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Schnelligkeit ist Trumpf im weltweiten Wettbewerb

Integrierte Software: Katalysator globaler Geschäfte
Schnelligkeit ist Trumpf im weltweiten Wettbewerb

Im Zusammenspiel mit Internet-Technologien krempelt der Datenaustausch rund um den Erdball die Geschäftswelt radikal um. Anwender, die auf Basis integrierter Business-Software ihre Geschäftsprozesse global ausrichten, sind für den Wettlauf gewappnet.

Von unserem Redaktionsmitglied Dietmar Kieser

Der kleinste Mittelständler”, ist sich Peter Mörs sicher, „muss sich Gedanken um seine Globalisierung machen.” Die Begründung kommt dem Geschäftsführer der QAD Europe GmbH aus Willich rasch über die Lippen: „Wer heute im Betrieb Aufträge bearbeitet, hat ganz andere Schnittstellen als noch vor einem Jahr. PC und Telefonanschluss genügen, und schon ist man im weltweiten Business.” Vielfach sei es dem internen Nutzer heute möglich, auf das Enterprise-Resource-Planning(ERP)-System des Lieferanten zuzugreifen oder Daten über das Internet zu holen. E-Commerce ist für ERP-Systemanbieter Mörs kurzgefasst „die Realisierung der Globalisierung”.
Die technische Plattform für die vernetzte Wirtschaft bilden neben digitalen Datenautobahnen vor allem integrierte Softwarelösungen, die sämtliche Geschäftsbereiche in den Unternehmen einschließen – vorausgesetzt, sie lassen sich mit dem World Wide Web verknüpfen. Dadurch sind ERP-Software vielseitiger und der Datenaustausch kostengünstiger geworden. Electronic Business reicht aber über den bloßen Austausch von Daten zwischen den Unternehmen weit hinaus. Es geht auch darum, Prozesse gemeinsam zu managen.
Produktionsunternehmen haben sich in den letzten Jahren beim Einsatz betriebswirtschaftlicher Anwendungen eine günstige Startposition verschafft. Über 8000 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern hat der Konradin Verlag, in dem auch der Industrieanzeiger erscheint, nach ihrer ERP-Software befragt. Fast 80 % der Befragten aus der Maschinenbaubranche setzen unternehmensweite Softwarepakete ein.
Dennoch sind die wenigsten für das digitale Zeitalter gerüstet. Zum großen Teil bestimmen veraltete Individualprogramme den Alltag in Deutschlands verarbeitendem Gewerbe. Doch wer seine Chancen in der Globalisierung suchen, also schneller potenzielle Kunden aufspüren und Absatzmärkte erschließen will, muss auf neue Herausforderungen rasch reagieren können. Mit integrierter Firmensoftware, die sämtliche Geschäftsbereiche einschließt, lässt sich die Schwelle zum E-Business überschreiten. Moderne Programmpakete helfen dabei, Funktionen wie etwa Verkauf, Auftragsabwicklung oder unternehmensübergreifende Warenwirtschaft ins Internet zu verlagern.
Die Systemanbieter haben sich darauf eingestellt. Ansatzpunkte gehen über die Ankopplung eines Web-Shops weit hinaus. Nahezu jede betriebswirtschaftliche Standardsoftware arbeitet mit E-Business-Applikationen zusammen. E-Commerce und Supply Chain Management (SCM) sollen die Logistikprozesse vom Zulieferer bis zum Endanwender durchgängig mit DV abbilden. Wer seine Lieferkette mit SCM-Software optimiert, kann die Zeit bis zur Marktreife eines Produktes drastisch verkürzen.
Neben den Lieferanten werden zunehmend auch die Kunden in den Ablauf unternehmensinterner Geschäftsprozesse integriert. Die Softwaremodule, die für Pflege und Ausbau der Kundenbeziehungen genutzt werden, rangieren unter dem Begriff Customer Relationship Management (CRM). Ihr Vorteil: Der Anwender erhält ein konsistentes Bild vom Kunden, der vorher oft über unterschiedliche Wege an ihn herangetreten ist.
Eine neue Angebotsform erweitert jetzt das ERP-Rückgrat: Über die Verbindung zu elektronischen Branchenmarktplätzen laufen Beschaffungsvorgänge im Internet-Tempo, also in Echtzeit ab. Konzernen dienen diese Plattformen zunehmend auch als Online-Schnittstellen zu ihren Lieferanten. Ziel ist es, sich mit ihnen möglichst weitgehend automatisiert abzustimmen und Just-in-Time-Lieferungen zu optimieren.
Die digitale Revolution erfasst somit die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens – von der Produktion bis zur Logistik, vom Einkauf bis zum Vertrieb, von der Auftragsannahme bis zur Buchhaltung. Die Zielsetzung ist bei allen Teilnehmern die gleiche: Geschäftsprozesse computergestützt zu lenken und zu optimieren. Denn wer seine Vorgänge über das Netz steuert, kann wichtige Vorteile für sich verbuchen. So lassen sich Geschäftsdaten schneller und billiger austauschen, Verwaltungsballast abwerfen und Kunden direkter ansprechen – zu jeder Zeit und in jedem Winkel der Erde. Selbst Kleinunternehmen, die sich eine eigene Auslandspräsenz nicht leisten können, steigen über das Internet zum Global Player auf.
