsansatz zu informieren und sich persönlich mit den Projektverantwortlichen auszutauschen. Dort erfahren die Besucher, wie die Liefertermine im Maschinen- und Anlagenbau durch My Open Factory nachhaltig verbessert werden können, welchen qualitativen und quantitativen Nutzen die Lösung bietet und wie einfach Nachrichten zukünftig zwischen zwei verschiedenen ERP-Systemen übertragen werden können. Dazu wird es erstmals eine Live-Demonstration von My Open Factory geben, an der die beiden ERP-Systeme Proalpha und Psipenta beispielhaft miteinander kommunizieren und eine überbetriebliche Auftragsabwicklung von Unternehmen mit unterschiedlichen ERP-Systemen ermöglichen.
Reaktions- und Auskunftsfähigkeit steigen erheblich
Das Konsortium
Das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen entwickelt im Rahmen der Initiative My Open Factory gemeinsam mit Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus sowie ERP-Anbietern den neuen Quasi-Standard für die entsprechenden Daten und Abläufe, der in einem internetbasierten Informationssystem umgesetzt wird. Die weiteren Mitglieder des Projektkonsortiums sind: VDMA, Siemens, Burkhardt, GPS Schuh, Proalpha, PSI, Infor, VMT, Otto Junker, T-Systems und Technologie Transfer. Gefördert wird das Projekt durch das PTKA, einem Projektträger des BMBF.
Live-Demonstration auf den 13. Aachener ERP-Tagen
Entscheidungsträgern des Mittelstands bieten die 13. Aachener ERP-Tage am 4. und 5. April 2006 die Möglichkeit, die aktuellen ERP-Lösungen zu vergleichen und neues Wissen zu den Trends und Best-Practices der Branche zu gewinnen.
- Vertreter aus Wirtschaft und anwendungsnaher Forschung geben zehn Key-Notes zu den ERP-Trends für den Mittelstand.
- 24 Fachvorträge zu den Themen ERP, PPS, Kundenbeziehungspflege (CRM), Lieferkettenmanagement (SCM), Integrationsarchitekturen (EAI) oder die Funketikettentechnologie RFID.
- Messeauftritte von über 50 Anbietern von ERP-Systemen oder fachverbundenen Komponenten ermöglichen einen umfassenden Marktüberblick.
Die Aachener ERP-Tage bieten auch die Möglichkeit zur näheren Information über den Lösungsansatz My Open Factory sowie zum persönlichen Austausch mit den Projektverantwortlichen. Dort erfahren die Besucher, wie die Liefertreue im Maschinen- und Anlagenbau durch den Quasi-Standard nachhaltig verbessert werden kann, welchen qualitativen und quantitativen Nutzen dieser bietet und wie einfach Nachrichten zukünftig zwischen zwei verschiedenen ERP-Systemen übertragen werden können.
Dazu wird es erstmals eine Live-Demonstration von My Open Factory geben, bei der die beiden ERP-Syteme Proalpha und Psipenta.com beispielhaft miteinander kommunizieren und eine überbetriebliche Auftragsabwicklung von Unternehmen mit unterschiedlichen ERP-Systemen ermöglichen.
Weitere Informationen: www.erp-tage.de.
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