Mittelständler LWB tauscht Daten via Web jetzt schneller aus
Angesichts des rasanten Wandels war der Schwenk zur Web-basierten Business-Lösung auch für die LWB Steinl Landshuter Werkzeugbau GmbH & Co. KG überfällig. Der mittelständische Produktionsbetrieb gehört zu den Unternehmen, die in die Welt hinaus ziehen, um Wettbewerbschancen zu nutzen. Seit fünf Jahren setzen die Bayern das ERP-System P2 der AP AG aus Karlsruhe ein. Mit dem neuen Software-Release leitet IT-Chef Stefan Plüth demnächst den Datentransfer per Internet ein. Ende dieses Jahres sollen die Niederlassungen und Vertriebspartner in USA und Frankreich mit der Standardsoftware verknüpft sein.
Der Mittelständler, der mit 210 Mitarbeitern Gummispritzpressen und Sondermaschinen baut, hat aber weniger den E-Commerce im Fokus. Dem LWB-Manager geht es um zwei Dinge: Der Datenaustausch soll sicherer werden. Für „wesentlich mehr Schutz“, betont Plüth, wird ein Virtual Private Network (VPN) sorgen. Den Hauptvorteil sieht er aber in einer vereinfachten Kommunikation mit den Niederlassungen. Insbesondere die komplexe Angebotserstellung soll davon profitieren.
Bis zu 30 Seiten umfasst ein Angebot. „Das Ausarbeiten geht bisher kompliziert hin und her“, sagt Plüth. Mit Hilfe des Internet werde dies erheblich vereinfacht. Die Mitarbeiter in den Auslands-Niederlassungen arbeiten künftig mit dem ERP-System der Zentrale in Altdorf. Letztendlich sind alle Maßnahmen darauf gerichtet, so Plüth, „Geschäftsdaten schneller, einfacher und reibungsloser auszutauschen“. Ein Servicemodul rundet das Internet-Engagement von LWB vorerst ab. Ab Herbst sollen die Kunden Ersatzteile für ihre Sondermaschinen via Web-Shop bestellen können.
Künftig braucht es wohl nicht einmal mehr Drähte dafür. Ohne Datenstrippen soll es in die mobile Zukunft gehen. Der M-Commerce-Markt wandelt sich mit der flächendeckenden Verbreitung des Mobilfunks zum Milliardenmarkt: Entsprechend hochgesteckt sind die Erwartungen hinsichtlich des Weltmarktvolumens im elektronischen Handel zwischen den Unternehmen (B2B): Marktforscher Gartner Group schätzt das Volumen im Jahr 2004 auf 7,3 Bio. US-$ – knapp 7 % der Weltwirtschaft würden demnach auf das Konto des B2B-Commerce gehen.
Die Herausforderungen für produzierende Unternehmen erhalten mit der New Economy eine neue Dimension. Erik Damgaard, Vice President des dänischen Softwarehauses Damgaard, ist überzeugt davon, dass „derjenige, der sich am E-Business nicht beteiligt, nicht mehr konkurrenzfähig sein und früher oder später auf der Strecke bleiben wird”. Dem pflichtet auch Elliot Maxwell bei: „Wer in fünf Jahren elektronisch keine Geschäfte macht“, mahnte der Sonderbeauftragte des US-Handelsministeriums, „macht bald keine Geschäfte mehr.“
Glossar
ERP – Enterprise Resource Planning; Unternehmensweite Standardsoftware zum Optimieren und Lenken von Geschäftsprozessen wie Vertrieb, Einkauf, Materialdisposition, PPS, Arbeitsvorbereitung, Lagerverwaltung, Buchhaltung oder Personalwesen
SCM – Supply Chain Management; Software für das Management und die Organisation der Wertschöpfungskette. Optimieren des Informations- und Materialflusses vom Lieferanten des Lieferanten durch das eigene Unternehmen bis zum Kunden des Kunden
CRM – Customer Relation- ship Management; Software für das Management von Kundenbeziehungen. Verzahnung von Vertrieb, Marketing und Service
HR – Human Resources; Software für das Personalwesen inklusive Zeit- und Projektmanagement sowie Aus- und Fortbildung
E-Commerce – Electronic Commerce; Elektronischer Austausch und Abwicklung von Informationen, Gütern, Dienstleistungen, Zahlungen und Geschäftstransaktionen im Internet
M-Commerce – Mobile Commerce; Mobile Variante des E-Commerce. Seit kurzem können Internet-Inhalte wie Mails, Adressen, Termine oder Kontostände aufs Handy übertragen werden. Dies geschieht mit dem Wireless Application Protocol (WAP), einem der Internet-Sprache HTTP verwandten Übertragungsprotokoll
ASP – Application Service Providing; Bezug von Business-Anwendungen auf Mietbasis unter Einsatz des Internet oder anderer kostengünstiger Kommunikationsmedien
E-Procurement – Online-Einkauf; Unternehmen wickeln Teile ihrer Beschaffung über das weltweite Netz ab
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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